„Es wird noch weitere Maßnahmen als den Lockdown für Ungeimpfte erfordern“
LINZ. Die Situation in den Spitälern hat sich in den vergangenen Wochen dramatisch zugespitzt. Im Gespräch mit Tips verrät der Ärztliche Direktor des Ordensklinikums Linz Elisabethinen, Dr. Michael Girschikofsky, warum es wohl noch zusätzliche Maßnahmen erfordern wird, um die Pandemie in den Griff zu bekommen.
Am Beispiel des letzten Wochenendes zeigt der Mediziner auf, was die Mitarbeiter am Ordensklinikum Linz Elisabethinen mittlerweile schultern müssen: „Wir hatten Aufnahme-Wochenende, sind am Freitag mit fünf intensivpflichtigen Covid-Patienten und insgesamt 18 Intensiv-Patienten in das Wochenende gegangen. Wir haben einen großen Versorgungsauftrag, gerade was Herzinfarkt-Patienten angeht, hier sind wir neben dem KUK und Wels einer der größten Versorger. Schon am Sonntagnachmittag waren wir mit der Situation konfrontiert, dass wir mit den Intensiv-Ressourcen nicht mehr auskamen“, so Girschikofsky.
Wie schon im Herbst des Vorjahres wurde dafür kurzfristig ein Aufwachraum in eine dritte Intensivstation umgewandelt. „Es sind seit letzten Montag nur mehr drei unserer acht OP-Säle offen, da wir Personal für die intensivpflichtigen Patienten brauchen. Dort operieren wir Akutfälle.“ Täglich wird zudem abgestimmt, welche Großoperationen – wie etwa bei Tumorpatienten – am Operationsprogramm verbleiben.
Personal am Limit
Die angespannte Personallage zieht sich dabei durch das ganze Haus: „Das betrifft nicht nur die Covid-Stationen, die natürlich körperlich, aber auch psychisch große Herausforderungen sind. Unsere zweite Covid-Station ist eigentlich eine chirurgische Wochenstation. Als Covid-Station kannst du diese Abteilung nicht am Freitag zusperren und am Montag wieder aufmachen, da brauchst du 24 Stunden am Tag Personal, auch die Patienten sind wesentlich pflegeintensiver als auf einer chirurgischen Wochenstation. So müssen wir – wie alle Spitäler gerade – andere Bereiche schließen, um dort Personal zu rekrutieren. Bei uns betraf es etwa schon die Urologie und die Dermatologie. Es gibt dann einen Stufenplan, wie es weitergeht, wenn die Zahlen steigen“, führt der Ärztliche Direktor aus.
Trotz Lockdown für Ungeimpfte und Veranstaltungsverbot ist Michael Girschikofsky skeptisch, dass diese Maßnahmen ausreichend Wirkung erzielen: „Auch in der Kollegenschaft herrscht die einhellige Meinung, dass es weitere Maßnahmen als den Lockdown für Umgeimpfte erfordern wird. Diese werden nicht angenehm sein, sind aber nötig.“
Impfversager verzerren die Statistiken
Girschikofsky nutzt auch die Gelegenheit für einen Appell zur Impfung: „Die Impfung ist das Einzige, was ausreichend Schutz davor bietet, dass man auf der Intensivstation landet.“ Auch im Ordensklinikum sei man mit Impf-Durchbrüchen konfrontiert, aber: „Wenn ein Patient auf der Intensivstation landet, der geimpft ist, ist es in der Regel kein klassischer Durchbruch, sondern ein Impfversager. Das sind Menschen, die versuchen, Schutz zu erlangen, aber bei denen die laufende Therapie oder Grunderkrankung sowie die Begleitmedikation verhindern, einen Impfschutz aufzubauen. Das verzerrt die Statistik, denn natürlich scheinen diese Personen dann auch bei den Geimpften auf.“
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