Postpartner am Gemeindeamt Kematen – zwischen Service und Sparkurs
KEMATEN. Ab 2025 übernimmt das Gemeindeamt die Postpartnerschaft und bietet den Bürgern künftig wieder Postdienstleistungen vor Ort an. Der Gemeinderat fasste diesen Beschluss trotz finanzieller Herausforderungen. Besonders für ältere Menschen, die bisher in Nachbarorte ausweichen mussten, bedeutet die Rückkehr des Postpartners eine enorme Erleichterung.
Christian Deutinger, Fraktionsobmann der FPÖ und Initiator des Projekts, zeigte sich stolz auf den Erfolg: „Es war ein gemeinsamer Kraftakt. Gerade jetzt, wo die finanziellen Spielräume der Gemeinde sehr eng sind, setzen wir klare Prioritäten für die Bürger. Das Zurückholen der Postdienstleistungen ins Zentrum war uns ein Herzensanliegen.“ Deutinger hob die Bedeutung dieses Schrittes für die Nahversorgung hervor und dankte allen Beteiligten, insbesondere den Gemeindemitarbeitern, die dieses zusätzliche Service übernehmen werden.
Nicht alle Fraktionen sehen die Entscheidung in einem positiven Licht. Bürgermeister Markus Stadlbauer (ÖVP) äußerte deutliche Kritik an den finanziellen Auswirkungen: „Eine Postpartnerstelle am Gemeindeamt kostet uns 47.000 Euro im ersten Jahr und jährlich etwa 20.000 Euro zusätzlich. Diese Mittel fehlen dann bei anderen wichtigen Aufgaben wie Kinderbetreuung oder dem Straßenbau. Wir zahlen drauf – bei jedem Brief und jedem Paket.“ Die ÖVP sieht das neue Angebot als Belastung, die in Zeiten enger Gemeindebudgets schwer vertretbar sei.
Ähnlich kritisch äußerte sich Michael Tranninger, Fraktionsobmann der ÖVP: „Wir lösen Rücklagen auf und streichen Investitionen, um das Postpartner-Projekt umzusetzen. Das ist langfristig nicht tragbar.“ Zudem bemängelte er die hohen Überstundenstände der Gemeindemitarbeiter, die durch die zusätzliche Aufgabe weiter steigen könnten.
Die SPÖ hingegen begrüßt die Entscheidung. Fraktionsobmann Helmut Führlinger betonte, wie wichtig die Rückkehr der Poststelle sei, gerade für weniger mobile Bürger: „Wir ersparen den Menschen weite Wege. Diese Infrastruktur ist für die Lebensqualität im Ort essenziell.“ Auch die Liste PRO Kematen sieht in dem Projekt Potenzial, wies jedoch auf die Notwendigkeit hin, die Kosten zu senken. Obmann Christian Miesenberger kommentierte: „Unser Gegenantrag hat die Wirtschaftlichkeit erhöht. Nur so bleibt das Angebot realistisch.“
Die Vorbereitungen zur Umsetzung laufen bereits. Ein Besprechungsraum am Gemeindeamt wird zum Postschalter umgebaut. Die Gemeinde setzt darauf, dass der neue Service gut angenommen wird, auch wenn die Finanzierung für Debatten sorgt. Die Entscheidung zeigt die Herausforderungen, denen Gemeinden heute zwischen Serviceanspruch und Sparkurs gegenüberstehen. In Kematen wurde jedoch klar: Die Post gehört ins Zentrum – koste es, was es wolle.
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