Anschober appelliert an Risiko-Bewusstsein der jungen Generation
WIEN/OÖ/NÖ. Die Alterspyramide der Personen, die mit Covid-19 infiziert sind, verschiebt sich. Waren es zu Beginn der Krise viele ältere betroffene Menschen in Österreich, sind es jetzt stark die Jungen. In St. Wolfgang etwa sind über 75 Prozent der Fälle junge Leute. Daher der Appell von Gesundheitsminister Rudi Anschober vor Presse, zu wieder mehr Risikobewusstsein vor allem bei der jungen Generation.
175 Neuinfektionen wurden in Österreich in den letzten 24 Stunden gezählt, „das ist vergleichsweise hoch“, so Anschober. 78 Fälle davon sind in Wien, 45 in Oberösterreich. Den neuen Fällen von 175 gegenüber stehen 130 Neugenesene. Der Reproduktionsfaktor sei relativ stabil bei derzeit 1,07, „hier waren wir schon etwas niedriger, Mitte Juli“, so Anschober, nach einer Steigerung sinke der Faktor die letzten Tage aber wieder. „Das ist aber kein Grund, nachlässig zu werden.“
26 Prozent a-symptomatisch
Mittlerweile habe man in Österreich 890.000 Tests erreicht, „an diesem Wochenende werden wir die 900.000er-Marke überspringen“, so Anschober. Durch die Tests aktuell im Tourismus und Screenings in bestimmten, schwierigen Bereichen würden die Zahlen zeigen: 26 Prozent der positiv-getesteten Personen sind a-symptomatisch, also ohne Symptome.
Aktuell ganz stark die Jungen
Auch gebe es jetzt ein neues Phänomen, so Anschober: „Es sind kaum mehr ältere Menschen, sondern ganz stark die Jungen betroffen.“ Wie die Statistik zeigt, sind bis 15. März viele Leute mittleren Alters betroffen gewesen, dadurch habe es relativ wenige Schwerkranke gegeben. Von 16. März bis 11. April (Shutdown) „hat sich die Alterspyramide total verschoben: Es waren ganz wenig junge, dafür sehr viele ältere Menschen positiv.“
Mit der schrittweisen Öffnung ab 12. April sind die Zahlen bei den Älteren hoch geblieben, aber die Jungen zwischen 15 und 24 Jahren waren schon die zweitstärkste Gruppe. Und jetzt habe sich dieser Trend massiv gestärkt.
Als Beispiel nennt Anschober auch die Fallhäufung in St. Wolfgang: „Über 75 Prozent sind ganz Junge. Das ist ein Sonderfall mit Praktikanten als Auslösern, erklärbar ist das mit dem Umfeld und dem Freundeskreis“, meint Anschober. „Der Grundtrend bleibt aber: Eher die Jungen sind jetzt betroffen.“
„Entwicklung sollte Jungen zu denken geben“
„Bitte nicht glauben, es sind nur ältere Menschen betroffen, sondern genauso diszipliniert bleiben wie im Frühjahr“, appelliert Anschober. „Diese Entwicklung sollte jungen Menschen zu denken geben – wir alle können betroffen sein, wenn wir leichtfertig sind.“ Für alle gelte, wieder mehr Risikobewusstsein.
Hygiene: „Eigentlich peinlich“
„Ich finde es eigentlich peinlich, dass wir eine Pandemie dafür brauchen, um zu sehen, dass viele Menschen gar nicht wissen, wie man richtig Hände wäscht“, findet Hygienikerin Miranda Suchomel (Uni Wien) bei der Pressekonferenz klare Worte. „Die Hände sind der Transportweg Nr. 1 für die Übertragung von Mikroorganismen. Wer anständig wäscht, kann diesen Infektionsweg ganz leicht ausknocken. Diese Hygienemaßnahmen sind eine Basishygiene, stinknormale Verhaltensmaßnahmen, die wir schon in Kinderstube lernen sollten.“
Florian Thalhammer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Infektiologie, betont unterdessen die Wichtigkeit des Mund-Nasenschutzes. Studien würden zeigen: „Gute Masken, die dicht gewebt sind, kommen an OP-Masen heran. Es hilft aber auch eine FFP3-Maske nichts, wenn man sie falsch trägt“, so Thalhammer. „Man darf die Maske nicht berühren, oft sieht man sie am Kinn hängen – die Maske als Kinnschutz ist wirklich sinnlos.“
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