Konzept für Linzer Luft: „Oberste Prämisse ist, alles zu tun, um Fahrverbote zu verhindern“
Linz. Um einem möglichen Vertragsverletzungsverfahren vorzubeugen, haben Land OÖ und Stadt Linz nun ein neues Programm zur Verbesserung der Linzer Luft vorgestellt.
In Linz hat sich in den vergangenen Jahrzehnten der Feinstaubwert massiv verringert, bei Stickstoffdioxid liegt die Landeshauptstadt aber nach wie vor über den EU-Grenzwerten. Die Gesetzgebung der EU legt fest, dass die Grenzwerte für Stickoxide ab 2010 eingehalten werden müssen. Für Linz wurde eine Aufschiebung bis 2015 durch die EU-Kommission genehmigt. Um dies zu erreichen, wurde 2011 ein Maßnahmenprogramm erarbeitet. Dennoch lag noch 2017 das Jahresmittel bei 47 Mikrogramm. Der Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm. Dementsprechend droht ein Vertragsverletzungsverfahren.
Vorschlag in Begutachtung
Hauptverursacher für die Überschreitungen ist der Verkehr – genauer gesagt Dieselfahrzeuge. In anderen Städten mit dem gleichen Problem wurden daher schon Fahrverbote verhängt. Dies will man in Linz jedoch vermeiden. „Oberste Prämisse ist, alles zu tun, um Citymaut und Fahrverbote zu verhindern“, sind sich der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ), Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne), Wirtschaftslandesrat Michael Strugl (ÖVP) und Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) einig. Stattdessen will man einen Mix aus kleineren Sofortmaßnahmen und größeren Infrastrukturprojekten auf den Weg bringen. Derzeit liegt der Vorschlag zur Begutachtung unter www.land-oberoesterreich.gv.at/209540.htm auf. Die oberösterreichische Bevölkerung hat bis 7. Jänner 2019 die Möglichkeit, Stellung zu nehmen.
Emissionsfreie Taxis
Ein wichtiger Punkt sind die manipulierten Dieselfahrzeuge: So will man sich an Deutschland orientieren und eine Nachrüstung der Dieselfahrzeuge von Software und – wenn möglich – auch der Hardware erreichen. „Ohne Dieselskandal hätten wir es schon lange geschafft“, erklärt Anschober.Würden die Fahrzeuge den Grenzwert einhalten, läge der Jahresmittelwert bei knapp 34 Mikrogramm. Käme es zu einem Vertragsverletzungsverfahren, so würde dies eine „Streitverkündung an die Automobilindustrie“ bedeuten, so Steinkellner. Auch bei den Linzer Taxis will man ansetzen. „Ich habe kein Verständnis dafür, dass gewerbsmäßig mit alten Fahrzeugen Geld verdient wird“, erklärt der Verkehrslandesrat. In Linz sind derzeit 40 Prozent der Taxis in den Euroklassen 0–3. Gespräche zwischen Taxiinnung und Politik sind bereits im Gange.
Öffis attraktivieren
Ein wesentlicher Teil der Maßnahmen zielt auf die Attraktivierung und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs ab. Um vor allem für Einpendler den Bus zu attraktivieren, arbeiten das Land OÖ und die Stadt Linz derzeit an einem Konzept für sogenannte Busschleusen. Diese sollen an den Linzer Einfallstraßen eine Vorfahrt des öffentlichen Busses ermöglichen. Aufgrund der Durchbindung erfolgt parallel zu den Planungen der zweiten Schienenachse auch die Planung der Mühlkreisbahn. Auch die Radinfrastruktur soll ausgebaut werden. „Da ist ein erhebliches Potential da“, so Anschober.
E-Mobilität ausbauen
Eine weitere Säule, auf die sich das neue Konzept stützt, ist die E-Mobilität. „Das Land OÖ möchte gemeinsam mit der Stadt Linz attraktive Anreize für einen Umstieg bieten“, unterstreicht Strugl. „Die Ära der Dieselbusse ist in Linz längst Geschichte“, betont Luger. Derzeit fahren 73 Prozent der Linz Linien-Fahrgäste bereits e-mobil. Das sind 80 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Der Rest fährt mit Erdgas. Nun soll die Flotte gänzlich umgestellt werden. „Die Linz AG nimmt seit Jahren eine Vorreiterrolle ein, wenn es darum geht, E-Mobilität voranzutreiben“, zeigt sich Linz AG-Generaldirektor Erich Haider stolz.
Derzeit sind elf E-Busse der Linz AG unterwegs. 2019 wird die gesamte Flotte von 20 Bussen fertig umgestellt. Auch das Feuerwehrfahrzeug der Linz AG fährt elektrisch. Auch Österreichs erstes Müllfahrzeug mit E-Technologie ist in Linz im Test.
Ladestationen ausbauen
Um die E-Mobilität zu fördern, soll auch die Ladeinfrastruktur ausgebaut werden. Derzeit verzeichnet die Linz AG rund 2.500 Ladevorgänge pro Monat. „Tendenz stark steigend.“ Dementsprechend plant die Linz AG, fünf weitere Schnellladestationen zu errichten – zwei davon auf dem Linzer Stadtgebiet.Das Magistrat Linz und die Linz AG arbeiten zudem mit dem Projekt „tim“ an fünf multimodalen Knotenpunkten: Am Hauptplatz, bei der Tabakfabrik, in der Grünen Mitte, am Hauptbahnhof und bei der Linz AG soll so das Umsteigen von Öffis auf Fahrräder oder E-Autos ermöglichtwerden.
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