LINZ. Zehn städtische und sieben private Seniorenheime gibt es in der Stadt Linz, welche rund 1.900 Betten zur Verfügung stellen. Ob das Angebot ausreicht, darüber ist sich die Stadtpolitik uneinig. Mögliche Standorte für ein weiteres Seniorenheim wurden bereits vorgeschlagen.
Die Linzer Bevölkerung altert, die Seniorenheime sind sanierungsbedürftig – das sind die Argumente der Linzer FPÖ, weshalb sie ein weiteres Seniorenheim für die Landeshauptstadt fordert. Dabei beziehen sich die Freiheitlichen auf einen im Juni bekannt gewordenen Bericht des Kontrollamts, welcher Sanierungsbedarf bei den Linzer Seniorenzentren sieht. Diese würden nicht mehr den modernen Anforderungen entsprechen, heißt es darin. Kritisiert werden insbesondere Hitze in den Gebäuden und mangelnde Schutzmaßnahmen.
„Die Empfehlungen des Kontrollamts sind der Anstoß, um über den Neubau eines Seniorenzentrums in Linz nachzudenken. Wir wissen alle, dass ein großer Teil der städtischen Infrastruktur ziemlich in die Jahre gekommen ist. Ein zusätzlicher Neubau ist notwendig, weil die bestehenden Häuser teilweise generalsaniert werden müssen und die Bewohner in diesem Zeitraum ohnedies eine ruhige Bleibe brauchen“, soFP-Gesundheitsstadtrat Michael Raml. Zudem würde die Linzer Bevölkerung älter werden, es sei nur eine Frage der Zeit bis ein weiteres Seniorenzentrum benötigt werde.
Potenzielle Standorte
Vorschläge, wo in Linz ein weiteres Seniorenheim errichtet werden könnte, gibt Raml ebenfalls: „Die Stadt soll die Eigentümer des ehemaligen IBIS-Hotels sowie der benachbarten Postcity kontaktieren, ob Möglichkeiten für ein Seniorenzentrum in der Innenstadt bestehen würden. Bereits jetzt stehen nicht alle Seniorenheime im Eigentum der Stadt Linz, sondern es wird auf Mietobjekte zurückgegriffen.“ Auch für Urfahr hat man einen potenziellen Standort für ein neues Seniorenheim im Blick: Wie schon vor einigen Jahren politisch diskutiert, würde sich ein Überbau des Volkshauses Harbach anbieten.
Im Süden der Stadt bestehe derzeit ein starker Zuzug, weshalb die FPÖ das bestehende Seniorenzentrum Pichling als nicht ausreichend ansieht. „In Pichling gibt es bestimmt noch Flächen, die sich für eine soziale Infrastruktur eignen würden. Auch die neu zugezogenen Pichlinger werden einmal älter und könnten dann wohnortnahe ihren Lebensabend verbringen. Mittelfristig wird auch das Kasernenareal Ebelsberg der Stadtplanung entsprechende Möglichkeiten bieten“, so Raml.
Plätze verfügbar
Aufsichtsratsvorsitzende der Seniorenzentren Linz GmbH Vizebürgermeisterin Karin Hörzing (SP) will die Bedarfsplanung des Landes Oberösterreich abwarten, jedoch sieht sie ein weiteres Seniorenzentrum derzeit als nicht notwendig. „Die Bedarfs- und Entwicklungsplanung des Landes Oberösterreich befindet sich derzeit in der Finalisierung. Diese ist wiederum maßgeblich für die Planung der regionalen Träger sozialer Hilfe und damit auch für die Stadt Linz. Die Berechnungen des Landes zeigen, dass die Stadt Linz mittelfristig über eine mehr als ausreichende Anzahl an stationären Pflegeplätzen verfügt“, so Hörzing.
Wenn dringender Bedarf bestehe, gebe es in den meisten Fällen einen Platz in einem der zehn städtischen und sieben privaten Seniorenzentren, welche insgesamt rund 1.900 Betten zählen.
Zudem hebt Hörzing das Angebot der Tageszentren als wichtige Einrichtung hervor, um älteren Menschen möglichst lange zu ermöglichen, in ihren eigenen vier Wänden wohnen zu können und eine stationäre Aufnahme hinauszuzögern. Diese stellen außerdem eine Entlastung für pflegende Angehörige dar. In Linz gibt es drei städtische (Dornach/Auhof, Kleinmünchen, Liebigstraße) und zwei private Tageszentren (Diakonie im Haus für Senioren Linz, Tageszentrum Regenbogen).
Wichtig ist die Erreichbarkeit
Im Rahmen des Forschungsprojekts „AGIL – Linzer Senioren im Blickpunkt“, welches in Kooperation mit der Seniorenzentren Linz GmbH und der FH Oberösterreich durchgeführt wurde, wurden nun Linzer Senioren befragt, wie sie mit dem Angebot der Linzer Tageszentren zufrieden sind, um deren Angebote zu optimieren. Im Februar diesen Jahres wurden 2.477 Fragebögen an 70- bis 79-jährige Bewohner der Stadtteile Dornach-Auhof und Kleinmünchen-Auwiesen postalisch verschickt, 590 davon wurden ausgefüllt und zurückgesandt.
Den Senioren wurde darin unter anderem folgende offene Frage gestellt: „Wie sollte ein Tageszentrum für Senior*innen in Zukunft aussehen?“. Dabei kam heraus, dass den Senioren Strukturen und Konzepte, z.B. die Vielfältigkeit, die Einbeziehung von jungen Menschen sowie die gute Erreichbarkeit, wichtig sind. Auch die jeweiligen Angebote und Aktivitäten sind für sie ausschlaggebende Faktoren. Am dritthäufigsten genannt wurdedie Einrichtung und Ausstattung eines Tageszentrums.
Seniorenfreundliche Stadt
Folgende Ergebnisse ergab die Befragung außerdem: Das Durchschnittsalter der Teilnehmer liegt bei 75,4 Jahren. 34,9 Prozent leben allein, 63,6 Prozent leben in Zwei-Personen-Haushalten. 24,1 Prozent fühlen sich manchmal oder oft einsam. Die Stadt Linz wird von 90,1 Prozent der Befragten als sehr oder eher seniorenfreundlich empfunden. Die Umfrageergebnisse zeigen auch, dass eine große Mehrheit der Senioren in Linz bereit ist, verschiedene Unterstützungsangebote zu nutzen, etwa die Rufhilfe, Kurzzeitpflege oder Dienstleistungen wie z.B. Essen auf Rädern.
Dass die Bekanntheit und Nutzung der Tageszentren hoch ist, zeigten die Befragungsergebnisse. Linzer Senioren nutzen sie aufgrund der sozialen Kontakte und der ansprechenden Angebote. Hindernisse für eine Nutzung sind unter anderem etwa mangelndes Interesse oder eingeschränkte Mobilität.
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