Topolina und Alberto: "Es ist wichtig, das Kind-Ich in uns immer wieder neu zu entdecken"
LINZ. Die kleine, freche Handpuppe Topolina kommt aus Italien, wohnt im Klavier und ist mutig und schlau... Für jede Folge der Musikmaus nimmt sich Albert(o) Landertinger ein neues Thema aus der Spiel- und Erlebniswelt von Kleinkindern ab drei Jahren vor. Mit Leidenschaft und Begeisterung begibt er sich mit den Kleinsten auf eine Reise zu seinem musikalischen Mitmachtheater mit klassischer Musik und Kinderliedern auf höchstem Niveau. „Topolinas neuer Freund“ feiert am 3. Februar Premiere im Musiktheater Linz. Tips hat sich mit Landertinger unterhalten.
Tips: Mit der kleinen, frechen Musikmaus Topolina geben Sie klassischer Musik für Kinder ab drei Jahren einen besonderen Rahmen, warum ist Ihnen das wichtig?
Alberto: Ich kann mich gut erinnern, dass mir als Kind immer etwas gefehlt hat beim Hören von klassischer Musik. Die Instrumente haben mich interessiert und auch die Musiker. Aber ich hatte auch Angst vor der Langeweile, die in jedem (Erwachsenen-)Konzert irgendwann kam. Als Musiker im Orchester bekam ich richtig Bauchweh, wenn wir Konzerte für Kinder spielten, die überhaupt nicht für sie geeignet waren. Also schaute ich nach Möglichkeiten, wie Musik aufbereitet sein muss, damit die Kinder an die Musik anschließen können. Und das geht nur, wenn man die Musik in die Lebenswelt der Kinder integriert. Und das funktioniert bei den Kleinen und Kleinsten am besten über Geschichten. Außerdem möchte ich es vermeiden, Kinder „betulich“ oder „pädagogisch“ zu behandeln, sondern möchte sie immer ernst nehmen. Und gemeinsam mit ihnen Spaß haben.
Tips: Topolina ist frech, klein und kommt aus Italien. Welche Rolle spielt die Musik?
Alberto: Mit Neugier und frechen Fragen führt die Maus durch die Musik. Dabei illustriert die Musik die jeweilige Szene. Für die Kinder gibt es fast bei jedem Stück etwas zum Mitmachen, das auch hilft, die Musik erfahrbar zu machen. Die Kinderlieder sind eine zusätzliche Klammer, die die Stücke zusammenhält. Aufmerksamkeit und Aktivität sollen sich abwechseln.
Tips: Woher kommt überhaupt Topolinas Affinität zu Italien?
Alberto: Topolina ist ja ein italienisches Mäusemädchen. Aber sie ist abgehauen von dort in einem Gemüselastwagen. Ich selber liebe Italien. Habe italienische Freunde und mag die Lebensart, Kultur und natürlich das Essen und den Wein.
Tips: Sie sind selbst Posaunist des Bruckner Orchesters und arbeiten mit weiteren höchst professionellen Musikern für Topolina zusammen, warum ist Ihnen das wichtig?
Alberto: Kinder haben Anspruch auf gute und gut gespielte Musik. Sie merken sofort, ob man sie ernst nimmt oder nicht. Die Frage stellt sich aber ebenso nach der richtigen Präsentationsform. Denn ich spiele dieselbe Musik für Kinder wie für Erwachsene. Von Bach über Strawinsky bis Wagner. Schlager, Jazz, Filmmusik. Aber für die Topolina-Fans gekürzt und in einen kindgerechten Kontext gesetzt. Und dazu braucht es gute Musiker, die mir mit den Orchesterkollegen des Bruckner Orchesters und mit Maki Namekawa zur Verfügung stehen.
Tips: Topolina wird einen neuen Freund bekommen, wer ist das?
Alberto: Der ist einfach plötzlich da und liegt auf dem Klavier. In dieser Folge ist Kuno, ihr neuer Freund, ein Drache, der früher auf einer Burg als Wach-Drache angestellt war. Er hat sich verschluckt beim Feuer spucken und ist dann mit einem Krach im Musikverein gelandet. Und diese Geschichte gibt mir Platz für viel unterschiedliche, farbenreiche Musik. Um das Abenteuerliche noch zu unterstreichen, wird Clemens Wöss mit seinem Fagott mit dabei sein. Er versteht und übersetzt die Drachensprache.
Tips: Kann man auch durch Topolina selbst noch Kind bleiben?
Alberto: Ja, klar. Es ist ganz wichtig, das Kind-Ich in uns immer wieder neu zu entdecken. Ich versuche, mich bei der Entwicklung der Stücke immer in die Lebenswelt der Kinder reinzudenken. Mein Ziel ist es, dass die Kinder jede Geschichte daheim nachspielen können.
Tips: Viele der Kleinsten freuen sich, wenn auch sie einmal ins Musiktheater dürfen, und sind auch von der Location beeindruckt. Wie hat sich das ergeben?
Alberto: Der frühere Intendant des Landestheaters Rainer Mennicken wusste, dass ihm im Spielplan etwas fehlt für die Drei- bis Sechsjährigen. Er gab mir die Chance, mit der Reihe zu beginnen. Topolina entwickelte sich im Musiktheater zum Kinderstar mit zwei verschiedenen Folgen mit je elf Konzerten jährlich. Der Musikverein in Wien hat mir auch sofort eine ganze Serie mit vier Folgen jährlich angeboten. Mittlerweile spiele ich dort jede Folge zehn Mal vor je 150 Zuhörern. Immer ausverkauft.
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