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Wolfgang Stanek: „Bei den asylwerbenden Lehrlingen sollte Gnade vor Recht ergehen“

David Ramaseder, 21.08.2019 09:31

LINZ-LAND. Seit 1995 ist Wolfgang Stanek Bezirksparteiobmann der ÖVP in Linz-Land.Im Tips-Sommergespräch hatder Wilheringer Kommunikationstrainer über asylwerbende Lehrlinge, den anstehendenWahlkampf und die türkisblaue Koalition gesprochen.

Wolfgang Stanek plädiert als Sicherheitssprecher für mehr Polizisten im Einsatz. Foto: Tips
Wolfgang Stanek plädiert als Sicherheitssprecher für mehr Polizisten im Einsatz. Foto: Tips

Tips: Seit wann sind Sie politisch aktiv?

Wolfgang Stanek: Ich bin von 1982 bis 1991 im Büro des damaligen Landeshauptmann Stellvertreters als Büroleiter bzw. als Büroleiter-Stellvertreter in der Landespolitik tätig gewesen, allerdings in einem Angestelltenverhältnis. Ich bin dann 1989 zum Landesobmann der Jungen ÖVP gewählt worden und über diese Funktion 1991 erstmals in den oberösterreichischen Landtag gewählt worden. Seit dieser Zeit bin ich ununterbrochen Mitglied des Landtages, in den verschiedensten Funktionen und Ausschüssen.

Tips: Was hat Sie bewogen in die Politik zu gehen?

Stanek: Politisches Engagement entwickelte sich bei mir schon in der Schul- und Studentenzeit heraus. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten: entweder man bleibt am Stammtisch sitzen und sudert herum was alles nicht passt und was schlecht ist. Oder man nutzt die Chance und geht selbst in die Politik und versucht dann einfach so gut als möglich mitzugestalten. Ich denke das ist aber auch die Aufgabe eines Politikers, dass ich wirklich so gut wie möglich das Ohr bei den Menschen habe und nachfühle was die Menschen bewegt und für die Menschen wichtig ist.

Tips: Wie gelingt es Ihnen, die Menschen zu erreichen?

Stanek: Ich bin einerseits Abgeordneter, habe aber auch eine Beratungsfirma. Ich mache viele Beratungsgespräche und Trainings in einem Jahr, so komme ich auch sehr direkt zu den Menschen. Es geht oft gar nicht darum, dass man sagt, jetzt bin ich als Politiker da und jetzt reden wir über Politik. Menschen reden, wenn man sie ein bisschen besser kennenlernt einfach über die Dinge die sie bewegen und das ist in Wirklichkeit schon Politik.

Tips: Warum haben Sie sich der ÖVP angeschlossen?

Stanek: Weil ich von den Grundsätzen der ÖVP absolut überzeugt bin. Ein ganz wesentlicher Grundsatz ist der, dass die ÖVP sehr stark auf die Eigenverantwortung und die Eigenständigkeit des Menschen setzt. Ich halte sehr viel von der Eigenverantwortung die jeder für sich hat.

Tips: Was spricht sie an der ÖVP nicht ganz so an?

Stanek: Das ist wie in jeder Familie, man ist natürlich nicht mit allem hundertprozentig einverstanden. Wenn ich ein Beispiel bringe, dann ist das schon die Tatsache, dass mir auf Bundesebene überhaupt nicht getaugt hat, dass man aufgrund der 500 bis 600 asylwerbenden Lehrlingen hart geblieben ist und gesagt hat, kommt nicht in Frage. Wenn das Verfahren negativ ist, dann werden die abgeschoben. Weil ich in diesem Fall der Meinung bin, da hätte man auch Gnade vor Recht ergehen lassen sollen. (Anm.: Das Sommergespräch wurde geführt, bevor sich LH Stelzer zu dieser Thematik zu Wort meldete.)

Tips: Wie sehen Sie den „neuen Stil“ und die türkise Neupositionierung in manchen Bereichen?

Stanek: Ich denke der Kurs des Sebastian Kurz, viele Dinge einmal anders zu denken als das bisher in der alten rot-schwarzen Koalition der Fall war und dass da ganz wesentliche Änderungen vorangetrieben werden, das wird in einem absolut großen Ausmaß in der ÖVP so gesehen. Wir alle haben furchtbar gejammert über den totalen Stillstand den es unter rot und schwarz gegeben hat. Intern wird durchaus oft sehr kritisch diskutiert, aber im Sinne von Solidarität und Loyalität wird nicht alles nach außen getragen, weil dann der Eindruck entsteht es wird gestritten. 

Tips: Es steht ein starker Herbst bevor. Hat der Wahlkampf für Sie persönlich schon begonnen?

Stanek: Man könnte auch sagen, Wahlkampf ist immer. Es geht immer darum, präsent zu sein, Ideen zu transportieren. Dass natürlich in Wahlzeiten das ganze noch einmal intensiviert wird, liegt auf der Hand. Die Intensivierung wird nach außen hin Ende August beginnen.

Tips: Was werden die Hauptthemen im Wahlkampf sein?

Stanek: Ich denke, dass das Thema Klimaschutz sowohl auf Bezirksebene als auch im Nationalratswahlkampf ein sehr wichtiges ist. Ein herausforderndes Thema, weil man auf internationale Wettbewerbsfähigkeit der Firmen schauen muss, dass man da auch eine entsprechende Balance findet. Zweiter ganz wesentlicher Punkt ist und bleibt der Arbeitsmarkt. Die Attraktivierung der Lehre, vor allem auch in den Augen der Menschen, dass das genauso viel wert ist wie jedes Studium, genauso viel wert ist wie jeder andere Beruf. Das ist mir sehr wichtig. Der dritte Aspekt ist die Bildung und Forschung. Da darf ich Alt-Landeshauptmann Pühringer zitieren: Wir müssen ein Land der rauchenden Köpfe bleiben, um auch im internationalen Wettbewerb mitspielen zu können.

Tips: Sehen Sie Möglichkeiten, dass Linz-Land beim Klimaschutz eine Vorreiterrolle einnehmen könnte?

Stanek: Ich denke Vorreiterrolle wäre aus der Sicht des Bezirkes übertrieben oder vermessen. Aber ich denke mit dem weiteren Ausbau des öffentlichen Verkehrs, dass wir den Individualverkehr Schritt für Schritt reduzieren können. Das wird aber nur funktionieren, wenn der öffentliche Verkehr entsprechend attraktiviert wird. Nachdem die Straßenbahn bis Traun erfreulicherweise sehr gut angenommen wird - da waren die ÖVP und ich ganz wesentliche Vorreiter, dass das weiterbetrieben wurde - muss sie als nächster Schritt bis Nettingsdorf weitergeführt werden. Das geht aber nur Hand in Hand mit der Autobahn-Abfahrt in Haid.

Tips: Mit welchen Lösungen wollen sie dem Fachkräftemangel entgegentreten?

Stanek: Wir müssen in der Bewusstseinsbildung weiterarbeiten, dass jemand der eine Lehre macht hundertprozentig genauso wertvoll ist, wie jemand der ein Studium absolviert. Das ist in vielen Köpfen meines Erachtens nach immer noch nicht drinnen. So nach dem Motto „wenn du nichts lernst, musst du eine Lehre machen“. Und wir wissen, dass wir gerade im Facharbeiterbereich ungeheure Defizite haben. Dass man in manchen Bereichen auch gehaltlich etwas machen muss, ist überhaupt keine Frage. Dass im Sozialbereich bei den Gesundheitsberufen in den letzten Jahren einiges gemacht wurde liegt auf der Hand. Dass es immer noch mehr sein könnte, ist etwas zutiefst menschliches. 

Tips: Sie sind Sicherheitssprecher im Landtag. Man hört in letzter Zeit immer mehr von Drogenlenkern im Bezirk, wie kann man dem Problem beikommen?

Stanek: Damit kommen wir zu einem meiner Dauerbrenner, der Personalsituation bei der Polizei. Faktum ist, je mehr Polizisten wir wieder vor Ort haben werden, desto intensiver können dann auch wieder Verkehrskontrollen gemacht werden. Und je stärker kontrolliert wird, desto mehr Leute wird es dann hoffentlich auch wieder geben, die sagen, ok, ich setze mich nicht bekifft ans Steuer. Bei alkoholisierten Lenkern hat es gerade bei jungen Menschen glücklicherweise in einem hohen Maße ein Umdenken gegeben. Ich glaube schon, dass hier der Probeführerschein und verschiedene Bewusstseinsmaßnahmen sehr wohl gewirkt haben. Erschreckend ist, dass bei den Drogen der umgekehrte Trend feststellbar ist.

Tips: Würden sie sich wieder eine türkis-blaue Koalition wünschen?

Stanek: Abgesehen vom sehr guten Regierungsprogramm der Koalition sind das derzeit nur Spekulationen. Jetzt geht es darum, dass man abwarten muss, wie gehen die Wahlen aus und welche Ergebnisse kommen dabei heraus. Ich unterstreiche aber das, was auch Landeshauptmann Stelzer gesagt hat: Kickl als Innenminister ist völlig undenkbar.


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