Weltfrauentag: "Der Trend hin zum Konservativen ist für uns ein gefährlicher"
LINZ-LAND. Am 8. März ist Weltfrauentag – Tips sprach zu diesem Anlass mit SPÖ Landes- und Bezirksfrauenvorsitzender Landtagsabgeordneter Renate Heitz.
Tips: Wie geht es Ihnen zum aktuellen Zeitpunkt als Frau?
Heitz: Ich empfinde es als Privileg mich nun gänzlich in meinem Beruf als Politikerin und Frauensprecherin der SPÖ im Landtagsklub der Frauenpolitik widmen zu dürfen. Das verdanke ich engagierten Feministinnen vor mir, die das für mich als Frauen überhaupt möglich gemacht haben. Daher geht es mir gut. Weniger gut geht es mir, wenn ich sehe, was alles noch im Argen liegt und wie viel Handlungsbedarf es für die Frauen im Land eigentlich noch gibt.
Tips: Was hat sich getan, im Vergleich als Sie ein jugendliches Mädchen waren zu heute?
Heitz: Ich war ein junges Mädchen in den späten 1970ern und beginnenden 1980ern. Damals gab es im Vergleich zu heute noch wenige weibliche Vorbilder in Führungsrollen. Ich spielte damals Querflöte in einer Blasmusikkapelle. Eine Frau als Dirigentin war damals noch unvorstellbar oder auf tiefen Blechblasinstrumenten wie Tuba oder am Schlagzeug - heute kenne ich selber viele Frauen, die das tun. Da haben wir schon was erobert. Ein Mann in Karenz war damals undenkbar - das ist es heute nicht mehr ganz, obwohl es noch immer viel zu wenige tun.
Im Gewaltschutz hat sich einiges verbessert. Damals entstand gerade mal ein Frauenhaus in Linz. Heute haben wir immerhin fünf davon im Bundesland, aber immer noch zu wenig, um der internationalen Vereinbarung, der Istanbul-Konvention, die Österreich unterzeichnet hat, gerecht zu werden. Als ich ein Mädchen war gab es noch keine Wegweisemöglichkeit für Gewalttäter und kein Betretungsverbot. Auch da beschloss man Verbesserungen, an denen die SPÖ Frauen wesentlich beteiligt waren.
In den 1970ern gab es im öffentlichen Dienst noch zwei unterschiedliche Gehaltstabellen für Männer und für Frauen. Die wurden mittlerweile abgeschafft, der Einkommensunterschied im öffentlichen Dienst wurde damit - wenn schon nicht ganz beseitigt - so doch wesentlich vermindert. Fazit: es hat sich was getan seither, auch wenn es nach meinem Empfinden ein bisschen schneller gehen dürfte.
Tips: Zum Thema Gleichstellung: Geht der Trend eher ins Positive oder ins Negative?
Heitz: Der Trend hin zum Konservativen ist für uns ein gefährlicher. Und der ist aktuell wahrnehmbar. Wenn sich LH-Stv. Manfred Haimbuchner bei der Budgetdebatte im Landtag hinstellt und sich stolz als Konservativen bezeichnet, müssen bei uns Frauen alle Alarmglocken schrillen. 'Konservare' heißt bewahren, beibehalten - und das ist genau das, was wir in der Frauenpolitik nicht brauchen. Es gibt zu viel Änderungsbedarf und Angleichungsnotwendigkeit - beim Gehaltsunterschied, bei der Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit, bei der Kinderbetreuung und beim Thema Gewalt. Lauter dringende Handlungsfelder, die kein Bewahren, sondern Veränderung zum Positiven für uns Frauen brauchen!
Der Blick ins Ausland zeigt bei Ländern wie Afghanistan und Iran ein Bild, das für Frauen wohl schlimmer nicht sein könnte. Auch der Umgang mit dem Thema Abtreibung in Ungarn oder Polen lässt mich erschaudern. In Spanien stelle ich aktuell als eins der wenigen ermutigenden Beispiele Fortschritte fest: da wird eine Frauenquote für Politik und Wirtschaft eingeführt, die ich mir in Österreich auch wünschen würde. Die Quote wirkt und führt schneller zu einem höheren Frauenanteil als ohne.
Tips: Wie schwer ist es, sich als Frau in der Politik (vor allem auch in höheren Positionen) zu beweisen?
Heitz: Das hängt einerseits damit zusammen, in welcher Partei frau sich engagiert. In der SPÖ ist es - allein wenn man den Frauenanteil in Gremien und bei Mandaten vergleicht - eine Spur leichter als in anderen Parteien. Andererseits ist aber besonders die Politik noch immer ein Bereich, der von Männern für Männer gestaltet worden ist, wo Männerseilschaften regieren, in die es als Frau schwer ist, einzudringen.
Tips: Erfreulicherweise gibt es ja viele Bewegungen, Organisationen und Aktionen von und für Frauen, auch im Bezirk Linz-Land – gibt es hier eine, die Sie als besonders wichtig empfinden?
Heitz: Das Bündnis 8. März, das Frauenorganisationen aus dem ganzen Bundesland verbindet, veranstaltet am Weltfrauentag in Linz eine große Frauendemo. Nachdem ich an der Wiederbelebung des Bündnisses seit meiner Wahl zur Landesfrauenvorsitzenden der SPÖ Frauen OÖ beteiligt war, liegt mir diese Veranstaltung ganz besonders am Herzen. Als Kulturreferentin von Ansfelden darf ich hinweisen auf die zwei Veranstaltungen, die anlässlich des Weltfrauentages bei uns stattfinden: am 8. März das Theater „Medeas Töchter“ und am Samstag, 11. März, der Hildegard-Knef-Abend von Gabriele Deutsch, beides um 19.30 Uhr im ABC, Ansfelden.
Tips: Was wünschen Sie sich zum Weltfrauentag?
Heitz: Dass in Österreich endlich wieder mutige, fortschrittliche Frauenpolitik gemacht wird! Weder in aktuellen Landes- noch in der Bundesregierung ist das erkennbar. Dabei haben wir es so notwendig!
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