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295 öffentliche Bibliotheken begeistern Jung und Alt fürs Lesen

Nora Heindl, 26.11.2018 11:45

OÖ. Lesen ist eine Grundkompetenz, auf der alle anderen Fähigkeiten aufbauen. Umso wichtiger ist es, Menschen durch alle Alters- und Gesellschaftsschichten hindurch für das Lesen zu begeistern. Die öffentlichen Bibliotheken in Oberösterreich leisten hier einen entscheidenden Beitrag.

Christian Pichler, Leiter des Katholischen Bildungswerks der Diözese Linz, und Landesrätin Christine Haberlander. Foto: Land OÖ/ Vanessa Ehrengruber

„In vielen Gemeinden Oberösterreichs stellen Bibliotheken ein günstiges, aktuelles und gut sortiertes Medienangebot zur Verfügung. Damit und mit zahlreichen Veranstaltungen machen sie Lust aufs Lesen und helfen entscheidend mit, diese Leselust zu steigern“, so Bildungs-Landesrätin Christine Haberlander. Das Land Oberösterreich unterstützt und fördert diese Bibliotheken sowohl finanziell als auch mit Schwerpunktaktionen, Weiterbildungs-Workshops für die Bibliotheksmitarbeiter sowie Impulsveranstaltungen und Fachtagungen.

Von Jung bis Alt

Aktuell sind 295 öffentliche Bibliotheken mit 3.034 Mitarbeitern in den oberösterreichischen Regionen verteilt. Diese beinahe flächendeckenden Kompetenzzentren vor Ort stellen gesamt rund 2 Millionen Medien zur Verfügung.

133.413 Benutzer haben in den oö. Bibliotheken im Jahr 2017 mindestens eine Entlehnung getätigt, insgesamt wurden 4 Millionen Entlehnungen gezählt. Die größten Anteile entfallen auf Erwachsene (18- 60 Jahre) mit 41,1 % und Kinder (bis 14 Jahre) mit 40,6 %. „Als Bildungs-Landesrätin freut es mich besonders, dass Kinder bis 14 Jahre die zweitstärkste Gruppe stellen. Diese Lust aufs Lesen zeigt sich auch in den Ergebnissen unserer Kinder-Medien-Studie. 68 Prozent der befragten Kinder bis zehn Jahre haben dort angegeben, gerne ein Buch zu lesen. Das ist sicher nicht zuletzt auch der Verdienst der öffentlichen Bibliotheken“, so Haberlander.

„Vision Öffentliche Bibliotheken 2020“

Mit dem Ziel, die öffentlichen Bibliotheken zukunftssicher weiterzuentwickeln, hat das Land Oberösterreich unter dem Titel „Vision Öffentliche Bibliotheken 2020“ drei Schwerpunkte festgelegt:

  • die Struktur der Bibliothekslandschaft weiterzuentwickeln
  • die Qualität in den Bibliotheken zu sichern und an neue Rahmenbedingungen anzupassen
  • die Sichtbarkeit der Bibliotheken zu optimieren

Struktur der Bibliothekslandschaft:

In Oberösterreich ist die Bibliothekslandschaft in 21 Bibliotheksregionen unterteilt. Je ein Regionsbegleiter betreut durchschnittlich 15 Bibliotheken in seiner Region. Ziel ist es, dass motivierte und qualifizierte Regionalbegleiter die ehrenamtlich arbeitenden Bibliothekare in den öffentlichen Bibliotheken bei ihrer Tätigkeit unterstützen. Dies stärkt das gesamte Bibliothekswesen in Oberösterreich und steigert die Qualität der Bibliotheksarbeit insgesamt.

Qualität der Bibliotheken

Das Qualitätsverfahren dient den Bibliotheken intern als Wegweiser und Leitplanke sowie als Instrument der Organisationsentwicklung. Es unterstützt die Bibliothekare bei der Erhebung des Ist-Zustandes, zeigt die bestehende Qualität auf und gibt Denkanstöße für die Weiterentwicklung der eigenen Bibliothek. Als eine sichtbare Anerkennung ihrer Leistungen stärkt es die Motivation der meist ehrenamtlichen Mitarbeiter. Es ist hilfreich bei der Formulierung konkreter Entwicklungsziele und Planung umsetzbarer Schritte am Weg zu noch höherer Qualität. Das neue Qualitätssiegel für Bibliotheken gibt es seit Herbst 2017.

Nach außen sind Qualitätsbestätigung und Qualitätssiegel ein Aushängeschild der Bibliothek, das die beständige hohe Qualität sichtbar macht und offiziell bestätigt. Es ist eine Botschaft an die Benutzer der Bibliothek und sichtbares Zeichen für das intensive Bemühen um höchste Kundenzufriedenheit. Gegenüber den Trägern ist die Bestätigung der Qualität von unabhängiger Stelle eine Stärkung der Bildungseinrichtung Bibliothek und Argumentationshilfe für eine adäquate Ausstattung und Dotierung. Fördergeber und Sponsoren gibt es die Sicherheit der effektiven und zweckmäßigen Verwendung der Finanzmittel. Die öffentlichen Bibliotheken sind mit diesem Instrument der Qualitätskontrolle auf Augenhöhe mit anderen Einrichtung der Erwachsenenbildung in Oberösterreich.

„Das Land OÖ setzt mit diesem Qualitätsinstrument ein Zeichen für den hohen Stellenwert der Bibliotheksarbeit im Land und unterstützt die Bibliothekarinnen und Bibliothekare bei der Umsetzung der „Vision Bibliotheken 2020““, so Haberlander. Aktuell wurden fünf Bibliotheken (Stadtbibliothek Linz, Stadtbibliothek Vöcklabruck, ÖB Kleinraming, ÖB Grieskirchen und ÖB Vorchdorf) mit dem Qualitätssiegel ausgezeichnet; 17 Bibliotheken verfügen über eine Qualitätsbestätigung.

Das Qualitätssiegel für öffentliche Bibliotheken findet auch über die Landesgrenzen hinweg Beachtung. Beim Library Ranking Europe – einem Mystery shopping in Bibliotheken - werden europaweit Bibliotheken aus Sicht eines Nutzers (mystery shopper) unter die Lupe genommen. Bei der zuletzt durchgeführten Bewertung erreichte die Stadtbibliothek Linz neben zwei Bibliotheken aus Dänemark und einer aus Finnland die höchste Bewertung mit sechs Sternen (weitere Informationen: www.libraryranking.com). Das verliehene Qualitätssiegel wurde dabei speziell erwähnt.

Sichtbarkeit der Bibliotheken durch ein gemeinsames Logo

Das gemeinsame Logo verfolgt folgende Ziele:

- Auffrischung des bestehenden Auftritts

- Modernisierung des Informationsaufbaus

- Erhöhung der Wiedererkennbarkeit

Eine Dachmarke soll den Wiedererkennungswert erhöhen und so die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit weiterentwickeln und verbessern. Im Frühjahr 2017 wurde ein neues gemeinsames Logo entwickelt und vorgestellt. Finanziert wurden die Entwicklung und erste Maßnahmen zur Gänze vom Land OÖ.

Das Logo „BIBLIOÖTHEKEN“ wurde begeistert angenommen und wird derzeit bereits von rund 150 Bibliotheken verwendet. Ziel ist es, dass bis 2020 alle oberösterreichischen öffentlichen Bibliotheken an diesem Logo zu erkennen sind.

Öffentliche Bibliotheken in Oberösterreich – ganz nah bei den Menschen

Die regionale Verteilung öffentlicher Bibliotheken sichert die Bildungsmöglichkeiten der Bevölkerung vor Ort, wobei das Ziel ist, in jeder Gemeinde eine Bibliothek anbieten zu können. „Eine Bibliothek ist für die Menschen meist mehr als eine bloße Stelle, um Medien auszuleihen. Die Bibliothek vor Ort ist vielmehr ein Stück Heimat, ein Ort zum Wohlfühlen, wo man sich mit anderen trifft, austauscht und unterhält“, betont Haberlander den Stellenwert der Bibliotheken.

Derzeit befinden sich in Oberösterreich 295 aktive öffentliche Bibliotheken. Die stärkste regionale Präsenz ist in den Bezirken Vöcklabruck (29 Bibliotheken), Freistadt (27 Bibliotheken) und Rohrbach (25 Bibliotheken) gegeben.

Trägerschaft

Über ein Drittel der öffentlichen Bibliotheken (104) befinden sich in Trägerschaft einer Pfarre oder anderen kirchlichen Einrichtung. In kooperativer Trägerschaft (Gemeinde gemeinsam mit Pfarre) befinden sich derzeit 87 Bibliotheken. In alleiniger Trägerschaft von Gemeinden werden 84 Bibliotheken geführt.

Bibliotheksmitarbeiter überwiegend ehrenamtlich tätig

3.034 Mitarbeiter, davon 2.853 ehrenamtliche, sind in den oberösterreichischen Bibliotheken beschäftigt. Der Frauenanteil liegt bei 89,6 Prozent. „Ohne die zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre Vieles nicht möglich. Sie sind unverzichtbare Säulen des Bibliotheksbetriebs“, so Haberlander.

Insgesamt werden wöchentlich 8.784 Arbeitsstunden erbracht. Aufgrund des hohen Anteils ehrenamtlicher Mitarbeiter haben die Bibliotheken zu zwei Drittel sonntags geöffnet. Für spezielle Zielgruppen, wie etwa Kindergärten, Horte, Spielgruppen und Schulen gibt es zusätzliche Öffnungszeiten, um Kindern und Jugendlichen die Angebote der Bibliotheken zu präsentieren.

Aus- und Weiterbildung der Bibliotheksmitarbeiter

Neben der Ausbildung zum (ehrenamtlichen bzw. nebenberuflichen) Bibliothekar, die aus Bundesmittel und zum Teil aus Landesmittel finanziert wird und für die Teilnehmer kostenlos ist, bietet das Land Oberösterreich jährlich rund zehn Workshops zur Weiterbildung an. Abgerundet wird das Workshopangebot mit einer jährlichen Fachtagung, bei der nationale und internationale Experten zu einem Schwerpunktthema referieren.

In diesem Jahr widmete sich die Tagung der jugendlichen Zielgruppe. Die anwesendenBibliothekare erhielten Tipps und Anregungen, wie man Jugendliche sowohl für das Bibliotheksangebot, als auch die Bibliotheksarbeit begeistern kann. Die vom Land Oberösterreich angebotenen Weiterbildungen stehen den oö. Bibliothekaren kostenlos zur Verfügung.

Das Medienangebot der öffentlichen Bibliotheken

Über 2 Millionen Medien werden der oö. Bevölkerung in den Bibliotheken angeboten. Rund 85 Prozent des Gesamtbestandes sind Printmedien, wie Belletristik, Kinder- und Jugendliteratur, Sachbücher und Zeitungen/Zeitschriften. Den größten Anteil der Printmedien nimmt die Kinder- und Jugendliteratur mit 45,4 Prozent ein. Neben den Printmedien stehen in den Bibliotheken auch audiovisuelle Medien (Hörbücher, Musik- und Film-CDs/DVDs) und Spiele zur Verfügung.

Insgesamt wurden im letzten Jahr annähernd 4 Millionen Entlehnungen getätigt, das heißt, dass jedes Medium durchschnittlich zwei Mal entlehnt wurde.

Digitalisierung: Bibliotheken am Puls der Zeit

Mit media2go, der Digitalen Bibliothek OÖ, haben die Bibliotheken ein Angebot, das dem veränderten Mediennutzungsverhalten der Gesellschaft gerecht wird und die Bibliothek auch in Zukunft im Bewusstsein der Bürger präsent bleiben lässt. Das Ziel von „media2go“ ist, das Lesen auch in der digitalen Zukunft den Bibliotheken zuzuordnen und somit eine Ergänzung zum Treffpunkt Bibliothek vor Ort zu haben.

Die Kosten für dieses Angebot werden beinahe gänzlich vom Land Oberösterreich getragen bzw. wird dieser Service den öffentlichen Bibliotheken vom Land Oberösterreich kostenlos zur Verfügung gestellt. Derzeit bieten 205 öffentliche und 85 Schulbibliotheken media2go an. Dass das im November 2012 gestartete Angebot von den Lesern auch gerne angenommen wird, zeigen die kontinuierlich steigenden Entlehnungen (262.204 im Jahr 2017, 225.088 im Jahr 2016). Derzeit können die Nutzer aus 37.335 E-Medien wählen.

Bibliotheken als Orte der Begegnung

Die öffentlichen Bibliotheken erfüllen innerhalb der Gemeinden einen wichtigen Auftrag. Sie sind ein Zentrum für Bildung, Kultur, Information und ein Treffpunkt für die Menschen. Mit Veranstaltungen wie Bilderbuchkino, Märchentag oder -wanderung, Lese- und Literaturworkshops für Kinder, Lesenächten, Spieleveranstaltungen sowie Bücherflohmärkten, Lesungen, Bücherstammtische, Schreibworkshops und vielem mehr, ziehen sie Jung und Alt in ihren Bann und tragen so zum aktiven Gemeindeleben bei.

2017 wurden in den öffentlichen Bibliotheken insgesamt 4.925 Veranstaltungen durchgeführt – das heißt es wurden pro Bibliothek durchschnittlich 17 Veranstaltungen geboten. An diesen Veranstaltungen nahmen rund 186.000 Besucher teil.

Leseinitiative in den Sommerferien

Mit dieser Leseaktion, an der Kinder im Alter von 3 bis 12 Jahren teilnehmen können, setzt das Land Oberösterreich einen Schritt zur Verbesserung der Lesefähigkeit. Leseförderung beginnt nicht erst in der Schule, sondern bereits beim Kleinkind und beim Bilderbuch. Dabei werden von den öffentlichen Bibliotheken rund 34.000 Lesepässe an die Kinder verteilt; für jedes ausgeliehene Buch (in den Monaten Juli, August, September) gibt es von der Bibliothek einen Stempel in den Pass.

Jährlich werden ca. 8.500 Lesepässe retourniert, die an der großen Schlussverlosung teilnehmen. 100 Gewinner erhalten als Dankeschön und Motivation zum Weiterlesen einen Buchpreis per Post. 50 Kindern wird im Rahmen einer Veranstaltung der Preis persönlich überreicht.

Rund 200 Bibliotheken beteiligen sich jährlich mit zahlreichen Aktivitäten für Kinder und Jugendliche (z.B. Lesenächte, Märchenwanderungen, Reise in die Ritterzeit, Leserallye, kostenloses Ausleihen der Bücher in den Sommermonaten uvm.) an dieser Aktion. „Der anhaltende Erfolg der Leseinitiative freut mich ganz besonders,“ ist Haberlander zufrieden, „Er zeigt mir, dass das Buch auch in Zeiten des Smartphones nichts an seiner Attraktivität eingebüßt hat. Dafür ist aber nicht nur den Kinder zu danken, sondern auch den Bibliothekarinnen und Bibliothekaren, die es schaffen, die Kinder mit spannenden Aktivitäten für das Lesen zu begeistern.“

Budget

Das Land Oberösterreich fördert die öffentlichen Bibliotheken mit 705.202 Euro für Medienankauf und Ausstattung (dazu zählen die EDV-Ausstattung, der Software-Ankauf, die Einrichtung der Bibliothek sowie Maßnahmen zur Bewerbung der Bibliothek).

Mit den Sonderaktionen, wie der Leseinitiative in den Sommerferien, dem Projekt media2go, die „Vision Öffentliche Bibliotheken 2020“ (Regionsbegleitung, Dachmarke, Qualitätssiegel) sowie die jährliche Abgeltung an die Verwertungsgesellschaft, ergibt dies eine jährliche Gesamtförderung des Landes Oberösterreich in Höhe von 947.790 Euro.


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