Online-Infoabend "Darmkrebs": Experten über neue Therapien, Operationsmöglichkeiten und Vorsorge
LINZ. Schmerzen spürt man bei Darmkrebs leider oft erst dann, wenn es 5 Minuten vor 12 oder später ist. Keine Beschwerden zu haben, sollte daher kein Argument gegen Darmvorsorge sein. Neun von zehn Tumorerkrankungen wären zu verhindern – durch eine zeitgerechte Darmspiegelung. Das Ordensklinikum Linz lädt am Montag, 6. März, auf Initiative der Selbsthilfe Darmkrebs zum kostenlosen Online-Infoabend „Darmkrebs – Was gibt es Neues?“.
„Zuwarten resultiert leider noch bei tausenden Betroffenen in einer großen Operation, in monatelangen Chemotherapie-Zyklen oder gar einem künstlichen Darmausgang“, so Helga Thurnher. Die Gründerin und langjährige Obfrau der Selbsthilfe Darmkrebs ist Tag für Tag mit dem großen Leid Betroffener und deren nächsten Angehörigen konfrontiert.
Dazu kommen dann oft noch quälende Selbstvorwürfe. Helga Thurnher: „Viele bedauern auch, dass sie die Einnahme des zuvor erforderlichen Abführmittels von der Koloskopie abgehalten hat. Zugegeben, das sind einige unbequeme Stunden, aber nichts im Vergleich zu langen, belastenden Therapien.“
Patientin Rösi Repa: „Hartnäckig sein!
Wie wichtig präzise Diagnose ist, zeigt das Schicksal von Rösi Repa: Die heute 79-Jährige ging vor sieben Jahren wegen Bauchschmerzen zur Darmspiegelung. Dabei wurde ein orangengroßer Tumor entdeckt. Das Fatale daran: Erst eineinhalb Jahre zuvor hatte sie ihre letzte Darmspiegelung gehabt – mit damals unklarem Befund.
Ihr Appell: „Bitte geben Sie sich nicht mit einer ungenauen Diagnose zufrieden und bestehen Sie in dem Fall sicherheitshalber auf eine zeitnahe Wiederholung der Untersuchung!“
Wann zur Vorsorge?
Gibt es keine genetische Vorbelastung sollte man eine Darmspiegelung oder einen Stuhlbluttest erstmals ab 45 Jahren durchführen lassen. Ist der Befund unauffällig, ist eine derartige Untersuchung im 10-Jahres-Rhythmus ratsam.
Bei Darmkrebs-Fällen in der Familie wird allen Nachfahren zehn Jahre vor dem Erkrankungsalter des Betroffen die (erstmalige) Vorsorge-Koloskopie empfohlen. Diese ist dann alle fünf Jahre zu wiederholen, da die Neigung zu Polypen familiär gehäuft auftreten kann.
Früherkennung wesentlicher Überlebensfaktor
„Der medizinische Fortschritt im Kampf gegen Krebs ist schnell, so auch bei Darmkrebs. Neue innovative Therapieformen erhöhen die Lebenserwartung und machen Erkrankungen beherrschbar. Trotzdem gilt, dass bei onkologischen Erkrankungen die Früherkennung ein wesentlicher Überlebensfaktor ist. Gehen Sie zur Vorsorgeuntersuchung“, sagt Holger Rumpold, Leiter des Viszeralonkologischen Zentrums am Ordensklinikum Linz.
Online-Infoabend „Darmkrebs - was gibt es Neues?“
Unter Rumpolds Vorsitz findet am Montag, 6. März, auf Initiative der Selbsthilfe Darmkrebs ein Symposium für Ratsuchende statt. Für aktuelle Infos zum Thema Darmkrebsvorsorge und Therapien sowie zur Beantwortung von Fragen stehen Expertenen des Ordensklinikums Linz, des Medico Chirurgicums Wien sowie der Krebshilfe OÖ und der Selbsthilfe Darmkrebs zur Verfügung.
Neben Rumpold, der zu neuen Formen der Therapie bei Darmkrebs informiert, wird auch Matthias Biebl, Leiter der Chirurgie am Ordensklinikum Linz, über neue Operationsmöglichkeiten bei diesem Erkrankungsbild referieren. Diätologin Pia Wildfellner von der Krebshilfe OÖ erklärt, worauf man bei der Ernährung als Darmkrebs-Patient achten muss.
Zum Thema Vorsorge wird auf Initiative von Selbsthilfe Darmkrebs Friedrich Anton Weiser, Medico Chirurgicum Wien, informieren. „Die Untersuchung ist bekanntlich seit Jahren in bequemer Sedierung oder Kurzzeitnarkose möglich und damit schmerzfrei“, betont der Chirurg und Vorsorgespezialist.
Stuhltest in jedem dritten Fall positiv
Weiser verweist darauf, dass auch der immunologische Stuhltest (iFOBT) sehr genaue Ergebnisse liefert, dieser aber nur auf blutende Polypen und Adenome reagiert. „In der Schleimhaut versteckte, unblutige Polypen können, im Gegensatz zur Koloskopie, nicht erkannt und somit auch nicht entfernt werden. Andererseits kann das nachgewiesene Blut auch vom Magen oder von harmlosen Hämorrhoiden herführen“, erklärt der Darmspezialist.
Ist der Test positiv, wie bei jedem Dritten der Fall, muss man ohnedies zur Darmspiegelung. „Die Darmspiegelung selbst raubt einem eine halbe Stunde Lebenszeit. Was ist das im Vergleich zu Darmkrebs und seinen Folgen?“ gibt Helga Thurnher zu bedenken.
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