Tumorzentrum: „Patienten sind in Oberösterreich sehr gut versorgt“

Karin Seyringer Tips Redaktion Karin Seyringer, 04.02.2023 14:29 Uhr

OÖ. Der 4. Februar ist Weltkrebstag. In Oberösterreich wurden 2022 bei rund 9.500 Menschen Krebserkrankungen neu diagnostiziert. Was viele nicht wissen: Oberösterreich hat mit dem Tumorzentrum OÖ ein führendes Erfolgsprojekt in der vernetzten Behandlung von Krebspatienten, auch bei sehr seltenen Krebsarten. Die Botschaft von Leiter Ansgar Weltermann: „Die Patienten sind in Oberösterreich sehr, sehr gut versorgt.“

Das Tumorzentrum Oberösterreich ist ein Zusammenschluss des Ordensklinikums Linz, des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Ried und der Regionalkliniken der Oberösterreichischen Gesundheitsholding (OÖG). Vor zwölf Jahren wurde das Projekt gestartet, mit der Gründung des Tumorzentrums der gespag-Elisabethinen. Mittlerweile ist man drauf und dran, die flächendeckende Zusammenarbeit zu schaffen.

Neue Krankenhäuser stoßen dazu

„Wir sind kurz davor, dass alle Spitäler in Oberösterreich, die Krebs behandeln, im Tumorzentrum vernetzt sind“, so Gesundheits-Landesrätin LH-Stellvertreterin Christine Haberlander. So stehe die Teilnahme des Kepler Universitätsklinikums, des Klinikums Wels-Grieskirchen und des Krankenhauses St. Josef Braunau unmittelbar bevor. Die Zusammenarbeit laufe schon länger, es gehe nur mehr um vertragliches. Noch heuer dürfte dies finalisiert werden.

Vernetzung, um dezentral beste Versorgung zu ermöglichen

Man wolle die beste Behandlung dort ermöglichen, wo die Patienten zu Hause sind, „dazu braucht es Abstimmung, Qualitätskontrolle, Leitlinien und die psychische Komponente – all dies vereinten wir im Tumorzentrum Oberösterreich.“

Über 90 Prozent der Krebspatienten in Oberösterreich würden mittlerweile in den Tumorboards des Tumorzentrums OÖ besprochen werden – „das ist mittlerweile Standard geworden“, so Weltermann, Leiter Tumorzentrum OÖ und Leiter des Zentrums für Tumorerkrankungen am Ordensklinikum Linz. 41 verschiedene Boards gibt es mittlerweile – je nach Art der Krebserkrankung regional oder überregional, „gemeinsam wird die bestmögliche Therapie entschieden“, der Patient habe durch die Besprechung mehrere Experten gleich die zweit- oder Drittmeinung.

Erfolgsprojekt von Spitälern und Mitarbeitern

Haberlander unterstreicht, dass das Erfolgsprojekt von allen Trägern und Spitälern mitgetragen werde – das sei der Erfolgsschlüssel, dass es sich so gut entwickelt habe, dankt sie den Spitalsmitarbeitern für die Etablierung. „Das Tumorzentrum Oberösterreich ist ein Erfolgsprojekt, das im deutschsprachigen Raum keinen Vergleich scheuen braucht.“ Das Projekt sichere sowohl Behandlungs- als auch Datenqualität, sieht sie das Tumorzentrum OÖ in solcher Qualität und Breite einzigartig.

So wurde etwa auch trägerübergreifend eine Tumordatenbank (Krebsregister) geschaffen, um die Krankheitsverläufe zu dokumentieren und so die Qualität der Versorgung zu messen und zu verbessern.

Tumorzentrumstage

Anfang Februar fanden auch wieder die Tumorzentrumstage statt, zum Update der Leitlinien des Tumorzentrums OÖ. Primar Ernst Rechberger, Leiter der Inneren Medizin II am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried und stv. Leiter des Tumorzentrums OÖ: „Die Leitlinien des Tumorzentrums sind die Grundlage zur Behandlung von Krebspatienten in OÖ. Mit den Tumorzentrumstagen werden die neuesten Entwicklungen in der Onkologie zeitnah und flächendeckend umgesetzt, einzigartig im deutschsprachigen Raum.“

Nicht nur für häufige, sondern auch für seltene Erkrankungen wurden mittlerweile Behandlungsempfehlungen erstellt.

Ansgar Weltermann: „Auch bei seltenen Krebsarten kümmern wir uns, um sie mit gleich guter Qualität versorgen zu können. Das geht nur bei guter Vernetzung. Wenn man pro Krankenhaus nur ein paar Fälle hat, ist die Qualität nicht gut. Wenn man sich vernetzt, ist sie gut.“

Hervorzuheben seien auch die Leitlinien zu den verschiedenen Weichteilsarkomen, so Rechberger. Es handelt sich um Krebserkrankungen, die von den Weichteilen des Körpers wie Muskeln, Bindegewebe oder Fettgewebe ausgehen. In Oberösterreich wird pro Jahr bei etwa 120 Patienten diese Erkrankung diagnostiziert. „Hier bildet sich gerade ein Netzwerk von Ärztinnen und Ärzten, die auf die Diagnostik und Therapie dieser zum Teil hochaggressiv verlaufenden Erkrankungen spezialisiert sind. Ein vom Ordensklinikum Linz initiiertes Tumorboard für Sarkome hilft, dass sich die Ärzte aus allen Spitälern zu betroffenen Patienten austauschen und möglichst rasch eine erkrankungsspezifische Therapie einleiten können.“

Auch Fachpflege vernetzt sich

Anna Dieplinger, Abteilungsleiterin Kompetenzzentrum für Gesundheits- und Sozialberufe der OÖG verweist auf die große Bedeutung der Tumorzentrumstage und Vernetzung auch in der Pflege. „Es ist wichtig, dass sich die Pflege spezialisiert, auch hier schaffen wir ein Netzwerk.“ Es gehe hier auch um die Mitbetrachtung der Lebensqualität. „Die Medizin ist fokussiert auf Diagnose und Therapie, die Pflege kümmert sich weiter. Daher geht es um Medizin und Pflege auf Augenhöhe. Der letzte Stand der Wissenschaft ist auch in der Pflege wichtig“, nennt sie zum Beispiel Spezialisierungen auf die Heilung tumorbedingter Wunden.

Die pflegerischen Erfordernisse seien in der akuten Erstversorgung, während einer mehrmonatigen Chemotherapie und in der End of Life Care sehr unterschiedlich. ERAS Nurse (Enhanced Recovery after Surgery; Genesung beginnt vor dem Eingriff - Österreichs erste ERAS-Nurse gibt’s im Salzkammergut Klinikum), Breast Care Nurse, Palliative Care oder Cancer Nurse sind Spezialisierungen, die der Pflege heute neue Perspektiven im Berufsfeld bieten.

Neue Medikamente sehr zeitnah

Primar Klaus Wilthoner, Leiter Innere Medizin 2 am Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck und stv. Leiter des Tumorzentrums unterstreicht, dass es in Oberösterreich möglich ist, alle Neuzulassungen an Medikamenten sehr zeitnah einzusetzen. Die Fortschritte seien manchmal sprunghaft, in den letzten drei Jahren war die Implementierung der CheckPoint-Inhibitor-Therapie zur Behandlung verschiedenster Krebserkrankungen bedeutend, nennt er ein Beispiel.

Und er zeigt die Bedeutung davon auf, an wissenschaftlichen Studien teilzunehmen: Wir versuchen das immer anzubieten. Aktuell nimmt das Tumorzentrum OÖ an 73 klinischen und einigen weiteren Studien teil, das wolle man weiter forcieren.

Spezialisierungen

Nicht alle Therapieformen werden an jedem Standort des Tumorzentrums OÖ angeboten – beispielsweise gibt es die CAR-T-Zellthereapie für bestimmte Formen akuter Leukämie und Lymphknotenkrebs am Zentrum für Stammzellentherapie und Zelltherapie nur am Ordensklinikum Linz Elisabethinen.

Leitlinie Psychoonkologie

Weiterentwickelt wird auch die Leitlinie Psychoonkolgie, um seelische, sozial-familiäre oder spirituelle Beschwerden von Krebspatienten besser zu erkennen und unterstützen zu können.

Leitlinien und Infos: www.tumorzentrum.at

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