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"Tag der Pflege" 2020 ganz im Zeichen von Corona

Karin Seyringer, 12.05.2020 10:58

OÖ/LINZ. Der heutige 12. Mai ist „Internationaler Tag der Pflege“. Zum Gedenken an Florence Nightingale, der Pionierin der modernen Gesundheits- und Krankenpflege, wird der Tag jährlich an ihrem Geburtstag begangen. Aus Anlass ihres 200. Geburtstags hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Jahr 2020 zum weltweiten Jahr der Pflegenden und Hebammen erklärt. Durch die Corona-Pandemie werden die umfangreichen Aufgaben dieser Berufsgruppe einmal mehr sichtbar.

Symbolfoto - der 12. Mai ist der "Internationale Tag der Pflege" - in Zeiten von Corona besonders bedeutend. (Foto: Tyler Olson/Shutterstock.com)

Die Zahlen zeigen: Die Pflege ist weiblich: 73 Prozent der Pflege werde von Frauen erbracht - ob im privaten Umfeld oder im Beruf. Hier wolle man gegensteuern, in dem die Rahmenbedingungen verbessert und neue Zielgruppen für den Beruf erschlossen werden. „Mein besonderer Dank gilt allen professionell Pflegenden und pflegenden Angehörigen, insbesondere den vielen Frauen, die in diesem Bereich tätig sind. Sei es im mobilen Bereich, der stationären Pflege, bei der Arbeit mit Menschen mit Demenz, in der Forschung und in vielen anderen Bereichen. Sie sind ein nicht wegzudenkender, unentbehrlicher Pfeiler unseres Gesundheits- und Sozialsystems und leisten Großartiges. Gerade die aktuelle Krise hat uns gezeigt, dass es vor allem Frauen sind, die unverzichtbare und oft unsichtbare Arbeit leisten. Diese alle zu unterstützen und das Pflegesystem dahingehend weiterzuentwickeln ist zentrales Anliegen der österreichischen Bundesregierung und dieses werden wir mit aller Kraft verfolgen“, versichert Bundesminister Rudi Anschober anlässlich des „Internationalen Tags der Pflege“.

Vertrauensperson hinter Schutzmaske und Visier

Im Kepler Universitätsklinikum in Linz etwa stehen rund 3.300 tatkräftige Pflegepersonen im Einsatz, um den jährlich circa 85.000 stationären und 705.000 ambulanten Patienten die beste pflegerische Versorgung zu bieten. „Unsere Mitarbeiter im Pflegebereich haben einen enormen Beitrag geleistet, um unsere Patienten unter diesen erschwerten Bedingungen zu pflegen, zu versorgen und zu betreuen. Die Aufgabenstellung wurde durch die umfangreichen Schutzmaßnahmen zur besonderen Herausforderung. Allen Mitarbeitern gilt ein großer Dank für ihren täglichen Einsatz“, so die Pflegedirektorin am KUK Simone Pammer.

Aufgrund des in allen Kliniken geltenden Besuchsverbots stellen die Mitarbeiter der Pflege oftmals auch den wichtigsten sozialen Kontakt für die Patienten dar. „Pflegepersonen sind oftmals die ersten Ansprechpersonen für Patienten. Weil sie ihre Ängste und Sorgen nicht mit Angehörigen persönlich teilen können, wird derzeit Freud und Leid noch intensiver erlebt. Die Pflege versucht, so gut es geht, Zeit für die kranken Menschen zu finden und so anstelle des fehlenden Besuchs für sie da zu sein, so Pammer.

Sportlicher Arbeitstag

Wie die Arbeiterkammer OÖ vorrechnet, erbringen Pflegekräfte sportlich betrachtet täglich Spitzenleistungen: 24.000 Schritte in einem Nachtdienst – also knapp 17 Kilometer – seien keine Seltenheit. Oft betreue eine Pflegeperson im Nachtdienst alleine eine Station oder sei für mehr als 50 Bewohner im Alten- und Pflegeheim zuständig. Einsatzkräfte in der mobilen Pflege und Betreuung würden teils mehr als 60 Kilometer pro Tag zurücklegen, um in einem Dienst bis zu 20 Klientenen zu versorgen.

Einigkeit: Verbesserungen beim Gehalt und den Rahmenbedingungen nötig

Gewerkschaften, Interessensvertretungen und Träger sind sich einig: Es braucht Verbesserungen für die Pflege.

„Die Corona-Krise hat hoffentlich allen die Augen geöffnet und aufgezeigt, dass die Gesundheitsberufe eine Gehaltserhöhung dringend verdient haben“, so etwa Branko Novaković, Vorsitzender der ÖGB Fachgruppe für Gesundheits- und Sozialberufe in Oberösterreich. Am Höhepunkt der Corona-Krise sei täglich um 18 Uhr für das Spitalspersonal geklatscht worden. Regelmäßig seien durch die Dienstgeber Dankesbotschaften von Politikern an die Belegschaft übermittelt worden. „Aber der Dank alleine bezahlt keine Rechnungen.“ Novaković weist darauf hin, dass die Gehälter der oberösterreichischen Gesundheistberufe im weltweiten, aber auch österreichweiten Vergleich zu niedrig seien.

Rasch wieder ernsthafte Verhandlungen aufnehmen

Die Gewerkschaft vida mahnt endlich wieder ernsthafte Verhandlungen mit den vier zuständigen Gewerkschaften ein. „Es ist höchste Zeit, dass wir zu Ergebnissen kommen, welche die Situation der Pflegenden in unserem Bundesland wirklich verbessern“, so der Landesvorsitzende der Gewerkschaft vida OÖ, Helmut Woisetschläger. „Und natürlich unterstützen wir die Forderung nach einem Corona-Tausender für alle Arbeitnehmer, die das System am Laufen gehalten haben.“

Die Arbeiterkammer fordert: „Als Sofortmaßnahmen muss der Mindestpersonalschlüssel in der stationären Altenpflege zu 120 Prozent erfüllt werden und müssen je nach Größe des Hauses mindestens zwei Nachtdienste eingeteilt werden, ohne dass es dabei zu Kürzungen am Tag kommt. Auch in der mobilen Pflege und Betreuung braucht es eine entsprechende Anhebung der zur Verfügung stehenden Zeit“, so AK-Präsident Johann Kalliauer.


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