Seniorendialog: „Einsamkeit im Alter macht krank“
LINZ/OÖ. Zu dem Thema „Einsamkeit im Alter macht krank!“ fand der aktuelle Seniorendialog des OÖ Seniorenbundes statt – ein Thema, dass sich während der Coronakrise massiv verschärft hat.
Die Zahl der Single-Haushalte hat extrem zugenommen – österreichweit haben sie sich von 1985 (768.000) bis 2019 (1.480.000) fast verdoppelt. Ein Drittel der Menschen über 65 Jahre lebt alleine – meist, weil ein Partner schon verstorben ist. Im fortgeschrittenen Alter sind die Menschen zudem nicht mehr so mobil und können daher oft am Gemeinschaftsleben der Gemeinden und Pfarren nicht mehr teilnehmen. Daher handelt es sich beim Thema Einsamkeit um ein großes Thema, insbesondere für ältere Menschen. „Es ist zumeist ein sehr leises Thema“, ist sich Landeshauptmann Thomas Stelzer bewusst.
Verschärfung durch Corona
Um die Thematik stärker in den Vordergrund zu rücken, beschäftigt sich nun der OÖ Seniorenbund bei seinem Seniorendialog gemeinsam mit Experten auf diesem Gebiet intensiv damit. „Das Thema wurde schon vor Corona festgelegt. Corona hat das Thema aber noch deutlich sichtbarer gemacht“, so der OÖ Seniorenbundobmann Josef Pühringer. „Auch die Qualität der Einsamkeit unter Corona hat sich verändert“, so Soziologe und Alterswissenschaftler Franz Kolland.
Einsamkeit und ihre negativen Folgen
Vereinsamung ist umso stärker dann gegeben, wenn eine große Diskrepanz zwischen gewünschtem und tatsächlichem Kontakt zu anderen ist. Oft werde Einsamkeit auch verleugnet. „Das ist keine günstige Strategie“, weiß der Experte. Wird die Einsamkeit verleugnet, können auch keine Gegenmaßnahmen getroffen werden. Diese wären jedoch bitter nötig. Denn: Einsamkeit hat Folgen. So schlafen einsame Menschen schlechter und haben generell einen schlechteren Gesundheitszustand. In Zeiten von Covid-19 bring Einsamkeit auch risikoreicheres Verhalten mit sich. „Corona-Einsame halten keinen Abstand“, berichtet Kolland die Ergebnisse neuer Studien.
„Politik ist gefordert“
Speziell auch aus der Verstärkten Einsamkeit rund um die Coronakrise müsse man jetzt lernen. „Man kann von den Extremfällen für den Alltag viel lernen“, bestätigt auch Paul Michael Zulehner, Theologe und Religionssoziologe. Es ist auch die Politik gefordert“, sind sich OÖVP-Sozialsprecher Wolfgang Hattmannsdorfer, Stelzer und Pühringer einig. Die Herausforderung Einsamkeit muss bei der Weiterentwicklung der Betreuung und Pflege bewusst in den Fokus genommen werden. So müsse unter anderem Altenheim-Seelsorge als systemrelevant im Gesetz verankert werden, damit diese künftig auch als Ansprechpartner in Krisenzeiten zur Verfügung stehe.
Treffpunkte schaffen
Für Alleinelebende soll das Konzept der Tagespflege weiter ausgebaut werden. Wohnungen dürfen nicht zu Einsamkeitsfallen werden. Im ländlichen Raum müssen Treffpunkte wie Supermarkt, Wirtshaus oder Friseurladen bewahrt werden. „Wenn das Leben im Dorf weg ist, bedeutet das Einsamkeit“, so Hattmannsdorfer. Hier setzt auch der Seniorenbund mit seinen 430 Ortsgruppen an: Angebote wie Senioren- oder Generationskaffees, Wander- und Spaziernachmittage, gemeinsame Feste oder Reisen sollen helfen der Einsamkeit zu entfliehen. Regelmäßige Besuchsdienste bei Kranken oder Bettlägerigen sollen auch jenen helfen, deren Mobilität eingeschränkt ist.
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