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Mehr Grünraum und Platz zum Spielen, weniger Verkehr und Verbauung: Was sich Linzer Kinder für ihre Stadt wünschen

Anna Fessler, 21.03.2024 13:51

LINZ. Die Diskussionsreihe „Forward – VorDenken für Linz“ von Vizebürgermeister Martin Hajart widmete sich diesmal der Frage, was Kinder in Linz brauchen und wollen. Ihre Ideen dazu einbringen konnten Linzer Kinder im Rahmen eines Zeichenwettbewerbs, die beim Forum präsentiert und besprochen wurden. Am Podium diskutierten dann doch die Erwachsenen: Kinderbuchautor Thomas Brezina, Zoom-Kindermuseumsdirektorin Andrea Zsutty, Soziologin Raphaela Kogler und Architekt Clemens Bauder.

  1 / 11   50 Kinderzeichnungen mit Ideen für ein kindergerechtes Linz wurden im Zuge eines Wettbewerbs eingereicht. Die Kinder wünschen sich Grünräume, Wasser und viel Platz für Bewegung und freies Spiel. (Foto: Tips)

Der Diskussionsreihe voraus ging diesmal ein Zeichenwettbewerb mit der Fragestellung „Wie soll die Stadt für Kinder aussehen?“, 50 Linzer Kinder reichten dazu Vorschläge ein. Die 2b der Praxisvolksschule Adalbert Stifter und die die vierte Klasse der Volksschule der Kreuzschwestern nahmen als Schulklasse teil. Einige der Kinder waren beim Forum anwesend und stellten ihre Zeichnungen kurz vor.

„Ich will, dass die kleinen Tiere Platz haben“

Maria wollte mit ihrer Zeichnung nach Eigenaussage den Wunsch ausdrücken „dass man viel Entspannung hat, ich wollte einen Park machen, wo Kinder wandern können“. Auch ein Kino - direkt am See - ist auf ihrer Zeichnung zu sehen. Amelie mag nicht, „dass die Autos und Fabriken so viele Abgase machen“, sie möchte „dass die kleinen Tiere Platz haben!“ Matthias wünscht sich ein Pokemon-Center und ein Hochhaus, „weil nicht zu viel Platz verbaut wird“.

Kinder möchten mehr Grün und Raum für Bewegung, aber weniger Verkehr und Abgase

Raphaela Kogler forscht an der TU Wien am Institut für Raumplanung im Bereich Soziologie, ihre Dissertation hat sie zum Thema Kinderräume – Raumkindheit“ verfasst. Aus den 50 Kinderzeichnungen ließen sich gewisse Schlüsse ziehen, so Kogler. Was deutlich erkennbar sei: dass Kinder mehr Grünräume und weniger Verkehr wollen. Auch sei auf den Zeichnungen der Wunsch erkennbar, dass sich die Erwachsenen auch an Ge- und Verbote halten sollen, etwa in puncto Müllentsorgung und Rauchen in bestimmten Bereichen. Am häufigsten seien Rutschen gezeichnet worden, manche reichen von den Dächern in ein Schwimmbecken, andere sind für alle Altersgruppen nutzbar. „Das Element Bewegung finden wir immer wieder, wir wissen auch aus pädagogischer Sicht, dass das in Kinderräumen wichtig ist.“, sagt Kogler.

Plätze für freies Spielen: „In Linz könnte man das auf jeder Brache schnell umsetzen“

Auf den Zeichnungen sind teilweise auch bekannte Plätze sichtbar, welche die Kinder mit ihren Wünschen versehen haben - Grün, Wasser, ein durchgestrichener Müllberg und vor allem: viel Platz zum Spielen. Aus Sicht von Architekt Clemens Bauder könnte man hier ansetzen und freie Spielräume für Kinder schaffen, die keine vordefinierten Situationen enthalten, sondern die Fantasie anspornen. In Linz könnte man das laut Bauder, rasch realisieren, indem man etwa eine Straße am Wochenende für den Verkehr sperrt und eine temporäre Spielstraße schafft. Auch Nischen in Parks, die zu Abenteuerspielplätzen umgestaltet werden seien eine Möglichkeit, „das könnte man auf jeder Brache in Linz schnell umsetzen“, meint Bauder. Er kündigt auch an, dass in der Linzer Domgasse bald ein Experiment in diese Richtung gewagt werden soll.

Brezina und Zsutty: Kinderideen müssen auch umgesetzt werden

Kinderbuchautor Thomas Brezina meinte, der gerne gebrachte Spruch „Kinder an die Macht“ klinge zwar gut, in der Realität seien aber die Erwachsenen in dieser Position. „Kinder haben aber gute Ideen. Die einzuholen ist eine Sache, die Macht das umzusetzen haben die Erwachsenen.“ Und: „Kinder sind nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart. Wir müssen ihnen jetzt geeignete Räume bieten und sie jetzt glücklich machen.“

Das fordert auch Andrea Zsutty, Direktorin des Wiener Kindermuseums Zoom: „Gebt den Kindern Räume, auch nicht-kommerzielle, Verstecke, Bewegungsmöglichkeiten! Ich würde es auch in mittelbare Ziele übersetzen. Für mich stellt sich immer die Frage: und jetzt? Nach einem Zeichenwettbewerb etwa könnten in der nächste Runde drei realistische Ziele festgelegt werden und die setzte ich dann um und stelle auch das Geld dafür zur Verfügung. Ansonsten verkommen die Kinderideen zum Feigenblatt.“


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