Linz ist Spitzenreiter bei Bodenversiegelung pro Kopf (Update 14:55 Uhr)
LINZ. Laut einer aktuellen Analyse der Natur- und Artenschutz-Organisation WWF werden Österreichs größte Städte immer stärker versiegelt - also mit einer wasser- und luftundurchlässigen Schicht abgedeckt. Linz ist mit einer versiegelten Fläche von 116 Quadratmetern pro Kopf Spitzenreiter unter den fünf größten Städten Österreichs.
Bereits Anfang August veröffentlichte der WWF – wie berichtet – einen Bundesländer-Vergleich des Flächenverbrauchs, als negativer Spitzenreiter stach Oberösterreich hervor. „Aufgrund der höheren Bevölkerungsdichte haben Städte zwar pro Kopf einen geringeren Bodenverbrauch als ländliche Gegenden – dafür ist der Versiegelungsgrad deutlich höher“, so Simon Pories vom WWF Österreich.
Linz Spitzenreiter bei Versiegelung pro Kopf
Die neue Analyse, basierend auf Daten des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen, vergleicht nun die Versiegelung in Österreichs größten Städten. Linz führt die Liste mit 116 Quadratmetern Versiegelung pro Kopf an, auf Platz zwei liegt die Stadt Salzburg mit 102 Quadratmetern pro Kopf, gefolgt von Graz (88 m²), Innsbruck (76 m²) und Wien (55 m²).
Stärkster Anstieg in Innsbruck, höchster Versiegelungsgrad in Wien
Bezogen auf die letzten zehn Jahre verzeichnet Innsbruck mit 12,5 Prozent den verhältnismäßig größten Anstieg der versiegelten Fläche. In absoluten Zahlen wurde im vergangenen Jahrzehnt in Wien mit 368 Hektar die größte Fläche neu versiegelt. Beim Anteil der versiegelten Fläche an der Gesamtfläche liegt Wien mit einem Anteil von 26,5 Prozent vorne, gefolgt von Linz (25,4 Prozent), Salzburg (24,3 Prozent), Graz (20,5 Prozent) und Innsbruck mit 9,6 Prozent.
Linzer Asphalt- und Betonwüsten
„Österreichs Großstädte versinken in Beton und Asphalt. Gerade in Zeiten der Klimakrise muss die Politik rasch gegensteuern: Mit Grünraum-Offensiven und groß angelegten Entsiegelungs-Programmen“, meint Simon Pories von WWF Österreich. Über die im Schneckentempo voranschreitende Entsiegelung des Jahrmarktareals hat Tips berichtet, auch der Hauptplatz, die Landstraße, der Pfarrplatz, der Platz vor dem Neuen Rathaus, der Platz und die Stufen beim Ars Electronica Center oder der Martin Luther Platz sind innerstädtische Flächen, die vor allem durch viel Beton und wenig Grün auffallen.
Österreich: Versiegelte Fläche besteht zur Hälfte aus Straßen und Parkplätzen
In Österreich ist mittlerweile eine Fläche von mehr als 2.400 Quadratkilometern komplett versiegelt – das entspricht fast der gesamten Fläche von Vorarlberg. Beinahe die Hälfte davon besteht laut WWF aus Straßen oder Parkplätzen. Unterschieden wird zwischen Bodenverbrauch, also dem Verlust biologisch produktiver Böden durch Verbauung oder intensive Nutzung und Bodenversiegelung, was das Überziehen mit einer wasserundurchlässigen Schicht bedeutet. „Das wird uns nicht nur während Hitzewellen, sondern auch bei Starkregen zum Verhängnis, weil Wasser dort nicht mehr versickern kann“, so Pories.
Klimastadträtin Schobesberger: „Analyse macht Handlungsbedarf schonungslos deutlich“
Die Linzer Klimastadträtin Eva Schobesberger (Grüne) sieht in den Zahlen einen klaren Handlungsauftrag. „Und zwar in doppelter Hinsicht. Zum einen geht es darum, unsere bestehenden Grünflächen zu schützen. Zum anderen müssen Entsiegelungsvorhaben mit voller Kraft umgesetzt werden. Eine deutlichere Absage an die Pläne, den Grüngürtel im Uni-Viertel für Betriebsbaugebiete umzuwidmen, kann es kaum geben“, sagt Schobesberger.
Für die Linzer Baumoffensive und das Klimaanpassungskonzept sei die Analyse hingegen eine Bestätigung. Ebenfalls sieht sich Schobesberger in ihrer Forderung bestätigt, die Entsiegelung des Urfahraner Jahrmarktgeländes rasch umzusetzen.
Planungsstadtrat Prammer: „Entsiegelungen spielen wichtigen Part in der weiteren Stadtplanung“ (Update 14:55 Uhr)
Planungsstadtrat Dietmar Prammer (SPÖ) meint, man müsse auch erwähnen, dass Linz bei der Zunahme der Versiegelung der letzten zehn Jahre in Hektar den niedrigsten Wert aufweise. „Natürlich hat Linz mit seiner Industrie einen historisch größeren Flächenverbrauch. Daran hängt aber auch ein bedeutender Wirtschaftsstandort. Was in der Berichterstattung vollends untergeht, sind die Maßnahmen zu mehr Verdichtung, das Bauen in die Höhe sowie die städtischen Vorschreibungen zu Begrünungen bei Neubauten“, so Prammer.
Auch habe Linz einen hohen Grünanteil sowie Vorschreibungen bei Neubauten, durch die Versiegelungen und deren Hitzeeffekte - etwa durch Dachbegrünungen - teilweise kompensiert würden. Für den Planungsstadtrat sei die Interpretation der Analyse „wenig tauglich für die Stadtentwicklung“, das Dividieren der Fläche durch die Einwohnerzahl drücke vieles nicht aus. Außer Frage stehe, dass Entsiegelungen in der weiteren Stadtplanung eine wichtige Rolle hätten. Als Beispiele nennt Prammer die Neugestaltung des Urfahrmarktgeländes, das Innenstadtkonzept, welches eine Verkehrsreduktion und Entsiegelung vorsieht sowie Begrünungsmaßnahmen.
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