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Auch der Sommer 2020 war überdurchschittlich warm

Anna Stadler, 01.09.2020 18:28

OÖ. Zwar war den diesjährige Sommer nicht so heiß wie jene der letzten Jahre, dennoch war auch der Sommer 2020 überdurchschnittlich warm, zeigt die Statistik.

 (Foto: Tobs1900/Shutterstock.com)
(Foto: Tobs1900/Shutterstock.com)

Im Linz hat der Winter zumeist ohne Schnee stattgefunden. Eine Aneinanderreihung von Tiefdrucklagen mit starkem Westwind sorgten für einen milden und feuchten Februar, der oberösterreichweit vier bis fünf Grad über dem langjährigen Mittel lag. Der Februar brachte in Oberösterreich große Niederschlagsmengen, die Monate Jänner und März waren eher niederschlagsarm. Der April war extrem trocken. Die Niederschlagsmengen lagen zwischen 40 und 80 Prozent unter den langjährigen Werten, im Zentralraum gab es stellweise nur wenig bis beinahe keinem Niederschlag pro Monat. Im Linzer Feld lag auch der Grundwasserspiegel deutlich unter den langjährigen Erwartungswerten. Ab Mai begann sich die Niederschagslage zu bessern. „Wir haben wieder einmal ausreichend Niederschlag“, so Alexander Ohms, Klimaexperte der ZAMG. Die Regenmenge war in diesem Sommer 25 Prozent über dem Mittel. Kühl war der diesjährig Sommer dennoch keineswegs.

Wechselhaft und warm

Der meteorologische Sommer 2020 – Juni, Juli und August – brachte eher wechselhaftes Wetter und keine langen Hitzewellen. „Der Sommer war nicht stabil“, so Ohms. „Dadurch gab es auch wenig Badewetter.“ Er verlief aber deutlich wärmer als der Großteil der Sommer seit dem Messbeginn in Österreich im Jahr 1767. Er war wärmer als 95 Prozent aller Sommer in der 254-jährigen Messgeschichte. Vergeleicht man ihn mit der aktuellen 30-jährigen Referenzperiode, welche mit den 90er Jahren beginnt, war der Sommer 2020 ein Grad über dem Durchschnitt. Vergleicht man ihn mit dem Mittel der Referenzperiode davor (1961-1970) war er sogar zwei Grad zu warm.

Schwüler August

„Ein Grund, warum viele Menschen den Sommer 2020 als nicht besonders warm empfanden, ist wahrscheinlich, dass die drei letzten Sommer extrem heiß verliefen“, so Klimalandesrat Stefan Kaineder. „Man hat immer die letzten Sommer im Kopf“, betätigt auch Ohms. „Bei den heißesten Tagen (Anm. der Redaktion: Tage über 30 Grad) in Linz gab es letztes Jahr mit 26 Tagen eine riesen Zahl. Heuer haben wir 14 gehabt.“ Dies entspricht ungefähr dem 30-jährigen Mittel. Die Niederschlagsmenge war rund 20 Prozent über dem Durchschnitt. Das bedeutet jedoch nicht, dass es nicht sonnig gewesen wäre. Am meisten Sonne gab eis in Reichersberg im Innviertel. „Vor allem der August war zu nass und zu warm.“ Dies führte zu vielen schwülen Tagen. „Wir haben aber die 35 Grad Marke nicht überschritten.“

Corona-Krise hat kaum Auswirkungen

Und obwohl sich während der Corona-Krise zum Beispiel die Linzer Luft stark verbessert hat, hatte der Lockdown auf das Klima keine nachhaltige Auswirkung. „Corona löst das Klimaproblem auch nicht“, so Helga Kromp-Kolb, Klimaforscherin an der Universität für Bodenkultur. Sie vergleicht den Klimawandel mit einer Badewanne, in die mehr einläuft, als abfließen kann: „Wir haben den Hahn zwar kurzfristig zurückgedreht, aber der Wasserspiegel steigt dennoch.“ Dies habe auch massive wirtschaftliche Auswirkungen: Für Klimawandelanpassung wird von öffentlicher Seite derzeit rund eine Milliarde Euro jährlich ausgegeben, wetter-und klimabedingte Schäden liegen aktuell bei zumindest zwei Milliarden Euro - Tendenz stark steigend. „Der Unterschied zwischen kleiner Eiszeit und der Warmzeit hat nur 0,8 Grad betragen - jetzt sind es zwei Grad. Wir sollten uns nicht überschätzen“, warnt die Klimaforscherin, dass bei weiterem Anstieg der Temperatur auch Ausgleichs- und Anpassungsmaßnahmen immer schwieriger werden.

Umdenken gefordert

Kromp-Kolb fordert dementsprechend ein massives Umdenken, um den Temperaturanstieg zu begrenzen. „Daher müsste jedes Gesetz, jede Verordnung, ob auf Bundes- oder Landesebene daran gemessen werden, ob sie das Land den nachhaltigen Entwicklungszielen näher bringt oder nicht.“ Gelder sollten zukunftsweisend investiert werden. „Es entstehen Kosten, indem wir Skigebiete ausbauen, wo Skigebiete keine Zukunft haben.“ Auch die Investition in Autobahnen und Individualverkehr sei nicht zukunftsweisend.

„Die Bedrohung durch den stetig voranschreitenden Klimawandel wird immer spürbarer und sichtbarer. Und es ist die Aufgabe aller Körperschaften einen Beitrag zu leisten – deshalb brauchen wir einen massiven Schub für den Klimaschutz. Wir bräuchten eine Verkehrswende und zwar eine ordentliche“, so auch Umweltlandesrat Kaineder. Auch im Bereich Energie bräuchte es einen Umschwung. „Es sind so viele Wenden notwendig - das wäre jetzt die Gelegenheit“, sind sich die Klimaforscherin und der Landesrat hinsichtlich der Bewältigung der Corona-Krise einig.

Die Extrem-Werte des Sommers 2020:
Niederschlagsabweichung: 21 Prozent
Temperaturabweichung: +1.0 Grad Celsius
Abweichung der Sonnenscheindauer: 4 Prozent
Temperaturhöchstwert: Braunau (382 Meter) 34.9 Grad Celsius am 28. Juli
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin): Dachstein-Gletscher (2520 Meter) -3,2 Grad Celsius am 7. Juli
Temperaturtiefstwert unter 1.000 Meter: Freistadt (539 Meter) 4 Grad Celsius am 2. Juni
höchstes Sommermittel der Lufttemperatur: Linz (262 Meter) 20 Grad Celsius, Abweichung +0.9 Grad Celsius
höchste Sonnenscheindauer: Reichersberg (351 Meter) mit 762 Stunden, Abweichung +13 Prozent

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