Jahrmarktgelände in Urfahr: Fortschritt im Schneckentempo

Anna Fessler Tips Redaktion Anna Fessler, 08.08.2023 13:31 Uhr

LINZ. Mittlerweile sprechen auch Stadtpolitiker nicht mehr vom Jahrmarktareal, sondern von einer „Asphaltwüste“. Eine Anrainerin hat den Stillstand satt und ruft zum Wettbewerb für den heißesten Balkon der Stadt auf. Planungsstadtrat Dietmar Prammer kündigte die Neugestaltung für 2024 an, konkrete Pläne gibt es jedoch noch immer keine.

Laut einer neuen Analyse der Natur- und Artenschutzorganisation WWF sind die österreichischen Bundesländer beim Bodenschutz weiter säumig, negativer Spitzenreiter ist Oberösterreich mit einem Flächenverbrauch von 4,25 Hektar pro Tag im Jahr 2022. Das entspricht etwa einer Fläche von knapp sechs Fußballfeldern. Langsamer voran geht es bei der Entsiegelung: Eine Fläche in Linz, die seit Jahren wie im Dornröschenschlaf darauf wartet, ist das Jahrmarktareal in Urfahr.

„Konkret ist immer noch nichts“

Die Pläne des Architekturkollektivs G.U.T. scheiterten an den Kosten für die Wasserbucht. Diesen Februar kündigte die Linzer SPÖ an, dass eine Begrünung und Entsiegelung umgesetzt werde und G.U.T. dazu erneut mit der Planung beauftragt werde. Fast ein halbes Jahr später wurden noch immer keine konkreten Pläne präsentiert. Wie von Tips exklusiv berichtet, wusste das Architekturkollektiv bis vor Kurzem nichts davon, dass es mit der Planung weitergehen soll.

Auch die für Begrünung und Wasserbau zuständige Klimastadträtin Eva Schobesberger (Grüne) sagt: „Konkret ist immer noch nichts. Weder gibt es einen Beschluss, noch liegt ein konkreter Vorschlag auf meinem Tisch. Wichtig ist, dass wir endlich in die Gänge kommen, es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass seit Februar nichts passiert ist.“

Planungsauftrag an Architekten in Vorbereitung

Nachdem es von Stadtrat Dietmar Prammer auf Nachfrage zuletzt hieß, dass der Baubeginn für 2024 anvisiert werde, kündigte er heute an, dass im Sommer 2024 erste Entsiegelungen erfolgen sollen und im Herbst zusätzliche Bäume gesetzt werden. „Die Neugestaltung wird vor allem mehr Erholungsflächen und Aufenthaltsqualität bringen, zudem reagieren wir damit auch auf lokale Auswirkungen des Klimawandels.“ so Prammer. Dort wo entsiegelt wird, sollen Rasenflächen enstehen.

Der Planungsauftrag an das Architekturkollektiv G.U.T. sei in Vorbereitung, ein dafür notwendiger Stadtsenatsbeschluss noch ausständig, heißt es aus seinem Büro.

Nur teilweise Entsiegelung

Doch selbst wenn nun Bewegung in die Sache kommt, bleibt noch der Umstand, dass nur ein kleiner Teil der „Wüste“ entsiegelt werden soll. Im September 2021 war die Rede von einer Eventfläche mit rund 9.000 Quadratmetern, die frei von Bepflanzung bleiben soll – bei einem Planungsgebiet von 40.000 Quadratmetern. Auf Tips-Nachfrage bestätigt das Büro von Stadtrat Prammer diese Zahl. Breiter Konsens in der Stadtpolitik herrscht darüber, dass der Urfahranermarkt weiterhin dort stattfinden soll, Schobesberger geht jedoch davon aus, dass mehr an Entsiegelung möglich wäre. Eine funktionierende Wiese ist aus ihrer Sicht zwar nicht mit dem Urfix vereinbar, „doch selbst ein Rasengitter wäre eine Verbesserung, das sich nicht so aufheizen würde wie Asphalt“, sagt sie.

Zu langsam, zu wenig

Kein Verständnis für das schleppende Tempo und die minimale Entsiegelung hat auch Anrainerin Kira Schinko, die einen Wettbewerb für den heißesten Balkon der Stadt ausgerufen hat. Für sie ist völlig unverständlich, wie sich eine derartige Vorgehensweise mit einer künftigen Klimahauptstadt vereinbaren lassen soll: „Ich frage mich, in welcher Stadt wir leben wollen. Ich frage mich: Wer soll hier leben wollen?“ Die KPÖ unterstützt ihre Initiative, Gemeinderat Michael Schmida sagt: „Es ist unverständlich, warum hier nichts weitergeht und die berechtigten Interessen der Anrainer schon seit Jahren ignoriert werden. Auch der traditionell zwei Mal jährlich stattfindende Urfahranermarkt ist kein Hindernis für eine notwendige Bodenrenaturierung, zumal sich die benötigte Fläche durch den Wegfall einiger Gewerbeaussteller in den letzten Jahren verringert hat.“

Schneckentempo trotz Konsens

Linz-plus-Gemeinderat Lorenz Potocnik schlägt indessen vor, Veranstaltungen wie den Urfix auf ein ungenutztes ÖBB-Areal bei der Heizhausstraße zu verlagern. Keinen Gefallen daran findet FPÖ-Stadtrat Michael Raml, der eine ganzjährige Belebung des Jahrmarktgeländes vorantreiben will: „Es gibt seit Jahren einen Konsens in der Stadtregierung, dass für die Neugestaltung des Jahrmarktgeländes rund drei Millionen Euro aufgewendet werden sollen. Um so viel Geld sollten die Linzer auch einiges bekommen, konkret eine Begrünung der unschönen Betonwüste und ansprechende Veranstaltungen.“ Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) erteilt Potocniks Vorschlag eine Absage: „Der Jahrmarkt bleibt in Urfahr, das ist fix.“

Ein wenig erinnert diese Nebendebatte an den Februar 2023, bevor die Linzer Wasserbucht endgültig unterging. Im Wesentlichen sind sich die Mitglieder der Stadtregierung darüber einig, dass das Areal neu gestaltet und begrünt und der Urfix dort verbleiben soll. Umso unverständlicher wird damit der lange Stillstand.

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