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OÖ. Mit Ende des 16. Dezember endet der aktuelle Lockdown in OÖ, am 17. Dezember dürfen alle Bereiche wieder öffnen, begleitet von 2G und strenger FFP2-Pflicht. Nach Beratungen mit Experten, Sozialpartnern und Städte- sowie Gemeindebund gab Landeshauptmann Thomas Stelzer das am Donnerstag bekannt.

Pressekonferenz, v. l.: Diplomintensivpflegerin Irmgard Mair, Franz Harnoncourt (OÖ Gesundheitsholding), Intensiv-Primar Christian Dopler, Landeshauptmann Thomas Stelzer. (Foto: Volker Weihbold)
photo_library Pressekonferenz, v. l.: Diplomintensivpflegerin Irmgard Mair, Franz Harnoncourt (OÖ Gesundheitsholding), Intensiv-Primar Christian Dopler, Landeshauptmann Thomas Stelzer. (Foto: Volker Weihbold)

Oberösterreich wird ab Freitag, 17. Dezember, analog zu den am Mittwoch vom Bund veröffentlichten Vorgaben alle Bereiche öffnen. Handel, Gastro (Sperrstunde 23 Uhr), Hotellerie, körpernahe Dienstleister, Kultur und der Sportbereich öffnen, begleitet von den Maßnahmen 2G und FFP2-Maske. Es gelten auch in OÖ die definierten Grenzen, etwa von maximal 2.000 Personen indoor mit fix zugewiesenen Sitzplätzen oder Zusammenkünfte indoor mit maximal 25 Personen. Nachtgastro und Stehgastro sind nicht möglich.

Für Ungeimpfte gilt analog den Bundesvorgaben für zehn weitere Tage ein Lockdown, also Ausgangsbeschränkungen, der Bund werde nach diesen zehn Tagen evaluieren.

Zahlen lassen frühere Öffnung nicht zu, Impfquote zu niedrig

Auch wenn sich die Zahlen bessern, gebe es immer noch zu viele Neuinfizierte täglich, zu viele Covid-Patienten auf Intensiv und zu viele Menschen, die auf wichtige Behandlungen warten müssten. „In Oberösterreich kommt noch eines dazu: Unser Sicherheitspolster für diverse Maßnahmen oder Öffnungsschritte ist zu klein – die Impfquote“, so Stelzer. Sie ist immer noch am niedrigsten unter allen Bundesländern. Nicht nur die Impfquote, auch die Lage auf den Intensivstationen werde Oberösterreich als Richtschnur nehmen. Jeder Tag mehr Lockdown bringe Entlastung in den Spitälern, bringe Schutz für die Gesundheit und „reduziert das Risiko, dass wir nach Ende des Lockdowns gleich wieder in den nächsten schlittern“, so Stelzer.

Er verstehe auch alle anderen Sorgen in der Gesellschaft – natürlich die Existenzängste der Wirtschaft, „aber ich werde nicht zulassen, dass wir die Wirtschaft gegen die Gesundheit ausspielen. Es ist keine Entscheidung gegen jemanden, sondern eine Entscheidung für die Gesundheit.“ Für die weiter vom Lockdown betroffenen Branchen werde es zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen zu jenen vom Bund geben, Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner werde diese am Freitag gemeinsam mit Sozialpartnern präsentierten, kündigte Stelzer an. 

Einkaufstourismus „unpatriotisch“

Stelzer stellt auch klar, dass die kommenden Tage, an denen andere Bundesländer den Handel etwa bereits geöffnet hätten, nicht für Einkaufstourismus genutzt werden dürfen – „das ist nicht nur verboten, sondern unsolidarisch und unpatriotisch“. Die Polizei werde dies verstärkt kontrollieren, ebenso wie etwa 2G in der Gastro.

Intensivbettenbelegung als „harte Währung“

Mit 9. Dezember sind in OÖ 111 Covid-Patienten auf den Intensivstationen (davon 90 ungeimpft) zu betreuen, immer noch viel zu viel. „Ich verstehe, dass es Diskussionen um eine rasche Öffnung gibt, die Wirtschaft drängt massiv darauf. Als Gesundheits-Landesrätin muss ich die Erwartungen aber bremsen. Was ich in den Spitälern sehe, ist, dass die Belagszahlen nach wie vor sehr hoch sind. Die Intensivbetten sind die harte Währung, über die man nicht verhandeln kann“, so LH-Stellvertreterin Christine Haberlander. Sie hat auch einen Weihnachtswunsch: „Corona hat uns verdeutlicht, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren: Gesundheit, Nächstenliebe und Zusammenhalt.“

Experten begrüßen die Entscheidung, den Lockdown bis inklusive 16. Dezember aufrechtzuerhalten, sehr. „Die Situation in den Spitälern ist keineswegs entspannt“, so der Vorsitzende der Geschäftsführung der OÖ Gesundheitsholding Franz Harnoncourt. Für die Mitarbeiter sei die Corona-Situation mittlerweile zum zweijährigen Marathon geworden. Die Betreuung von Covid-Patienten sei ungleich aufwendiger als die Betreuung von „normalen“ Patienten. „Zudem muss klar sein, dass OPs und Therapien zurückgestellt, verschoben werden müssten“, verweist er auch auf verschobene Kinder-Herz-OPs oder die verschobenen OPs von Tumorpatienten.

Spitalsmitarbeiter haben „Verschnaufpause mehr als nötig“

Mit am Podium waren auch Vertreter des medizinischen Personals: Diplomintensivpflegerin Irmgard Mair und Intensiv-PrimarChristian Dopler vom Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck.

„Man muss sich vor Augen halten: wir betreiben in Oberösterreich normalerweise 250 Intensivbetten, aktuell sind es 304 Betten. Diese 54 zusätzlichen Intensivbetten erkaufen wir uns mit der Reduktion der OP-Kapazität. Personal wird von den Operationssälen, der Anästhesie auf die Intensivstationen geshiftet, mit dem Preis, auch onkologische Operationen verschieben zu müssen oder nicht machen zu können. Wir sind momentan immer noch in einem Krisen-, in einem Notfallmodus, mit leicht sinkenden Intensivzahlen. Die 111 aktuell sind aber immer noch viel zu viel. Die Mitarbeiter sind absolut am Limit und haben sich entspanntere Feiertage verdient“, so Dopler. 

Auch in der Pflege sei man weiterhin „im roten Bereich“, so Mair. „Es ist sehr belastend, der Aufwand der Pflege für Covid-Patienten übersteigt jedes Maß der Normalität. Mir wäre es wichtig, dass ich mehr Solidarität einfordere, dass mehr Verständnis der Bürger aufgebracht wird, dass die Maßnahmen eingehalten werden. Und ich möchte mich bei jenen bedanken, die die Maßnahmen einhalten und so beitragen, dass sich die Situation bei uns verbessert. Der Lockdown macht sich bei uns auf den Intensivstationen als letztes bemerkbar, deshalb ist es so wichtig, ihn noch zu verlängern, um uns eine Verschnaufpause zu verschaffen, denn die haben wir mehr als nötig.“

Auf 25 Intensivbetten kommen

Die neuesten Prognosen von Simulationsforscher Niki Popper für Oberösterreich gehen davon aus, dass sich die Zahl der mit Covid-Patienten belegten Intensivbetten bis 22. Dezember auf 68 verringert. Ziel müsse es sein, dass OÖ auf eine Intensivbetten-Belegung von 25 zurück gelange und dass dies vor allem auch gehalten werden könne, so Harnoncourt und auch Primar Bernd Lamprecht. Mit 25 mit Covid-Patienten belegten Intensivbetten sei weitgehend Normalbetrieb in den Spitälern möglich, ab 50 Intensivbetten könne noch ein Hybridbetrieb sichergestellt werden, ab 75 belegten Intensivbetten könne man sich nur mehr auf Covid und das Akutgeschehen konzentrieren, so Harnoncourt. „Auch die Mitarbeiter im Gesundheitswesen wünschen sich halbwegs normale Weihnachten“, bittet er um Verständnis, dass der Lockdown in OÖ bis 17. Dezember gelte.

Luger: Schweigende Mehrheit solidarisch

„Der 17. Dezember wird für viele ein Tag sein, auf den sie sich freuen“, so der OÖ. Städtebund-Präsident und Linzer Bürgermeister Klaus Luger. Die Öffnung mit 2G sei ein „Zeichen für jene, die einen Beitrag leisten. Ich bin überzeugt, dass es nur eine Minderheit ist, die auf die Straße geht, irrationale Argumente von sich gibt und die wirklich zur Spaltung beiträgt, Straßenbahnen blockiert, auf Journalisten losgeht, von Lügenpresse spricht und Menschen, die von der Arbeit heimfahren wollen, daran hindern. Die schweigende Mehrheit verhält sich solidarisch.“

Oö. Gemeindebund-Präsident Johann Hingsamer: „Die Pandemie braucht auch die politische Verantwortung. Wenn ich von Zusammenhalt in der Gesellschaft rede, wäre auch die Politik gefordert, alles zu tun, um nicht zu spalten und politisches Kleingeld zu machen.“

Die Menschen würden auch die Wahrheit vertragen, so Luger, die Pandemie werden noch länger dauern, sehen er wie alle anderen am Podium ein anstrengendes kommendes Jahr 2022. Primar Bernd Lamprecht verweist auch auf die neue Omikron-Variante: „Wir werden auch 2022 sehr viel Disziplin brauchen, Ziel sollte sein, dass wir keinen Lockdown mehr brauchen – und den brauchen wir dann, wenn die Spitäler wieder kurz vor Belastungsgrenze stehen.“


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