„Neben dem Umweltgedanken ist mir auch die soziale Komponente wichtig“
PASCHING. Am Freitag, 4. Juni, öffnete das Repair-Café in Langholzfeld erstmals seine Pforten. Initiatorin Anita Trauner ist sich sicher, dass das Angebot gerade in der Zeit nach Corona immer wichtiger wird. Der Ansturm war beim ersten Termin jedenfalls schon sehr groß.
Den Gedanken, ein Repair-Café zu initiieren, gibt es schon länger. Mit dem Hintergedanken, auch das Pfarrleben in Langholzfeld etwas zu beleben, hat sich Anita Trauner gedacht, müsse man das auch in Pasching unbedingt einmal probieren. Gemeinsam mit derzeit vier Fachleuten aus der direkten Umgebung – manche davon hatten schon vor einiger Zeit die Idee, ein Repair-Café zu starten – setzte sie ihre Vorstellungen schnell um.
„Die Bereitschaft zum Mitwirken war sofort da. Viele Menschen haben sich spontan bereit erklärt, hier mit dabei zu sein“, ist Trauner von der tollen Unterstützung beeindruckt. Gemeinsam mit einigen Freiwilligen, die sich um die Ausschank kümmern, waren alle gespannt, wie der Zuspruch beim ersten Termin ausfallen würde. „Das Wichtigste ist neben den ‚logischen‘ Vorteilen von Ressourcen schonen, Abfall sparen usw. für mich die Gemeinschaft. Dass die Menschen jetzt wieder zusammenkommen, sich anlachen und viele gute neue Ideen entstehen. Das ist mein innerster Beweggrund. Ich bin mir ganz sicher, dass sich aus diesem Repair-Café ganz viel entwickelt“, so Anita Trauner.
Begeistert angenommen
Die Vorbereitungen hatten sich für die Organisatoren ausgezahlt. Schon vor 16 Uhr kamen die ersten Interessenten. Waren manche Gäste nur neugierig und machten es sich erstmal bei Kaffee und Kuchen im Pfarrheim bequem, hatten andere schon ihre nicht mehr funktionsfähigen Geräte dabei und hofften auf Unterstützung beim Reparieren.
Wegwerfgesellschaft entgegentreten
Der Grundgedanke eines Repair-Cafés ist natürlich, dass viele Geräte, die nicht mehr funktionieren, nicht sofort weggeworfen werden müssen. „Oft ist wirklich nur ein Teil kaputt. Wir wollen das machen, um die Menschen zu unterstützen. Wenn sich jemand damit auskennt, kann man so viel Geld sparen“, erläutert einer der „Techniker“ – im Brotberuf Elektriker –, der damit auch ganz gezielt der Wegwerfgesellschaft entgegentreten möchte. „Viel zu oft wird voreilig einfach ein neues Gerät bestellt, wenn etwas nicht mehr geht.“ Anita Trauner ist sich auch sicher, dass sich auch sonst in Zukunft einiges ändern wird: „Das Geldtascherl wird nicht mehr so voll sein. Das sehe ich jetzt vermehrt. Das wird nicht mehr selbstverständlich sein, dass man sich so einfach ein neues Gerät zulegen kann, wenn das alte kaputt gegangen ist.“
Hilfe zur Selbsthilfe
Schon in den ersten Minuten wurde klar, worum es den Organisatoren in Pasching geht. Zwei Frauen aus Traun waren mit ihrer alten Nähmaschine angerückt, die den Stoff nicht mehr weiter transportierte. Als nach einer gründlichen Reinigung des Geräts auch durch eine ausgewiesene Expertin der Grund für das Versagen der Maschine nicht ausgemacht werden konnte, war es damit aber noch nicht getan. Sofort standen die fachkundigen Schrauber mit weiteren Ratschlägen zur Verfügung und gaben den Kontakt eines spezialisierten Reparaturservices weiter, mit dem sie auch selber schon gute Erfahrungen gemacht hatten. „Wenn wir etwas nicht selber reparieren können, versuchen wir, wenigstens auf diese Weise weiterzuhelfen“, so der gemeinsame Tenor. Bei einer Kaffeemaschine wurde der Grund des Fehlers schnell gefunden.
Groß war die Freude, als der Besitzerin mitgeteilt wurde, dass nur eine Sicherung auszutauschen sei und diese nur wenige Euro kosten würde. „Das ist wirklich großartig. Hätte ich nicht vom Repair-Café erfahren, wäre die Maschine wohl schon im Müll gelandet“, so die Frau überglücklich. Bei allen Geräten kann natürlich nicht geholfen werden. „Einen Notebook-Spezialisten haben wir jetzt nicht da. Aber wenn Bedarf besteht, kann man ja andenken, dass man ihn einmal im Monat einlädt“, so einer der Fachleute. „Wir sind jetzt einmal komplett offen für alles, was die Leute mitbringen.“ Von alten Radios, Standuhren aus den 50er Jahren oder einer Kaffemühle waren schon beim ersten Termin viele Besitzer froh, eine fundierte Hilfe erhalten zu haben.
Ort zum Zusammenkommen
Besonders die soziale Komponente darf für Anita Trauner aber auch nicht zu kurz kommen: „Es geht um Kommunikation. Darum, Menschen zusammenzuführen. In Langholzfeld haben wir sonst eh kaum noch Möglichkeiten. Abstand halten müssen wir wegen Corona, ansonsten wollen wir mit diesem Projekt näher zusammenrücken. Wir wollen so die Gruppe stärken und ich bin sicher, das zieht dann weitere Kreise.“
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