Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Aussteiger sammelt auf der Alm neue Lebenserfahrungen

Martina Gahleitner, 28.08.2018 15:05

KLEINZELL. „Auf da Alm sog“n die Leit, is des Himmelreich neamma weit.“ Bernhard Pröll erlebt das gerade hautnah und kann nur bestätigen, dass auf der Alm ein ganz eigenes Leben herrscht. Seit Mitte Juni arbeitet der Kleinzeller auf der Muhreralm in Lungau und findet auf 1.659 m Höhe zu sich selbst.

  1 / 8   Bernhard Pröll und seine Kollegin Anja aus Deutschland greifen einen Almsommer lang Sennerin Maria Gruber (Mitte) auf der Muhreralm unter die Arme. Foto: Pröll

Mehr als 100 Jahre alt ist die Almhütte im Großkessel bei Zederhaus, in der Bernhard Pröll einen Almsommer verbringt. Gemeinsam mit der 78 Jahre alten Sennerin und einer weiteren beruflichen Aussteigerin aus Deutschland schaukelt der Mühlviertler den Betrieb, der ihm aber mehr abverlangt als erwartet. „90 Stunden-Wochen sind hier normal“, erzählt der ehemalige Regionalleiter eines großen Unternehmens.

Langer Tag

So ein Tag auf der Alm beginnt schon um fünf Uhr früh: „Einer von uns Almhaltern ist im Stall Kühe melken, der andere hat Innendienst.“ Denn die sieben Milchkühe liefern täglich frisch den Rohstoff für die regionstypischen Almprodukte, die später den Gästen aufgetischt werden. Almkäse, Topfen, Butter oder Buttermilch werden hier auf der Muhreralm produziert. Daneben können sich Wanderer oder Radfahrer bei einer Brettljause oder Kaspressknödelsuppe, bei Topfennudeln oder Speckbroten im urigen Ambiente stärken.

Almrunden sind Pflicht

Neben der Arbeit auf der Almhütte sind da noch die 45 Jungtiere auf der Hochalm. „Jeden zweiten Tag müssen wir sie zählen und wenn welche abgehen, suchen“, berichtet Pröll. Bei einer Gesamtfläche von 225 Hektar ist man da oft lange unterwegs. „Man ist auf jeden Fall ausgelastet und weiß am Abend, was man den ganzen Tag lang gemacht hat“, sagt der 54-jährige Mühlviertler.

Leben auf niedrigstem Level

Auf sein neues Leben auf der Alm hat sich Pröll mit einem speziellen Kurs vorbereitet. Trotzdem war der erste Tag spannend, erzählt der Kleinzeller Aussteiger, schließlich habe er noch nie eine Kuh gemolken oder Käse gemacht. „Es ist eine super Lebenserfahrung, die einem keiner mehr nehmen kann“, zieht er schon mal positive Zwischenbilanz. „In diesen drei Monaten sieht man, mit wie wenig man eigentlich auskommt. Denn hier auf der Alm lebt man auf niedrigstem Level – es geht nicht anders.“ So funktioniert etwa sein eigenes Handy kaum, telefoniert wird mit einem alten Nokia, für das eine eigene Antenne am Hüttendach montiert wurde. Einen Internet-Zugang zu finden ist schwierig. Und der Strom wird mit einem kleinen Kraftwerk selbst gemacht. Es könne aber schon mal vorkommen, dass es drei Tage keinen Strom gibt, nimmt“s Bernhard Pröll gelassen.

Alles hat ein Ende...

Seine Zeit in luftiger Höhe, ganz nah am Himmel, ist aber begrenzt: Mitte September kann schon der erste Schnee kommen und dann müssen die Tiere runter von der Hochalm und die Arbeit wird weniger. Und dann geht auch der lehrreiche Almsommer für den Mühlviertler zu Ende.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden