STEYR. Das Schenkhaus ist derzeit geschlosssen. Weil körbe- und säckeweise Sachen auf den gerade einmal neun Quadratmetern wild abgestellt wurden und so ein immenses Chaos entstanden ist, sah sich Sabine Fröhlich-Diemer dazu gezwungen.
„Der Aufwand des Aufräumens war nicht mehr zumutbar“, sagt Fröhlich-Diemer. Vor zwei Jahren fand die Steyrerin in Immobilien-Unternehmer Wolfgang Schober einen Partner zur Verwirklichung eines offenen Raumes, wo Menschen tadellose Dinge verschenken können. Die Idee, der Verschwendung von Waren ein Schnippchen zu schlagen, fand großen Zuspruch: Die Regale in der Stelzhamerstraße 11a füllten und leerten sich rege; Anwohner sahen immer wieder freiwillig nach dem Rechten.
Beginn der Krise
„Zu Beginn der Coronakrise haben wir das Haus dann zugemacht“, erklärt Fröhlich-Diemer. Allerdings brachten die Leute weiter Sachen – stellten sie sorglos vor der Tür ab. Manche, die Fröhlich-Diemers Privatadresse von ihrer früheren Schenkkiste am Gartenzaun kannten, deponierten Sachen sogar dort. Mit der ersten Öffnungsphase Anfang Mai habe Fröhlich-Diemer deshalb wieder aufgesperrt – samt Schild mit corona-konformen Nutzungsregeln.
Dann kam Warenflut
„Was folgte war eine regelrechte Flut an Sachen“, so die Steyrerin. Viele Menschen hatten die Zeit des Shutdowns offenbar zum Ausmisten ihrer Keller und Dachböden genutzt. Freilich bot in der akuten Krisenzeit kein Flohmarkt Gelegenheit zur Warenabgabe, Sammelstellen hatten zu, weiß Fröhlich-Diemer. Leider sei so aber ein untragbares Chaos im Schenkhaus eingekehrt. „Ich musste abends fast jedes Mal früher zusperren, damit wir bzw. Helfer die ganze Vermüllung beseitigen konnten. Das dauerte immer mehrere Stunden.“
„Sehr viel Müll“
Sogar leere Klopapierrollen und leere Zahnpasta-Tuben waren ins kleine Haus gebracht worden. „So etwas hat im Schenkhaus einfach keinen Platz. Ebenso wenig die vielen einzelnen Schuhe, die wir immer wieder finden“, appelliert Fröhlich-Diemer an die Bevölkerung. Weil das Haus heillos überfüllt war, zog sie die Reißleine. Und doch landen weiter Sachen vor dem Eingang, fast die Hälfte davon ist Müll. Zuletzt ein herausgerissener alter Teppichboden.
Verantwortung
„Das Schenkhaus funktioniert rein über Eigenverantwortung – es gibt kein Personal, das hinter den Besuchern aufräumt“, so Fröhlich-Diemer. Grundgedanke sei auch, dass die Menschen nur Dinge schenken, die für andere noch von echtem Nutzen sind: intakte Geräte, hygienisch saubere Kleidung, vollständige Spielsachen etc. „Wer etwas bringt, sortiert es selbst ordentlich in die Regale ein bzw. hängt die Sachen an den Bügeln auf. Was nicht Platz findet, muss wieder mit.“
Wann das Schenkhaus erneut aufsperrt ist ungewiss. „Wir werden abwarten, wann bzw. ob sich die Situation wieder normalisiert“, so Fröhlich-Diemer.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden