Sales-Essen mit Asylwerbern: "Heimat ist da, wo ich sicher bin"
LANGENSTEIN. „Eine Willkommenskultur hat hier lange Tradition. Die Pfarre, die Gemeinden sowie viele Ehrenamtliche arbeiten Hand in Hand, seit vor 20 Jahren viele Bosnienflüchtlinge angekommen sind.“ So beschrieben Andrea Wahl (Integrations-Arbeitskreisleiterin), Katharina Starzer (Einsatzleiterin Volkshilfe) und Monika Weilguni (Pastoralassistentin) ihre Zusammenarbeit.
Am 19. Jänner konnten sich zahlreiche Journalisten im Rahmen des „Sales-Essen“ im Wohnprojekt Langenstein davon überzeugen. Der Gedenktag von Franz von Sales war dieses Jahr dem brisanten Thema Flucht und Vertreibung gewidmet. Weltweit sind so viele Menschen auf der Flucht, wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. In den Gemeinden Langenstein, St. Georgen/Gusen und Luftenberg leben derzeit rund 150 Asylwerber. Das Wohnprojekt Langenstein hat wurde zunächst privat geführt und 2004 an die Volkshilfe übergeben. Katharina Starzer (Einsatzleiterin der Volkshilfe Migrantenbetreuung Bezirk Perg und Freistadt) stellte das Haus und einige Bewohner vor. Bei traditionellen Speisen, zubereitet von Küchenchef Rahman, wurden interessante und berührende Gespräche geführt.
Flüchtlinge wollen zeigen, was sie können
„Ich bin sehr froh, hier zu sein mit Monika, Gundi, Poldi, Karin, Franz und Chefin Katharina,“ kann Ahmad Reshack Faqiree (23) aus Afghanistan seinen Betreuern nicht genug danken. Er ist seit vier Jahren in Österreich, hat die Hauptschule besucht und darf im Status als „subsidiär Schutzberechtigter“ einer geregelten Arbeit nachgehen, was ihn von „Asylwerbern“ im herkömmlichen Sinn unterscheidet. Nachdem Taliban sein Haus in die Luft gesprengt hatten, entschloss sich Familie Karimi zur Flucht: Vater Atiqulla berichtete von wochenlangen Fußmärschen und Misshandlungen. Er war in Afghanistan als Schweißer und Schlosser tätig und erledigt gemeinnützige Arbeiten im Seniorenwohnheim oder im Bauhof. Die junge Mays Alham Sabi (29) aus Syrien ist seit elf Monaten in Langenstein. „Meine Heimat ist da, wo ich sicher bin“ sagt sie und möchte allen Österreichern danken. Sie will hier ihr Technikstudium abschließen und wird von Leopoldine Haslhofer (Verein für mich und du) tatkräftig unterstützt. Die „Poldi“, wie die engagierte Betreuerin liebevoll genannt wird, schaut immer wieder, wo Hilfe benötigt wird und unterrichtet im Wohnprojekt seit acht Jahren ehrenamtlich Deutsch. „Es gibt Ängste und kritische Stimmen, aber die Willkommenskultur überwiegt. Es ist ein Lernprozess, aber durch offenes Ansprechen von Problemen können Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Ein Beispiel dafür ist, dass Männer in Afghanistan Frauen nicht die Hand geben dürfen. Sie haben inzwischen gelernt, dass es bei uns üblich und selbstverständlich ist“, meint Andrea Wahl im Tips-Gespräch.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden