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„Weitere Mietsteigerung nicht vertretbar“

Karin Seyringer, 15.03.2022 21:32

OÖ/LINZ. Die gestiegenen Grundkosten, hohe Energie- und vor allem Baustoffpreise – nicht nur vom Ukraine-Krieg befeuert - machen dem sozialen Wohnbau in OÖ zu schaffen. Viele Hürden, große Herausforderungen – so LH-Stellvertreter, Wohnbau-Landesrat Manfred Haimbuchner (FPÖ) und Robert Oberleitner, Obmann des Verbands Gemeinnütziger Bauvereinigungen (GVB) in OÖ anlässlich der Bilanzpräsentation der Leistungsbilanz der oö. Wohnbauförderung des Jahres 2021.

Symbolfoto (Foto: Erwin Wodicka)
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„Wir hatten schon die letzten Jahre unterschiedliche Herausforderungen, die derzeitigen Rahmenbedingungen sind aber leider sehr, sehr schwierig“, so Haimbuchner bei der Präsentation in Linz.

Verzögerungen habe es durch die Covid-Pandemie gegeben, hinzukamen und kommen Lieferprobleme, Rohstoffknappheit und vor allem die Preisexplosion. Abseits davon erfüllen auch die hohen Grundstückskosten mit Sorge, „die Flucht ins Betongold durch seit Jahren niedrigen Zinsen hat sich ausgewirkt“, nennt Haimbuchner als Beispiel seinen Heimatort Steinhaus (Bezirk Wels-Land): „Vor etwa zehn, zwölf Jahren lagen wir bei 60 bis 80 Euro, mittlerweile sind es über 200 pro Quadratmeter. Dieses Problem gibt es im gesamten Zentralraum.“

„Weitere Mietsteigerung nicht vertretbar“

Fast jeder Dritte in OÖ wohnt in einer gemeinnützig erbauten Wohnung. Robert Oberleitner, Obmann des GBV und Neue Heimat-Geschäftsführer: „Die Baukostenentwicklung bereitet Kopfzerbrechen, Rohstoffe erleben eine exorbitante Steigerung“, nennt er Eisen, Styropor oder Holz. „Wir müssen froh sein, dass geliefert werden kann, weil die Produktionen aufgrund der Energiepreise teils eingestellt werden.“

Zwar hätte man im sozialen Wohnbau 2021 alle Ziele erreichen können - geholfen hätten Maßnahmen wie die Anhebung der Baukostenobergrenze und Einmalzuschüsse - „weitere Steigerung der Mieten sind aus unserer Sicht aber nicht vertretbar, wir sind hier schon am obersten Deckel.“

Nettomiete unter Ö-Schnitt

Dabei ist die Nettomiete in OÖ im sozialen Wohnbau unter dem Österreich-Schnitt, um etwa sieben Prozent. 5,77 Euro pro Quadratmeter sind netto im Schnitt zu berappen, im Österreich-Schnitt liege man bei 6,20 Euro, so Haimbuchner. Bei einer Neuvermietung inklusive Betriebskosten und Umsatzsteuer (ohne Heizkosten und ev. Tiefgaragenplatz) liegt man bei etwa 9 Euro pro Quadratmeter. Das Problem seien die Betriebskosten. „Die hohe Wohnkostenbelastung liegt nicht an der Nettomiete, sondern an den anderen Kosten, die bald so hoch sein werden, wie die Nettomiete“, wird von Haimbuchner ein düsteres Bild gemalt.

„Wir werden mit Rundschreiben sensibilisieren – bitte Akontoleistungen anpassen, sonst kommt mit der Abrechnung das böse Erwachen“, rät Oberleitner.

Land versucht, entgegenzuwirken

Beim Land versucht man, entgegenzuwirken. Wichtig sei es, „temporäre Lösungen“ zu finden, um Kostensteigerungen abzufedern. „Wir wollen aber auch keine falschen Anreize geben, sonst wird das Land zum Kostentreiber, die Spirale darf sich nicht weiterdrehen“, ist für Haimbuchner klar.

Vor allem fordert LH-Stellvertreter Haimbuchner, akut die Abgabenlast zu verringern, die CO₂-Bepreisung aussetzen.

Aufgrund der Entwicklungen wurden in OÖ die Baukostenobergrenze und der Direktzuschuss angepasst, auch die Förderungen für die Errichtung eines Eigenheims oder den Kauf einer Eigentumswohnung erhöht, erläutert Luise Leimer-Furtlehner, Leiterin Abteilung Wohnbauförderung.

Der Sockelbetrag des mit Zuschüssen geförderten Darlehens für Häuslbauer wurde von 45.000 auf 75.000 Euro, der Zuschuss selbst von bisher 7.500 auf 10.000 Euro erhöht. „Beim Kauf einer gefördert errichteten Eigentumswohnung erhält man statt 60.000 nun 75.000 Euro, der Zuschuss der Abteilung Wohnbauförderung beträgt 10.000 Euro.“

Aber auch die Einkommensgrenzen für den Zugang zur Wohnbauförderung wurden erhöht, dadurch Verbesserungen für Zwei- und Mehrpersonenhaushalte geschafft, so Leimer-Furtlehner. Bei der Wohnbeihilfe würden nun Kinder mit höherem Faktor berücksichtigt, wovon vor allem Alleinerziehende und Familien mit Kindern profitieren würden. Bei Selbstständigen könne mit Adaptierungen das Einkommen nun nachvollziehbarer festgestellt werden. Geförderte Wohnungen könnten jetzt auch direkt vom Träger etwa an Menschen mit Beeinträchtigungen weitervermietet werden.

Ein Fokus wird auf ressourcenschonendes Bauen gelegt. Maßnahmen gegen Flächenfraß werden sukzessive in allen Förderungen eingearbeitet, heißt es.

2021: Zufrieden mit Neubauleistung

Trotz aller Hürden und Herausforderungen zeigt sich Haimbuchner sehr zufrieden mit der Neubauleistung in OÖ, im Zehn-Jahres-Schnitt sei man die Nummer 1 in Österreich, die Leistung würde auch etwa von Global 2000 anerkannt. Auch die Sanierungsrate sei weiterhin sehr hoch.

3.295 geförderte Wohneinheiten wurden laut Bilanz 2021 errichtet, 7.644 Wohneinheiten mit Unterstützung durch Mittel des Landes OÖ saniert.


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