Wer gewinnt die Bürgermeisterwahl-Stichwahl in Linz?
LINZ. Kommenden Sonntag, 26. Jänner, wird in Linz erneut gewählt. Am Stimmzettel stehen dieses Mal nur mehr zwei Kandidaten: In der Bürgermeister-Stichwahl ringen nun Dietmar Prammer (SPÖ) und Michael Raml (FPÖ) um die Stimmen der rund 151.600 Wahlberechtigten. Tips gibt hier noch einmal einen Überblick zu den beiden Bürgermeister-Kandidaten.
Da niemand der sieben Bürgermeister-Kandidaten im ersten Wahlgang am 12. Jänner mehr als 50 Prozent der abgegebenen Stimmen erreichen konnte, gibt es nun zwei Wochen später, am 26. Jänner, eine Stichwahl. Jene beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen treten hier erneut gegeneinander an.
Dietmar Prammer (SPÖ): „Das Gemeinsame suchen, statt spalten“
Beim ersten Wahlgang am 12. Jänner trat Dietmar Prammer (SPÖ) mit weitem Abstand als Stimmenerster hervor. 40,2 Prozent der abgegebenen Stimmen gingen an den derzeit geschäftsführenden Vizebürgermeister der Stadt Linz – auch wenn ein deutlicher Vorsprung zum Zweitplatzierten besteht (knapp 20 Prozent Unterschied), ist der Kampf um das Bürgermeisteramt noch nicht geschlagen.
- Schwierige Ausgangslage: Prammer ist seit 2021 als Stadtrat für Wohnbau und Stadtplanung verantwortlich. Viele schrieben Dietmar Prammer bereits von Beginn an den Sieg bei der Bürgermeisterwahl zu, er selbst jedoch äußerte sich dazu meist vorsichtig. Denn die Umstände, in denen er das Bürgermeisteramt sowie den SPÖ-Parteivorsitz übernahm, waren nicht einfach: Der Skandal um Ex-Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) trübte das Ansehen der Linzer Sozialdemokraten und auch auf Bundes- und Landesebene erlebt die SPÖ derzeit keine rosigen Zeiten. Bei seinem Wahlkampfauftakt am 15. November erinnerte Prammer seine Parteikollegen daran, dass man sich keine rosarote Brille aufsetzen dürfe und die Wahl keine „g’mahde Wiesn“ sei.
- Arbeitsplätze und Pflege: Die erreichten 40,2 Prozent beim ersten Wahlgang sieht Prammer als Bestätigung seines thematischen Schwerpunkts, auf den er auch für die Stichwahl setzt – dazu zählen die Sicherung der Arbeitsplätze, eine gesicherte Gesundheits- und Pflegeversorgung, gleiche Chancen für alle Kinder und mehr geförderter Wohnbau. Linz solle leistbar, sicher und sozial bleiben. Mit dem Umwidmungsstopp für die IT:U im Grüngürtel brachte sich Prammer viel Ärger seitens des Landes OÖ ein, aber auch viel Zustimmung von Bürgerinitiativen.
- Blick auf die Stichwahl: Die Wahlbeteiligung von 42,2 Prozent beim ersten Wahlgang interpretierte Prammer als Zeichen dafür, dass die Bevölkerung „an sich mit der Stadtpolitik zufrieden ist. Es wäre ansonsten ein Ansporn für jene gewesen, die finden, dass sich unbedingt etwas ändern muss.“ Auch wenn es bis zur Stichwahl darum gehe, die Unterschiede zu seinem Kontrahenten hervorzuheben, wolle er ein Bürgermeister für alle sein, so Prammer: „Ich bin niemand, der spaltet, sondern das Gemeinsame sucht. Es geht nur mit Zusammenarbeit.“
Michael Raml (FPÖ): „Stehe für einen Neustart in Linz“
Große Chancen, in die Stichwahl einzuziehen, wurden während des Wahlkampfes auch Michael Raml (FPÖ) zugeschrieben – nicht zuletzt aufgrund des Erfolgs seiner Partei bei den Nationalratswahlen und der bereits bestehenden blauen Beteiligung in der oberösterreichischen Landesregierung. Mit 20,4 Prozent der Stimmen erreichte Raml in Linz das bisher beste Ergebnis der FPÖ bei einer Bürgermeisterwahl und erstmals den Einzug eines freiheitlichen Kandidaten in die Stichwahl.
- Sicherheit und Migration: Raml ist seit 2019 Stadtrat und für die Agenden Sicherheit und Gesundheit zuständig. Im Wahlkampf und auch in Hinblick auf die Stichwahl setzt Raml auf seine Themenschwerpunkte Sicherheit, strenge Zuwanderungspolitik, soziale und wirtschaftliche Stabilität sowie Leistbarkeit. Etwa fordert der Linzer Stadtrat neben mehr Polizeibeamten, Schutzzonen und Videoüberwachung an neuralgischen Punkten auch eine eigene Sicherheitsstabsstelle. Integration müsse Voraussetzung für Sozialleistungen sein und das Beherrschen der deutschen Sprache Voraussetzung bei geförderten Wohnungen. Dazu fordert er auch eine Höchstquote für Drittstaatsangehörige bei GWG-Wohnungen.
- Fehlende Kruzifixe und Osttangente: Zuletzt forderte der Bürgermeister-Kandidat, fehlende Kreuze in Linzer Klassenzimmern aufzuhängen – diese seien „ein Symbol für unsere Kultur, Tradition und Werte“ und laut Landesgesetz Pflicht in oberösterreichischen Schulen, so Raml. Ein immer wieder auftauchendes Thema ist außerdem die Osttangente, die Raml als Lösung für überlastete Linzer Straßen sieht. Große Bedeutung spricht Raml auch dem Linzer Ordnungsdienst zu, dessen Mitarbeiter die Sicherheit und Sauberkeit in Linz erhöhen sollen.
- Blick auf die Stichwahl: Der Abstand an erreichten Stimmen zu seinem Kontrahenten war im ersten Wahlgang groß, jedoch zeigt sich Raml zuversichtlich in Hinblick auf die Stichwahl – die Karten würden noch einmal neu gemischt werden: „Ich glaube, dass alles möglich ist.“ Anders als Dietmar Prammer sieht Raml in der niedrigen Wahlbeteiligung eine frustrierte Bevölkerung. „Ich sehe großes Potenzial, weil viele dieser 60 Prozent, die nicht wählen gegangen sind, sich einen Neustart für Linz wünschen, und dafür stehe ich.“
Infos zur Stichwahl
- Warum kommt es zur Stichwahl? Wenn von den Kandidaten niemand mehr als 50 Prozent erreicht, gibt es eine Stichwahl. Die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen treten darin gegeneinander an.
- Wann ist die Stichwahl? Die Stichwahl findet am Sonntag, 26. Jänner, statt. Die Wahllokale haben von 7 bis 16 Uhr geöffnet.
- Wie finde ich mein Wahllokal? Sollte die amtliche Wahlinformation nicht oder nicht rechtzeitig im Postkasten landen, haben Wahlberechtigte die Möglichkeit, ihr Wahllokal online unter www.linz.at/stadtentwicklung zu finden. Dazu muss lediglich die Meldeadresse (Stichtag: 22. Oktober 2024) eingegeben werden. Die amtliche Wahlinformation ist im Übrigen nicht für den Wahlgang notwendig, lediglich ein amtlicher Lichtbildausweis.
- Wie kann man wählen? Wer am 26. Jänner nicht in seinem Wahllokal wählen gehen kann oder will, kann mittels Wahlkarte seine Stimme in jedem beliebigen Wahllokal abgeben: Diese kann bis 24. Jänner zu den Öffnungszeiten im Neuen Rathaus abgeholt werden. Briefwahlkarten müssen am Wahltag bis spätestens 16 Uhr eingelangt sein.
Mehr lesen: Ergebnisse und Reaktionen vom ersten Wahlgang am 12. Jänner
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