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Barbecue war der Plan, Kaffee wurde die Antwort - und das direkt ans Autofenster

David Ramaseder, 12.08.2025 10:58

PASCHING. Ein Texanisches Barbecue war schon geplant, die Flüge in die USA bereits gebucht – doch dann wurde alles anders. Entstanden ist ein kleines Drive-In mit großem Anspruch. Alexander Platzl und Verena Apfolter haben nahe der Trauner Kreuzung ihr neues Gastroprojekt „Crosto – Coffee and Breakfast“ gestartet. Und das mit einem klaren Fokus: Schneller, richtig guter Kaffee und Frühstücksgebäck – alles zum Mitnehmen, direkt ins Auto.

  1 / 4   Verena Apfolter und Alexander Platzl vor ihrem Drive-in nahe der Trauner Kreuzung. (Foto: Crosto GmbH)

Ursprünglich sollte alles ganz anders laufen. Die beiden hatten ein Barbecue-Konzept in der Schublade, samt geplanter USA-Reise nach Texas, Verkostung mit 15 Personen, unterschriebenem Mietvertrag und großem Enthusiasmus. Doch die Anforderungen an Personal und Know-how für ein verlässliches Smoker-Konzept waren zu hoch. „Wenn einer das Fleisch versaut, hast du den ganzen Tag nichts zu essen“, sagt Platzl nüchtern. Also: Konzept beerdigt – Flüge trotzdem angetreten.

Inspiriert wurden die beiden schließlich doch noch in den USA, nur eben nicht vom Barbecue. Auf einem Roadtrip quer durch Amerika entdeckten sie Frühstücks- und Kaffeekonzepte mit Drive-In – oft simpel, aber voller Potenzial. „Da haben wir uns gedacht: Das fehlt bei uns. Nicht McDrive mit Automaten-Cappuccino, sondern wirklich gut gemacht, mit Herz und Qualität.“

Persönlicher Kontakt wichtig

„Ich bin auch freiwillig bei der Rettung“, erzählt Platzl. „Wenn ich in Leonding fahre, gibt’s dort keinen guten Kaffee. Ich war immer froh, wenn die erste Fahrt nach Linz ging.“ Aus diesem Mangel heraus entstand die Idee: Ein Drive-In, bei dem man am Weg zur Arbeit einen richtig guten Kaffee bekommt. Und zwar ohne aussteigen zu müssen. „Wir wollten einfach das machen, was wir selbst gerne hätten.“ Gemeinsam mit Verena Apfolter entwickelte er das Konzept für Crosto – Coffee and Breakfast.

Zurück in Österreich wurde umgeplant. Statt Innenraumgastronomie gibt es jetzt ein klar durchdachtes Drive-In-Konzept. Kein Gegensprecher wie bei Fastfood-Ketten – bewusst nicht. Die Bestellung erfolgt direkt am Autofenster. „Persönlicher Kontakt ist uns total wichtig. Das macht einen riesigen Unterschied“, sagt Apfolter. Schnell, herzlich, aufmerksam – das sei das Ziel. Und: „Wir fragen jede Kundschaft, wie sie auf uns gekommen ist, und freuen uns über ehrliches Feedback – auch negatives.“

Regionale Qualität für Junge

Das Angebot ist klar: Frisch aufgebackene Croissants, Zimtschnecken vom regionalen Bäcker, hausgemachter Eistee und Siebträger-Kaffee mit verschiedenen Milch-Alternativen – darunter Protein- und laktosefreie Varianten. Die Sirupe? Fast alle zuckerfrei. „Gerade bei den Jungen kommt das gut an“, haben die beiden einen klaren Fokus auf die Zielgruppe Generation Z. Sichtbar wird das auch im Team – jung, engagiert, offen. Auch vierbeinige Gäste sind besonders herzlich willkommen. „Vor unserem Store steht ein Trinkbrunnen für Hunde bereit, und als besondere Überraschung gibt’s bei uns den sogenannten Pup Cup – ungesüßtes Schlagobers mit einem Leckerli obendrauf“, so Verena Apfolter, selbst Hundebesitzerin.

Seit rund drei Wochen ist geöffnet und das Konzept scheint zu funktionieren. Besonders gut läuft’s am Nachmittag – „über 70 Prozent vom Umsatz“, so Platzl. Einzig: der Vormittag könnte noch stärker anlaufen. Der Anspruch, auch um halb sechs Frühschichtler, Busfahrer und Montagearbeiter mit gutem Kaffee zu versorgen, braucht offenbar noch Gewöhnung. „Aber wir sind da. Jeden Tag. Ab halb sechs.“ Eine große Überraschung: Die Nachfrage nach kalten Getränken. „Drei Viertel der Bestellungen sind kalt – selbst am Morgen“, staunt Apfolter. Iced Latte, Iced Cappuccino – Trendgetränke, die den Nerv der Zeit treffen.

Weitere Standorte möglich

Ob es bei einem Standort bleibt, ist offen. Das WLAN-Signal am Gelände heißt bereits vielsagend „Store 01“. Der Fokus liegt aber erstmal darauf, die Abläufe zu optimieren. Welche Produkte laufen? Welche Uhrzeiten bringen Umsatz? Wo muss noch nachgeschärft werden? Platzl, der aus der klassischen Gastronomie kommt, denkt in Prozessen. „Was braucht es wirklich? Wie viele Handgriffe sind nötig? Wo kann etwas schiefgehen? Das sind die Fragen.“

Gastro-Krise als Chance

Überhaupt sieht er die Gastronomie im Wandel. „Die klassischen Wirtshäuser auf dem Land sterben. Die Jungen trinken weniger, feiern anders, bleiben öfter daheim.“ Für ihn ist klar: Die Zukunft gehöre flexiblen, durchdachten Konzepten, die den Alltag erleichtern – und nicht versuchen, ihn zu überreden. „Das Produkt muss einfach fetzen“, bringt es Platzl auf den Punkt. „Du kannst noch so ein gutes Branding haben – wenn’s nicht schmeckt, kommt keiner zurück.“

„Es macht uns unheimlich viel Spaß“, sind die Beiden voller Tatendrang. „Und wenn dann jemand mit einem Lächeln wegfährt, mit einem guten Kaffee in der Hand – dann wissen wir, warum wir jeden Morgen um fünf aufstehen.“


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