
WILHERING. In den vergangenen Wochen ist in der beschaulichen Ortschaft Hitzing in der Marktgemeinde Wilhering Unruhe eingekehrt. Die Gemeindebürger machen sich verstärkt Gedanken um ihre Wohnqualität. Hintergrund sind die angeblichen Pläne, auf über sechs Hektar Land sechsstöckige Gebäude zu errichten und mehr als 1.000 Menschen dort anzusiedeln.
Das Land OÖ hat im September 2022 beschlossen, die Verkehrsdrehscheibe in Hitzing stark auszubauen. Bereits vor einiger Zeit beauftragte das Land auch die technische Universität Wien, eine Studie zu erstellen, wie eine verdichtete Verbauung an gut angebundenen Verkehrsknotenpunkten aussehen könnte. Das Ziel ist, mehr Menschen zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen und das Zweitauto einzusparen. „Daher war es ihre Intention, nahe an der geplanten Verkehrsdrehscheibe dichter anzusiedeln“, so Wilherings Bürgermeister Mario Mühlböck. Es war also absehbar, dass in Hitzing Veränderungen bevorstehen.
Große Pläne für den öffentlichen Verkehr
Im Herbst 2022 lud das Land Oberösterreich die Bürgermeister von Wilhering, Pasching und Leonding ein, um den Ausbau des Verkehrsknotenpunkts in Hitzing vorzustellen. Geplant sind unter anderem eine neue Haltestelle, ein Viertelstundentakt und eine Verlängerung der Linie bis zur Universität bis 2030. Mehrere Buslinien sollen sich dort treffen und teilweise bis zur Plus-City und darüber hinaus fahren. Auch Rufling soll optimal angebunden werden.
Begehrte Flächen
Interessierte Makler wurden schnell auf das Projekt aufmerksam. Auch die Gemeinde Wilhering zeigte Interesse und wollte mithilfe der Raiffeisenbank den Grund sichern, um Einfluss auf die Planung nehmen zu können. Doch dann die überraschende Nachricht: Der Grund wurde an drei Wohnbauträger verkauft.
Keine Wohnblöcke
Bürgermeister Mario Mühlböck sieht es als seine Pflicht an, Klarheit zu schaffen und betont, dass auf den genannten Grundflächen kein Bauland gewidmet sei. Zudem war nie die Rede von sechsstöckigen Gebäuden. Auch wurde der Verkauf von landwirtschaftlichen Flächen an drei Wohnbauträger von der Staatsanwaltschaft untersucht und als rechtens bestätigt. „Den Kaufprozess und den Preis zwischen ihnen und einer Privatperson möchte ich nicht kommentieren. Das ist nicht Sache der Gemeinde“, so Mühlböck.
Entwicklung erwünscht, aber in überschaubarem Ausmaß
Gleichzeitig gab es Planungen, im Umkreis von 750 Metern von der Verkehrsdrehscheibe eine dichtere Bebauung vorzunehmen. Dabei war nicht von Einfamilienhäusern, sondern von mehrgeschossigen Wohnbauten und Reihenhäusern/Doppelhäusern die Rede. Die Gemeinden sollten bis März 2023 darüber entscheiden. Daher äußerte der Bürgermeister als Erster seine Bedenken gegenüber dem Land. Er betonte, dass die geplante Verdichtung zu intensiv sei und dass es unseriös wäre, in so kurzer Zeit derart weitreichende Entscheidungen zu treffen. Auch die Nachbarbürgermeister schlossen sich seinen Worten an.
Die drei Wohnbauträger begannen bereits voreilig mit der Planung, obwohl es keine Baugrundwidmung gab. Der für Raumordnung zuständige Gemeindevorstand Franz Hohenbichler, Vizebürgermeister Markus Langthaler und Bürgermeister Mario Mühlböck trafen sich mehrmals mit Landesbeamten und den Bauträgern, um ihre Bedenken zu kommunizieren. Es wurde klargestellt, dass die geplante Bebauung zu intensiv ist und dass es keinen Gemeinderatsbeschluss für eine derartige Verdichtung geben werde.
Dorfcharakter erhalten
Die ÖVP Wilhering spricht sich einstimmig gegen das Projekt in Hitzing aus und betont die Wichtigkeit einer breiten Bürgerbeteiligung. Sie sehen die geplante Verdichtung als zu groß für die bestehende Infrastruktur an und befürchten finanzielle Belastungen für die Gemeinde. „Das wäre so als würde Linz innerhalb weniger Jahre 35.000 Einwohner auf engstem Raum dazu bekommen!“, vergleicht Vizebürgermeister Markus Langthaler die Dimensionen des Projekts.
Die Grünen Wilhering kritisieren das Projekt ebenfalls und betonen, dass eine Neuwidmung von Flächen zusätzlich zur bereits bestehenden Widmung eine Überforderung der Gemeindeinfrastruktur bedeuten würde. Sie fordern eine realistische und nachhaltige Entwicklung.