„Ich hoffe auf einen Kulturwechsel im heimischen Volleyballverband“
NÖ. In der heimischen Volleyballszene hört man vermehrt von Verstimmungen und Kontroversen. Tips bat daher den NÖ-Volleyballpräsidenten Thomas Mayer zum Gespräch über die „Amstettner Watschenaffäre“ und die Unstimmigkeiten auf Bundesebene.
Tips: Es rumort in der Volleyballszene Österreichs. Ein Funktionär hat einen Nachwuchsspieler geohrfeigt. Was sagen Sie als NÖVV-Präsident dazu?
Mayer: Es gibt einen unerfreulichen Vorfall und der ist dem Volleyball nicht zuträglich. Damit müssen wir richtig umgehen.
Tips: Was ist der richtige Umgang?
Mayer: Der richtige Umgang ist, dass man sich entschuldigt und für seine Fehler gerade steht. Das ist geschehen, das ist sehr positiv und extra hervorzuheben. Der zweite Schritt ist, dass man die nötigen Konsequenzen ziehen muss.
Tips: Wie schauen diese aus?
Mayer: Zumindest der Rücktritt aus der führenden öffentlichen Funktion im österreichischen Volleyballverband (ÖVV), da führt kein Weg daran vorbei. Die nötigen Konsequenzen im Verein müssen die Verantwortlichen selber treffen. Das möchte ich ihnen nicht über die Medien ausrichten.
Tips: Man hört, dass ein Disziplinarverfahren beim ÖVV gegen Sie eingeleitet werden soll. Worum geht es?
Mayer: Es werden mir Dinge vorgeworfen, die nicht stimmen. Ich bin dabei, sie zu entkräften. Ob das in einem Disziplinarverfahren endet, wird man sehen.
Tips: Hängt das mit der Tätlichkeit in Amstetten zusammen?
Mayer: Ja. Dieser Vorfall wurde über ein anonymes E-Mail an die Öffentlichkeit gebracht und wird auch dort diskutiert, und ich werde dafür zum Sündenbock gemacht.
Tips: Es muss doch klar sein, dass so etwas publik wird. Das kann man aber nicht jenen vorwerfen, die darüber reden oder schreiben. Sollte man nicht eher über die Konsequenzen der Tätlichkeit diskutieren?
Mayer: Hätten die Verantwortlichen sofort die nötigen Konsequenzen gezogen, wäre die öffentliche Diskussion überflüssig. Die drehen nun aber den Spieß um, und nicht die Tätlichkeit, sondern die öffentliche Diskussion darüber wird als schädlich dargestellt. Heikel wird es dann, wenn mir unterstellt wird, ich würde aktiv dem Verein schaden wollen. Vereinsschädigendes Verhalten lasse ich mir nicht umhängen. Daher habe ich dieses Verfahren gefordert, nachdem die Vorwürfe mir gegenüber ausgesprochen wurden.
Tips: Allgemein gefragt: Wie ist Ihr Verhältnis zu ÖVV-Präsident Peter Kleinmann?
Mayer: Angespannt, wir haben hin und wieder Auffassungsunterschiede. Aber wir müssen nicht die besten Freunde sein.
Tips: Gibt es Ihrer Meinung nach ein Naheverhältnis zwischen Präsident Peter Kleinmann und dem VCA?
Mayer: Das kann ich nicht beurteilen. Es gibt ein Naheverhältnis zwischen dem VCA-Sportdirektor und Präsident Kleinmann. Beide sind Vorstandsmitglieder im ÖVV. Und der VCA ist in einer Spielgemeinschaft mit den Hotvolleys. Mehr kann ich nicht sagen.
Tips: Wie mutet es Ihnen als Landespräsident an, dass die Wiener Hotvolleys eine Spielgemeinschaft mit dem VCA Amstetten eingegangen sind?
Mayer: Der Sinn dahinter ist mir unverständlich. Beide Vereine spielen mit eigenen Mannschaften in der 2. Bundesliga und bei Nachwuchsmeisterschaften.
Tips: Könnte es sein, dass die Hotvolleys dadurch ihre Akademie erhalten? Immerhin braucht es einen Bundesligaverein (1. Bundesliga) für eine Akademie. Und die Hotvolleys spielen nicht in der 1. Bundesliga.
Mayer: Das könnte sein, aber in diese Hintergründe haben wir als Landesverband keinerlei Einblick.
Tips: Wagen wir den Blick in die Glaskugel: 2018 wird der Vorstand des ÖVV neu gewählt. Wer ist danach Präsident im ÖVV?
Mayer: Das lässt sich aus meiner Sicht überhaupt nicht abschätzen. Ich hoffe auf einen „Kulturwandel“ im ÖVV.
Tips: Die Bundesmeisterschaften der U19 finden nun doch nicht in Melk statt. Wie sehr kränkt Sie das?
Mayer: Enorm. Ich bin der Meinung, dass dem Volleyball damit nichts Gutes getan wird. Da wird eine gut funktionierende Volleyballinfrastruktur aufgrund von sehr fragwürdigen Bestimmungen einfach benachteiligt.
Tips: Welche fragwürdigen Bestimmungen?
Mayer: Fakt ist, und das gefällt mir überhaupt nicht, dass es Bestimmungen für Jugendveranstaltungen gibt, die meiner Meinung nach nicht sinnvoll sind. Gegen diese Bestimmungen können Ausnahmen erlassen werden oder nicht. Für Melk gibt es keine Ausnahme. Damit zerstört man Volleyball in einer funktionierenden Einheit. Das schadet dem Sport.
Tips: Einmal ist die Melker Halle zu niedrig, ein andermal zu schmal.
Mayer: Sie ist zu niedrig und zu schmal. Gefordert sind auch bei diesen Veranstaltungen – U17 und U19 weiblich – neun Meter Höhe. Gefordert sind Freiräume, hinten fünf Meter und seitlich drei Meter. Da kann man darüber diskutieren, ob das notwendig ist. Aber das ist gar nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass außerhalb dieser Bestimmungen, weil sie nur sehr wenige erfüllen, Ausnahmen vergeben werden. Und die werden einmal vergeben und ein andermal nicht.
Tips: Geschieht das nach Willkür?
Mayer: So sieht es aus.
Tips: Sollte es dafür nicht transparente Richtlinien geben?
Mayer: Ja, es sollte klare, sinnvolle Bestimmungen geben, an deren Erstellung auch die Landesverbände miteinbezogen werden. Diese sollten dann eingehalten werden. Dann wissen die Landesverbände, welche Vereine eine Österreichische Meisterschaft veranstalten können und welche nicht. Damit verhindert man den Eindruck, dass manche gleicher sind als andere.
Tips: In Melk wird es also keine Bundesmeisterschaft mehr geben?
Mayer: Bis U15 geht es. Darüber hinaus zur Zeit nicht.
Tips: Verweigert man dadurch dem ländlichen Raum den Zugang zum Volleyball-Nachwuchsspitzensport?
Mayer: Das Argument ist, dass die geforderte Infrastruktur dadurch geschaffen werden soll. Das verstehe ich. Aber es gibt auch Fakten, die klar zeigen, dass manche Orte diese Forderung nicht erfüllen werden – und für Melk trifft das zu. Damit behindert man von oben die Entwicklung unseres Sports überall dort, wo es eine lebendige, begeisterte Volleyballgemeinschaft gibt, aber die Halle dem ÖVV zu klein ist.
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