Linda Bilda im Lentos: Künstlerin, Aktivistin, Erfinderin
LINZ. Viel zu jung und überraschend im Alter von 56 Jahren gestorben ist die Wiener Künstlerin Linda Bilda. Nicht nur deswegen zeigt das Lentos nun die erste Retrospektive der Künstlerin. Zudem wurde das Werk Bildas für eine Publikation wissenschaftlich aufgearbeitet. Zu sehen ist die Schau „Amor vincit omnia“ bis 7. März.
„Wir machen Ausstellungen, wo wir überzeugt sind, dass die Inhalte und die künstlerische Umsetzung spannend und außergewöhnlich ist. Und hier im Untergeschoß können wir uns es auch immer wieder leisten, Künstler zu zeigen, die noch nicht so bekannt sind. Das ist ja auch unsere Aufgabe, nicht nur die Stars zu zeigen, sondern auch Leute zu präsentieren, die ein außergewöhnliches, spannendes Œuvre haben, die aber noch nicht so im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen. Und das ist bei Linda Bilda der Fall“, erzählt Lentos-Direktorin Hemma Schmutz zur neuen Ausstellung.
Kunst für die breite Öffentlichkeit
„Linda Bilda versuchte mit ihrer Kunst immer, breites Publikum anzusprechen“, erzählt Schmutz. Nicht zuletzt zu sehen ist das an der Art der Medien, mit denen sie sich beschäftigte, darunter Comics. „Sie bezeichnete ihre Kunst als eine, die poetisch, politisch aber auch populär ist. Ihr ist es gelungen, Bilder zu entwickeln, die auf den ersten Blick eine Aussage haben und ein breites Publikum ansprechen.“
Linda Bildas Arbeit ist dabei im Zusammenhang mit Feminismus, aber auch mit Strömungen wie der Situationistischen Internationalen zu sehen. „Da ging es ganz stark darum, sich für eine solidarische Gesellschaftsform einzusetzen, gegen eine, wo es immer nur um Profit und Gewinn geht“, so die Lentos-Direktorin, die die Ausstellung gemeinsam mit Christoph Schäfer und Ariane Müller kuratiert hat.
Erfinderin Linda Bilda
Bilda war so nicht nur Künstlerin, sondern auch Mitherausgeberin einer unabhängigen Kunstzeitschrift, sie organisierte Diskussionszirkel, schrieb Manifeste, war aber auch Erfindern: So hielt sie internationale Patente auf ein von ihr entwickeltes Lichtglas, eine neue Form der bildlichen Präsentation über Bildintarsien aus Plexiglas, „vorstellbar ein wenig wie Glasfenster, aber in einer neuen, zeitgemäßeren Form.“ In der Ausstellung zu sehen sind diese Intarsien in der fast raumfüllenden Arbeit „Die goldene Welt“. „Linda wollte auch immer eine gesellschaftliche Aussage tätigen“, erzählt Schmutz. Ihre Arbeit sei auch im Moment recht aktuell, auch heute hätten viele Menschen die Meinung: „es ist schon gut, wenn die Wirtschaft funktioniert, aber wenn sie gleichzeitig unserer Lebensgrundlage zerstört, ist das der falsche Weg“, so Schmutz.
Publikation erschienen
Nach dem überraschenden Tod von Linda Bilda 2019 war für Hemma Schmutz schnell klar, dass ihr eine Ausstellung gewidmet werden muss. Die dazugehörige Publikation konnte mit Unterstützung von Bund, Stadt Wien und weiteren Institutionen verwirklicht werden. Dafür würde ihr Lebenswerk wissenschaftliche aufgearbeitet. „Es war ja nichts aufgearbeitet, es war nichts geordnet, nichts fotografiert – wir haben hier richtige Pionierarbeit geleistet. Und ich glaube es ist gut, dass das auch jetzt gemacht wurde. Man kann nie behaupten, dass alles aufgearbeitet ist, es werden wieder neue Sachen aus dem Nachlass herauskommen – aber es ist jetzt eine Setzung passiert, da sind wir schon stolz, dass wir das geschafft haben.“
Aktuell im Lentos
Ebenfalls aktuell zu sehen sind im Lentos sind die Ausstellungen
- „Franz Gertsch. Die Siebzieger“, bis 18. April
- „Luciano Castelli. Reckenbhühl“, bis 18. April
- „Hommage à Valie Export“, bis 28. Februar
- und natürlich die Sammlungspräsentation
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