
LINZ/LINZ-LAND. Nach vier Semestern kann nun endlich wieder Campus-Luft geschnuppert und nach der Vorlesung mit den Studienkollegen ein Kaffee oder ein Bier genossen werden. Doch spurlos gingen die zwei vergangenen Jahre, in denen viele ihre Studienkollegen nicht kennenlernen konnten, nicht vorbei. Tips hat sich bei den Studenten umgehört.
Die ÖH JKU ermittelte gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut IMAS in einer Studie die derzeitige Stimmung der Studenten sowie die Nachfolgen der Krisenzeit. An der Online-Befragung nahmen 1.900 Studierende teil. Laut den Ergebnissen ist die allgemeine Zufriedenheit der Studenten im Vergleich zu den beiden Vorjahren leicht rückläufig, aber dennoch auf einem hohen Niveau. Etwa ein Viertel ist sehr zufrieden, drei Fünftel sind eher zufrieden. „Auffällig ist, dass die Zufriedenheit mit der Dauer des Studiums weiter abnimmt“, so die ÖH-Vorsitzende Vanessa Fuchs. Soziale Kontakte an der Universität zu knüpfen, war in den letzten vier Semestern nicht gerade einfach. Sich nicht persönlich miteinander austauschen zu können, ließ auch die psychische Gesundheit der Studenten nicht ganz unberührt.
Psychologische Beratung
Bei der Befragung gaben 67 Prozent der Studierenden an, dass sie ihre Mitstudierenden kaum kennen; 58 Prozent, dass sie unter der Belastung der Pandemie leiden und antriebslos sind. Die ÖH fordert daher, dass das Angebot der psychologischen Studierenden-Beratung aufgestockt werden soll. Bis dahin sollen Studenten mit bis zu 500 Euro aus dem eingerichteten „Mental Health Fond“ für private psychologische Beratungsstunden unterstützt werden.
Meinung der Studenten
Neben der Freude über die Rückkehr zur Normalität, mussten sich viele jedoch erst wieder an die neuen alten Umstände gewöhnen. „Die Online-Lehre hatte definitiv viele Vorteile. Es gab mehr Material und aufgezeichnete Lehrveranstaltungen zum Lernen. Ich finde es gut wieder am Campus zu sein, auch wenn nun wieder alte Probleme auftauchen, wie zum Beispiel die nicht so guten Öffi-Verbindungen“, so der JKU-Student Felix Bauer aus St. Florian. „Wenn du Zeit mit vielen Menschen verbracht hast, hat das zu Beginn auch Stress bedeutet – weil man es einfach nicht mehr gewohnt war. Ich bin aber wirklich froh, mein altes Leben wieder zurück zu haben, auch auf der Universität – das schätz ich jetzt noch mehr wie zuvor“, freut sich auch Romana Posch aus Ansfelden über die Rückkehr zu den Präsenz-Lehrveranstaltungen. Wieder lernen, neu mit der Situation umzugehen, musste auch Bianca Padinger aus St. Marien: „Ich habe fast die Hälfte meines Studiums im Online-Modus absolviert. Die Rückkehr zur Präsenzlehre war ungewohnt – man hat im Grunde gelernt, mit den neuen Umständen umzugehen. Trotzdem kann keine Online-Veranstaltung den persönlichen Kontakt an der Uni ersetzen.“
Situation im Herbst
Wie die Pandemie-Situation im Herbst sein wird, steht noch in den Sternen. Viele Studenten befürchten einen erneuten Umstieg auf die Online-Lehre und fordern Planungssicherheit. Auch die 23-jährige Studentin Romana Posch ist sich unsicher, was den weiteren Verlauf ihres Studiums im Herbst betrifft: „Ich bin froh, dass fast alles wieder in Präsenz abgehalten wird. Jedoch kann ich dem Ganzen noch nicht so ganz vertrauen und hab ständig das mulmige Gefühl, dass in ein paar Monaten eh wieder alles online sein wird.“
Viele Studenten, die an der IMAS-Studie teilnahmen, nannten vor allem die Planungsunsicherheit als große Herausforderung. Die ÖH sieht das Erstellen von Konzepten schon jetzt als notwendig. Es solle später nicht aus der Situation heraus gehandelt, sondern das Wintersemester geplant und vorbereitet abgehalten werden. „Wir und das Rektorat sind uns einig, dass die Kurse in Präsenz bleiben sollen – solange es die Situation natürlich erlaubt. Es müssen Konzepte erarbeitet werden, damit wir wissen, auf was wir uns einstellen müssen und auf alle möglichen Situationen vorbereitet sind“, so die Vorsitzende der ÖH JKU Vanessa Fuchs.