Anrainer besorgt: Asfinag plant Grundwasserabsenkung am Froschberg
LINZ. Für den Bau der A26 sollen am Froschberg Brunnen für eine Grundwasserabsenkung ausgebaut werden. Anrainer sind deshalb in Sorge um den Altbaumbestand und ihre Häuser – die Asfinag schließt negative Auswirkungen auf die Bäume und Gebäude aus. Tips hat mit besorgten Bewohnern gesprochen und bei der Infrastrukturgesellschaft nachgefragt.
Im Jahr 2015 eröffneten Oberösterreichs Spitzenpolitiker das Herzstück der Schnellstraße 10 – den viereinhalb Kilometer langen Götschkatunnel im Mühlviertel. Zwei Jahre später berichtet die Wiener Zeitung darüber, wie es 40 Meter weiter oben, auf der Erdoberfläche, aussieht. Versiegte Brunnen, vertrocknete Bachläufe, dürre Felder – eine ökologische Katastrophe, die durch den Tunnelbau ausgelöst worden sei. Konkret ist es zu einer Grundwasserabsenkung gekommen, von der zwar bereits im Zuge der UVP ausgegangen wurde, die aber gravierende Folgen nach sich zog.
Grundwasserabsenkung für Bau der A26 geplant
Nun befürchten Grundstückseigentümer am Froschberg ein ähnliches Szenario. Ihnen flatterte nämlich Ende Oktober ein Schreiben einer Anwaltskanzlei im Auftrag der Asfinag ins Haus. Für den Bau der A26 sei im Bereich der „Linzer Sande“ eine Grundwasserabsenkung erforderlich, auch um die Sicherheit der Arbeiter zu gewährleisten. Dafür muss auch unter den Grundstücken der angeschriebenen Eigentümer am Froschberg gebohrt werden, die Asfinag will sich mit dem Schreiben die Zustimmung dafür in Form einer Unterschrift einholen.
Konkret werden 45 Brunnen ausgebaut, die Bohrungen verlaufen von öffentlichen Flächen aus teilweise unterhalb von Privatgrundstücken. Die Grundwasserabsenkung soll laut Asfinag einen möglichst trockenen Tunnelvortrieb ermöglichen, da unkontrollierte Wasser-Zutritte für die Arbeiter gefährlich wären und den Arbeitsfortschritt wesentlich beeinträchtigen würden. Nach Abschluss des Tunnelbaus werde sich der Grundwasserpegel wieder bis zum Niveau der Tunnelsohle bewegen, so ein Sprecher der Asfinag auf Nachfrage.
Sorge bei Anrainern am Froschberg
Nicht alle Grundstückseigentümer sind bereit, zu unterschreiben. Tips hat sich mit einer Gruppe von Anrainern getroffen, die in großer Sorge sind. Bereits 2021 habe ihnen die Asfinag einen sogenannten Dienstbarkeitsvertrag geschickt, diesen habe man noch unterschrieben, nachdem schriftlich versichert worden sei, dass der alten Linde im Hof nichts passiert. Was ist diesmal anders? Die Gruppe rund um den Tisch fühlt sich „überrumpelt“, wie sie sagen, die Grundwasserabsenkung war schon damals geplant. Warum komme man mit der Information also erst jetzt daher?
Angst um Altbaumbestand und vor Gebäudeschäden
Die Anrainer befürchten vor allem zwei Dinge: Schäden an den Gebäuden durch eine Absenkung des Untergrundes und Schäden am Altbaumbestand im Bergschlösspark und entlang der Tauber- und Roseggerstraße. Erstere Sorge rührt daher, dass das Areal „Linzer Sande „heißt“, was auf lehmigen Untergrund hinweise. Die zweite Angst ist, dass sich die Absenkung des Grundwassers negative Auswirkungen auf die Bäume in der Umgebung hat. Man sei schließlich, so sagt Frau M. nicht umsonst hierher gezogen – sie hat den mehr als 400 Seiten starken UVP-Bescheid durchgeackert. Sie mache das auch für ihre Tochter, die auf einer grünen Gugl aufwachsen soll. „Sie freut sich jeden Tag über die Blätter, die Bäume, die Wiesen…“, sagt die Mutter traurig. Aus Sicht der Anwesenden profitieren von der A26 vornehmlich die Pendler, die Linzer Bewohner müssen lediglich mit den negativen Auswirkungen leben: „Für die Linzer gibt es keinen Vorteil. Vielleicht ziehe ich auch nach Eferding ins Grüne und fahre dann bequem über die neue Autobahn nach Linz“, witzelt jemand.
Sauer stößt der Gruppe auch auf, dass laufend jemand für Beweissicherungen vorbeikomme, man mit „berechtigten Ängsten und Fragen“ aber alleingelassen werde. Tatsächlich hat die Asfinag im Anwaltsschreiben zwei Ansprechpersonen genannt, die für Fragen kontaktiert werden können. Schriftlich bekomme man allerdings nichts, moniert ein Eigentümer. Nach einem Kurier-Bericht waren sowohl der Projektleiter als auch beteiligte Experten vor Ort, um Fragen zu beantworten. Auch diesen Termin haben die Betroffenen als unbefriedigend empfunden.
Asfinag erwartet keine Auswirkungen auf Baumbestand, schließt Senkung des Untergrundes aus
Was sagt die Asfinag dazu? Die Grundwasserabsenkung im Bereich zwischen dem Bergschlösslpark und der Raiffeisen-Arena sei seit jeher Teil des UVP-Einreichprojektes gewesen und sei genauso Teil des bewilligten UVP-Projekts. Der bestehende Grundwasserspiegel befinde sich mehr als zehn Meter unter der Geländeoberfläche, man erwarte sich daher keine wesentlichen Auswirkungen auf den Baumbestand. Die Asfinag schließt auch aus, dass es wegen der Grundwasserabsenkung zu Senkungen des Untergrundes mit Auswirkungen auf Häuser kommen könne. Die Grundstücksbesitzer seien informiert worden, nachdem die genaue Lage der Bohrstellen und damit die betroffenen Grundstücke festgestanden seien.
Enteignungen als Ultima Ratio
Eine Anrainerin hat die Asfinag bereits wissen lassen, dass sie keinerlei Absichten hat, den Dienstbarkeitsvertrag zu unterschreiben. In einem solchen Fall, so der Asfinga-Sprecher werde das Gespräch gesucht, in der Regel könne man eine gütliche Einigung erzielen. Allerdings: Wenn dies nicht der Fall sei, sehe das Bundesstraßengesetz bei Projekten im öffentlichen Interesse als ultima ratio den Behördenweg – also eine Enteignung – vor. „Unser Ziel ist es, das zu vermeiden.“, so die Asfinag.
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