Erste Schneedruck-Bilanz: Schaden am Stromnetz etwa 1,1 Million Euro
OÖ. Das Schneedruck-Ereignis, das im Jänner teils erhebliche Auswirkungen auf das öffentliche Leben und die Versorgungs-Infrastruktur gehabt hat, ist weitestgehend abgearbeitet. Am Stromnetz entstand ein Schaden von rund 1,1 Millionen Euro. 125 Techniker waren an die 4.000 Stunden im Einsatz. Die meisten Reparaturen im Mittel- und Niederspannungsnetz sind abgeschlossen, einzelne werden aber noch Monate in Anspruch nehmen. Als verlässliches Rückgrat der Stromversorgung hat sich das 110-kV-Freileitungsnetz erwiesen.
Die Netz Oberösterreich GmbH (Netz OÖ), der Strom- und Erdgas-Netzbetreiber der Energie AG für den Großteil Oberösterreichs sowie Teile der Nachbarbundesländer Salzburg und Steiermark, kann jetzt eine erste Bilanz über das Schneedruck-Ereignis ziehen: Durch die außergewöhnlichen Witterungsverhältnisse im Jänner wurden zahlreiche Mittel- und Niederspannungsleitungen beschädigt, die Störungen dauerten überwiegend unter einer halben Stunde. Kurzfristig waren zu Spitzenzeiten rund 25.000 Kundenanlagen gleichzeitig ohne Stromversorgung. Die Wiederversorgung erfolgte durch Ersatzschaltungen und Sofortmaßnahmen meist in kürzester Zeit, Reparaturen der Leitungen sind in Einzelfällen jedoch aufwändig und langwierig.
Augenmerk auf zukünftige Versorgungssituation
Im Zuge der Arbeiten während der Schadensbehebung und der Analyse der Schadstellen wurde besonderes Augenmerk auf die nachhaltige Verbesserung der zukünftigen Versorgungssituation gelegt. Bereits geplante Verkabelungsprojekte auf Mittel- und Niederspannungsebene werden im Zuge der Netzreparaturen vorgezogen und zeitnah umgesetzt. Dort wo es aus den nunmehr gewonnenen Erkenntnissen sinnvoll ist, werden zusätzliche Kabelprojekte auf der Mittelspannungsebene erarbeitet: Aktuell werden Bereiche vorgereiht in denen besonders viele Kunden von der Maßnahme profitieren und die den größten Vorteil für eine sichere Versorgung bringen.
„Rund 125 Techniker der Netz Oberösterreich GmbH und der Energie AG Tech Services waren drei Wochen lang im Intensiveinsatz, dabei wurden an die 4.000 Einsatzstunden geleistet“ bilanziert Netz OÖ-Geschäftsführer Manfred Hofer. Der entstandene Schaden beläuft sich auf rund 1,1 Million Euro. Noch nicht berücksichtigt sind hier Maßnahmen, die erst im weiteren Verlauf des Jahres umgesetzt und dann beziffert werden können. Alle Arbeiten konnten trotz hoher Anforderungen an die Techniker unfallfrei durchgeführt werden. Die Zusammenarbeit mit den Einsatzkräften verlief problemlos.
110-kV-Freileitungen sind das Rückgrat der Stromversorgung
„Die Umstände waren außergewöhnlich, das Störungsausmaß konnte aber im Rahmen gehalten werden. Grund dafür sind die Verkabelungen auf der Mittel- und Niederspannungsebene, die in den vergangenen zehn Jahren - wo es technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar war – umgesetzt wurden“, sagt Stefan Stallinger, Technik-Vorstand der Energie AG Oberösterreich und Aufsichtsratsvorsitzender der Netz OÖ. Das 110-kV-Hochspannungsnetz, hat sich erneut als zuverlässiges Versorgungsnetz in Oberösterreich erwiesen. Hier ist nur einmal eine für die Kunden merkbare Störung aufgetreten, als nasser Schnee an den Isolatoren kurzzeitig zu einer Sicherheitsabschaltung im inneren Salzkammergut geführt hat. „Das 110-kV-Freileitungsnetz war auch bei diesem Ereignis das Rückgrat der Stromversorgung“, stellt Stallinger fest.
Schadensbehebung war in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung
Um die Stromversorgung so rasch wie möglich wieder herstellen zu können, waren die Techniker-Teams in vielen Fällen mit besonderen Herausforderungen konfrontiert:
- Viele Schalteinrichtungen und Störstellen waren wegen Lawinengefahr gesperrter Straßen teilweise nicht oder nur schwer erreichbar. Ersatzmaterial musste auf dezentralen Lagerplätzen zwischengelagert werden.
- Die Technikerteams waren teilweise mit alpiner Wintersportausrüstung wie Tourenski oder mit Skidoos unterwegs.
- Um Arbeiten an Trafostationen zu ermöglichen, war zunächst einmal ein Zugang durch den teilweise mehrere Meter hohen Schnee zu schaufeln.
- In Zusammenarbeit mit den Einsatzorganisationen konnte auch Gefährdungen durch Dachständerfreileitungen beim Abschaufeln von Dächern vermieden werden.
- Das Auffinden von Stations- oder Kabelverteilern unter der Schneedecke war eine zusätzliche Herausforderung. Sie mussten händisch freigeschaufelt werden. In zahlreichen Fällen wurden Verteilerkästen auch beim Schneeräumen angefahren und beschädigt.
- Die Schneelast auf vielen betroffenen Leitungen konnte durch Überfliegen der Leitungstrassen bzw. entlang der Waldränder mit Hubschraubern deutlich reduziert werden. Das hat sich als effektive Methode erwiesen, weitere Schäden zu verhindern.
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