Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Hermann Krist: "Ich will einmal erleben, dass wir die ÖVP in die Opposition schicken"

Laura Voggeneder, 30.07.2019 18:30

LINZ-LAND. Seit 2002 ist SPÖ-Bezirksgeschäftsführer Hermann Krist im Nationalrat vertreten. Bei der Wahl im Herbst tritt er noch einmal an – und will die ÖVP in der Opposition sehen, erzählt er Tips beim Sommergespräch in der Bezirksparteizentrale in Traun.

  1 / 2   Hermann Krist (60) hat heuer im Sommer nur kurze Ruhepausen. Ibiza-Gate hat den letzten Urlaub in Kos im Mai unterbrochen. Foto: Tips/Voggeneder

von Laura Voggeneder und Bianca Padinger

Tips: Wie geht die Bezirkspartei den Wahlkampf an?

Hermann Krist: Ab Mitte August gibt es ein Urlaubsverbot. Anfang Juli haben wir in einer Organisationssitzung Veranstaltungen, Ideen und Wünsche besprochen. Wir sind eine aktive Gruppe, die viel unterwegs ist. In Linz-Land war die SPÖ bei jeder Wahl immer die stärkste Partei. Bei der EU-Wahl haben wir dank der Briefwähler die meisten Stimmen bekommen. Das wollen wir halten.

Tips: Auf welche Themen setzt die SPÖ im Wahlkampf?

Krist: Wir arbeiten mit den Themen leistbares Wohnen, Pflege und Pflegekräfte, Bildung und Kinderbetreuung sowie Klimaschutz und Umwelt. Ein Hauptthema gibt es nicht. Wir starten in Oberösterreich mit derselben Liste wie beim letzten Wahlkampf, das ist eine erfahrene Truppe.

Tips: Welche Themen sind in Linz-Land wichtig?

Krist: Das ist so unterschiedlich. Es braucht leistbare Wohnungen für junge Leute und Familien. Dass die „Aktion 20.000“ vorzeitig abgedreht wurde, war eine Frechheit. Am AMS Traun sind konkret 53 Langzeitarbeitslose betroffen, kürzlich haben wir deshalb auch in Traun protestiert. Ein wichtiges Thema ist auch der Verkehr: Die B139-Umfahrung Haid und die Verlängerung der Straßenbahn nach Ansfelden müssen endlich kommen.

Tips: Wie wollen Sie mit den Wählern in Kontakt kommen?

Krist: Ein neues Format der SPÖ Oberösterreich sind die sogenannten Townhall-Meetings. Dabei wollen wir in unkonventionellen Locations mit den Leuten ins Gespräch kommen. Darauf freue ich mich schon, das kenne ich noch aus meiner Zeit als Gewerkschafter. Das Ziel ist, unsere Themen zu kommunizieren.

Tips: Warum geht die SPÖ in der Medienberichterstattung so unter?

In den Medien kommen wir kaum vor. Gewisse Gratismedien schreiben uns nieder, weil ihnen durch unseren Misstrauensantrag wertvolle Wahlkampfinserate der Ministerien entgehen. Die Experten-Minister haben kein Interesse daran, sich zu präsentieren. Unsere Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner ist überall vernichtet worden. Beim „Frühstück bei mir“ wurden ihr nur persönliche Fragen gestellt. Kurz hat sie keine einzige Frage zu seinem Privatleben gestellt.

Tips: War für Sie klar, dass Sie wieder für den Nationalrat kandidieren?

Krist: Ja, ich bin fit und nicht pensionsreif. Durch die Neuwahl hat es sich so ergeben, dass ich nach der Legislaturperiode 65 Jahre alt bin und dann höre ich auf. Jetzt möchte ich es aber noch einmal so richtig wissen und erleben, dass wir die ÖVP in die Opposition schicken. Das wäre ein Lebenstraum von mir.

Tips: Ist das realistisch?

Krist: Es wird schwierig, aber man muss Träume haben. Immer wurde die SPÖ abgestraft. Ich kann nachvollziehen, wenn jemand die FPÖ wählt, weil er angefressen ist. Wie die Lemminge der ÖVP nachzulaufen, die seit 30 Jahren das Finanzministerium besetzt, ist für mich unverständlich.

Tips: Stellt sich da nicht Resignation ein?

Krist: Resignieren ist keine Option. Es gibt uns 127 Jahre, das muss einmal eine Partei schaffen. Die Partei und die Bewegung sind so stark. Gemeinsam mit Multiplikatoren aus Vereinen und der Gewerkschaft wollen wir eine große Power-Bewegung zusammen bekommen. Mein Ziel ist auch, die Gruppe der Nichtwähler zu motivieren. Rainer Wimmer von der Gewerkschaft steht Pam zur Seite. Wir hoffen, dass wir das gute Ergebnis der Arbeiterkammer-Wahl mitnehmen können und dass die Gewerkschafter in ihren Orten für uns aktiv werden. Alois Stöger ist in Oberösterreich immer noch bekannt, auch mich kennt man wie einen bunten Hund in Linz-Land.

Tips: Ist Pamela Rendi-Wagner die richtige Spitzenkandidatin für die Nationalratswahl?

Krist: Pam ist kompetent und gescheit. Sie ist Tropenärztin, Mutter zweier Kinder, Klubobfrau und Parteivorsitzende: Bis auf die Barbara Prammer fällt mir kaum jemand ein, der dieses Format hat. Wir wissen, dass es Vorbehalte gegen sie gibt. Alfred Gusenbauer hat auch keiner den Sieg zugetraut. 14 Tage vor der Wahl haben wir die Sache umgedreht und das Wissen treibt uns an.

Hermann Krist (SPÖ)

geboren am 21. Juli 1959 in Ansfelden (Ziehberg)

lebt seit 1986 in Puckingist

in einer Partnerschaft, zwei erwachsene Töchter

Nationalratsabgeordneter (Sportsprecher, Südtirolsprecher)

SPÖ-Bezirksparteivorsitzender Linz-Land (beides seit 2002)


Mehr zum Thema

Artikel

Hermann Krist spricht im Tips-Sommergespräch über die Oppositionsrolle der SPÖ und das Martyrium der B139

LINZ-LAND. Nach Wolfgang Stanek (ÖVP) und Karin Chalupar (Grüne) haben wir Hermann Krist, Vorsitzenden der SPÖ Linz-Land, zum ...


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden