Tips-Sommergespräch: Auf einen Kaffee mit Clemens Brandstetter

Tips:Ihr habt euch Anfang Juli von der Bundespartei „Wandel“ getrennt – was war der Grund dafür?

Brandstetter: Es gab auf verschiedenen Ebenen unterschiedliche Meinungen, wir konnten nicht mehr gut zusammenarbeiten. Wie in einer Beziehung macht es manchmal Sinn, dass man getrennte Wege geht. Der Name „Unabhängige Plattform Linz“ ist ein Platzhalter und wir sind gerade intern intensiv am Arbeiten, wie wir die zweite Hälfte der Legislaturperiode angehen wollen. Unser Motto und unser Versprechen, dass wir kritisch und konstruktiv an der Zukunft der Stadt Linz mitarbeiten wollen – das bleibt so. Genauso unsere inhaltliche Linie: soziale Gerechtigkeit, Demokratie und Transparenz und Umwelt und die öffentliche Raumgestaltung.

Tips: Auch beim Thema Mobilität bringen Sie sich oft ein – was fordern Sie hier für Linz?

Brandstetter: Das Radsystem braucht auf vielen Ebenen eine Verbesserung – das ist ein Flickwerk und oft gefährlich. So wie der Körper die Wirbelsäule als tragendes Element hat, braucht die Stadt Linz, weil sie so langgezogen ist, eine kapazitätsstarke Route. Im Linzer Süden wartest du außerdem ewig auf einen Bus und die Straßenbahnen sind großteils überfüllt. Dazu sind manche Stadtteile wirklich schlecht an das Öffi-Netz angebunden. SPÖ, ÖVP und FPÖ haben Gelder für Bundesprojekte wie den Westring hinausgejubelt und für kommunale Kernaufgaben, wie guter öffentlicher Verkehr, ist kein Geld mehr da.

Tips: Wie positionieren Sie sich beim Thema Grüngürtel und IT:U?

Brandstetter: Das zentrale Problem ist, dass bei so einem Projekt, wo es um langfristige Infrastrukturentscheidungen und Investitionen geht, nicht über den Standort diskutiert wurde. Das ist ein riesiger Fehler im Prozess. Alle wissen, dass es mit der Postcity usw. viel bessere Alternativen gäbe. Aber wenn der Zug einmal losfährt und man den stoppen würde – dann wäre das Projekt gescheitert. Aus diesem Grund macht man bei der SPÖ und ÖVP Augen zu und durch und will das jetzt irgendwie umwidmen. Das ist absurd. Linz würde viel besser fahren, wenn das an einer anderen Stelle umgesetzt werden würde.

Tips: Fühlen sich junge Menschen in Linz mit der Politik verbunden?

Brandstetter: Das ist schwer zu beantworten, weil da jeder ein bisschen anders denkt. Aber, und das ist ein Aufruf an junge Menschen: Ich glaube, dass man in der Stadtpolitik bzw. in seinem Umfeld einen Hebel zur Veränderung hat. Die geopolitische Weltlage zu verändern ist schwierig. Aber du kannst dich für mehr Bademöglichkeiten an der Donau oder für bessere Öffitakte nach Pichling einsetzen. So kann man sich in der Politik einbringen und für frischen Wind sorgen.

Tips: Was mögen Sie an Linz und wo gibt es Verbesserungspotenzial?

Brandstetter: Besonders mag ich die Donau und deren kühle Erfrischung – ich hab meine Jugend am schiefen Baum am Strand in Urfahr verbracht. Ich finde, dass es aber auch an der Traun usw. schöne Orte gibt. Diese Stadt am Fluss ist etwas sehr positives an Linz, das ich sehr schätze, aber gleichzeitig gibt es da noch viel mehr Potenzial denke ich.Ich finde, dass auch diese Industrieromantik und das Voest-Rot am Himmel etwas hat, das gibt mir immer das Gefühl einer pulsierenden Stadt. Und an Linz gefällt mir auch, dass es im Herzen von Europa liegt – auch wenn es keine riesige Stadt ist, durch seine Lage ist Linz prädestiniert dazu ein Schnittpunkt Europas zu sein.

Die wesentlichen Verbesserungspotenziale sehe ich im öffentlichen Verkehr, bei der Mobilität und beim Radfahren und in der Gestaltung des öffentlichen Raumes.