LINZ. Eine lange Vorgeschichte hat das Bauprojekt am Areal des ehemaligen Kapuzinerklosters. Nun wurde offensichtlich – entgegen aller Vereinbarungen mit den Anrainern – der Altbaumbestand im Klostergarten gerodet. Die Initiative „Zukunft Klostergarten“ befürchtet, dass die denkmalgeschützte Klostermauer für eine Baustellenzufahrt zerstört werden soll und sorgt sich mit der Direktorin der angrenzenden Michael Reitter Schule um die hör- und sehbeeinträchtigten Schüler.
Immobilienentwickler Michael Ehrenfried und Architekt Jörg Stögmüller blitzten mit ihren Plänen für ein Wohn-Hochhausprojekt auf der 1600 Quadratmeter-Fläche zweimal beim Gestaltungsbeirat ab: „Dichte maximal überzogen, zwei Gebäude zu viel und eines viel zu hoch!“, hieß es bei der ersten Einreichung, auch der zweite Plan wurde abgelehnt. Die Bürgerinitiative „Zukunft Klostergarten“ sprach sich gegen die Verbauung des historisch bedeutsamen Klostergartens aus und sammelte Unterschriften gegen das Projekt.
Neue Projektpläne für einen Bürocampus
Bürgermeister Klaus Luger erteilte vor einer dritten Einreichung die Zusage, dass das Projekt so nicht umgesetzt wird. Im „kooperativen Verfahren“ wurde gemeinsam mit „Zukunft Klostergarten“ eine langfristige Stadtentwicklung für das gesamte Areal beschlossen. Mit den neuen Architekten Kleboth und Dollnig als Partner, gab der Gestaltungsbeirat nach vier Anläufen grünes Licht für die neuen Projektpläne. Auch die Anrainer waren informiert, die Initiative im Bilde.
Abmachungen nicht eingehalten
Nun gibt es schon am ersten Tag der Umsetzung Probleme: Allen Abmachungen zum Trotz wurde der gesamte Altbaumbestand im Klostergarten gerodet, darüber hinaus soll die denkmalgeschützte Klostermauer für eine Zufahrt zur Baustelle aufgerissen werden. Gleich daneben befindet sich die Michael Reitter Schule für hör- und seh-beeinträchtigte Kinder.
Bauarbeiten neben Schule für hör- und sehbeeinträchtigte Kinder
Irene Mühlbach, die Direktorin der Schule, ist aufgebracht: „Schulseitige, jahrelange Bauarbeiten oder gar ein Bauplatz im Klostergarten sind mit massiven Lärm-Emissionen verbunden, die wir unseren hör- und seh-beeinträchtigten Schülern nicht zumuten können. Deshalb haben wir eine Baustelleneinrichtung im Klostergarten immer kategorisch ausgeschlossen.“
Anrainer und Initiative nicht an Entscheidung beteiligt
Erich Gusenbauer, Sprecher der Initiative Zukunft Klostergarten, ist über die Zerstörungen im Klostergarten erbost: „Uns wurde im Planungsprozess versprochen, dass die Anrainer und die Initiative auch weiterhin bei allen Entscheidungen beteiligt bleiben. Akkordiert war die Baustelleneinrichtung an der Ostseite des Klosters. Der nun offenbar geplante Durchbruch der Mauer an der neuralgischen Kapuzinerstraße wird gewaltige Probleme für den Linienbusverkehr bringen und die Sicherheit unserer Schüler massiv gefährden. Wo bleibt da übrigens der Denkmalschutz?“
Grüne fordern erneut Baumschutzgesetz
Die Grünen nehmen die Baumrodung zum Anlass, ihre Forderung nach einem Baumschutzgesetz zu erneuern: „In Zeiten der immer heißeren und trockeneren Sommer einen solch wertvollen Baumbestand zu fällen, ist unverantwortlich und zeigt einmal mehr, wie sehr es an einem sensiblen Umgang mit unseren Bäumen fehlt. Wir sind mitten in einer Klimakrise und brauchen jeden gesunden Baum dringend. Deshalb führt kein Weg an der Notwendigkeit eines Baumschutzgesetzes für Linz vorbei, damit Bäume in unserer Stadt endlich den nötigen Schutz erhalten“, so Klimastadträtin Eva Schobesberger.
Während Wien, Salzburg und die Steiermark entsprechende Regelungen zum Schutz der Bäume hätten, würden auf der für die Umsetzung zuständige Landesebene sämtliche Bemühungen blockiert werden. In der Linzer Gemeinderatssitzung vom 17.3.2022 haben sich die Grünen, SPÖ, NEOS, MFG, KPÖ, Linz + und Wandel für ein Baumschutzgesetz ausgesprochen.
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