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Megaprojekt: Neues Rathaus in Linz wird ab 2030 generalsaniert, Mitarbeiter ziehen aus

Karin Seyringer, 08.07.2025 14:11

LINZ. (Update) 1985 als zentraler Verwaltungsstandort der Stadt Linz eröffnet, ist das Neue Rathaus mittlerweile in die Jahre gekommen. Die Vorplanungen laufen, Beginn der eigentlichen Bauarbeiten ist 2030. Eine Sanierung bei laufendem Betrieb ist nicht möglich, die Mitarbeiter müssen ausziehen. Ein mögliches Ausweichquartier findet sich am Europaplatz. Update: ÖVP, FPÖ und LinzPlus fordern einen umfassenden Blick auf alle städtischen Immobilien.

Neues Rathaus in Linz - das 40 Jahre alte Gebäude muss generalsaniert werden. (Foto: Volker Weihbold)

Die Sanierung des Neuen Rathauses ist notwendig besonders aufgrund baulicher, bauphysikalischer und technischer Mängel, wie die Stadt Linz mitteilt. Wiederkehrende Rohrbrüche würden ebenso zeigen, dass wesentliche Sanierungsarbeiten vorgenommen werden müssen.

„Unser Rathaus ist sowohl ein Verwaltungsgebäude, aber auch ein Haus für die Bürger. Im Neuen Rathaus zählen wir rund 1.000 Besucher täglich. Umso wichtiger ist es, dass wir hier rechtzeitig und zukunftsgerichtet handeln“, betont Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ).

Vorstudie bestätigt Sanierungsbedarf

Eine umfassende Vorstudie wurde durchgeführt, die folgendes zeigt:

  • Wasserzutritte und bauliche Schäden: Besonders betroffen sind die Decken über der Tiefgarage (1. und 2. UG) sowie die Außenanlagen – Dachterrassen, Pflanztröge und Lichtkuppeln. Diese Durchfeuchtungen gefährden langfristig die tragende Substanz des Gebäudes und begünstigen Schimmelbildung.
  • Bauphysik und Fassade: Empfohlen wird eine thermische Ertüchtigung durch Innendämmung sowie eine Verbesserung der Flankendämmung, zudem die Erneuerung der Glasfronten und Rahmen – zur Steigerung der Energieeffizienz und des Schallschutzes.
  • Technische Gebäudeausrüstung: Besonders im Abwassernetz zeigen sich viele undichte und schadhafte Stellen. Hier ist eine umfassende Sanierung unumgänglich.
  • Pflanztröge und Wurzelwucherung: Das ursprüngliche Entwässerungs- und Abdichtungssystem ist dem heutigen großvolumigen Bewuchs nicht mehr gewachsen. Die Wurzeln drohen, die Konstruktion zu beschädigen – mit möglichen Korrosionsfolgen an der Stahlbewehrung im Beton.

Generalsanierung bei vollständiger Gebäudeschließung

Im Zuge der Vorplanungen wurden zwei Varianten geprüft: eine Teilsanierung bei laufendem Betrieb oder eine Generalsanierung bei vollständiger Gebäudeschließung. Aufgrund der tiefgreifenden Eingriffe in die haus- und elektrotechnischen Anlagen ist eine Sanierung bei laufendem Betrieb nicht umsetzbar. Daher wurde die Generalsanierung mit vollständiger Absiedelung der Mitarbeitenden für die Dauer der Bauarbeiten empfohlen.

Zeitplan: Start der Arbeiten 2030, Wiedereinzug 2033

Die Sanierung soll etappenweise und mit genauer Planung erfolgen. Der Zeitplan sieht laut Stadt Linz folgende Meilensteine vor:

  1. Bis 2027 wird ein umfassendes Raum- und Funktionskonzept erstellt. Dieses bildet die Grundlage für den architektonischen Entwurf. Die Ausschreibung erfolgt 2025, Abschluss des Konzepts bis 2027.
  2. Bis 2028 wird auf Basis des Raumprogramms eine Fachplanung durchgeführt. Ziel ist ein fertiger Entwurf bis spätestens 2028.
  3. Parallel dazu starten die behördlichen Genehmigungen, die technische Detailplanung und die Ausschreibungen für die Bauleistungen.
  4. Der Auszug aus dem Neuen Rathaus sowie der Sanierungsbeginn sollen 2030 erfolgen. Die Bauzeit ist mit rund zwei Jahren veranschlagt. Ziel ist ein Wiedereinzug im Jahr 2033.

Mögliche Übergangsbüros am Europaplatz

In Gesprächen mit der Raiffeisenlandesbank OÖ werden mögliche Übergangsflächen am alten Standort am Europaplatz gesucht, heißt es von der Stadt Linz.

„Die Sanierung ist eine Investition in die Sicherheit, Funktionalität und Zukunftsfähigkeit unseres Verwaltungsstandorts. Sie erfolgt mit Verantwortung, Weitblick und einem klaren Zeitplan“, bekräftigt Bürgermeister Prammer.

Update: ÖVP, FPÖ und LinzPlus fordern umfassenden Plan

Die ÖVP Linz sieht angesichts der Ankündigung zur notwendigen Sanierung des Neuen Rathauses „besorgniserregende Zustände in öffentlichen Linzer Gebäuden“, die die Schuldenberg weiter explodieren lassen würden. „In der Gemeinderatssitzung am Donnerstag hat die Linzer Volkspartei SPÖ-Bürgermeister Prammer aufgefordert, für Klarheit bei den städtischen Finanzen zu sorgen: „Wir wollen einen ehrlichen Kassasturz: Wie hoch steigt der Schuldenstand noch und welche Sanierungsaltlasten kommen auf Linz zu?“, so Michael Obrovsky, Geschäftsführer der Linzer Volkspartei.

Die Stadt müsse jetzt einen Finanz-Notfallplan aktivieren. Allen voran müsse dieser für volle Transparenz bei der städtischen Finanzlage sorgen. Die Linzer Volkspartei fordert daher einen umfassenden Sanierungsplan für sämtliche städtische Immobilien: „Linz besitzt über hunderte Gebäude – unzählige davon sind in einem verheerenden Zustand. Das Neue Rathaus ist nur der Gipfel des Eisbergs, jedoch sind auch zahlreiche Schulen, Seniorenheime, Volkshäuser, etc. am absoluten Ende des Lebenszyklus angelangt. Es muss daher dringend ein Sanierungsplan erstellt werden, der zeigt, welche Investitionen wann notwendig sind und was sie kosten“, fordert Obrovsky. „Ziel muss sein, rechtzeitig zu sanieren, statt im Krisenmodus teure Notlösungen umzusetzen. Linz braucht eine solide Finanzplanung und keine bösen Überraschungen durch explodierende Sanierungskosten.“

Ähnlich sieht das das Linzer FPÖ. Laut FPÖ liegen erste Kostenschätzungen für die Sanierung des Neuen Rathauses bei „deutlich über 100 Millionen Euro“. Fraktionsobmann Wolfgang Grabmayr: „Auch das Neue Rathaus hat Sanierungsbedarf, aber es ist sicher nicht das dringendste Projekt in dieser Stadt. Was Linz wirklich braucht, ist ein umfassendes Sanierungspaket – mit Priorität auf Schulen, Altersheime und Volkshäuser.“ Und weiter: „Hier geht es um eine Investition in Höhe von vielen Millionen Euro – Millionen, die die Stadt Linz derzeit nicht hat. Wer solche Vorhaben ernsthaft finanzieren will, muss endlich den Mut haben, auf der Ausgabenseite konsequent zu sparen.“

Die FPÖ fordert daher eine Umverteilung der verfügbaren Mittel: „Wir müssen bei den freiwilligen Förderungen ansetzen und Ausgaben stoppen, die nicht der Grundversorgung der Linzer Bevölkerung dienen – etwa beim sogenannten Innovationshauptplatz oder bei Prestigeprojekten wie der Neugestaltung des Linzer Hauptplatzes“, so Grabmayr. „Bevor das Neue Rathaus ein neues Gesicht bekommt, müssen zuerst unsere Schulen, unsere Volkshäuser und unsere Altersheime in Ordnung gebracht werden.“

LinzPlus-Fraktionsobmann Lorenz Potocnik sieht ebenfalls einen umfassenden Blick als nötig: „Schon allein der Erhalt der bestehenden Bauten bringt die öffentliche Hand (egal ob Häuser, Straßen, Brücken oder Tunnels) an die Grenze ihrer Finanzkraft. Der Bestand erfordert eine sehr sorgfältige Vorgehensweise, alle städtischen Immobilien und Infrastrukturen müssen auf ihren Sanierungsbedarf erfasst und in die mittel- und langfristigen Budgetplanungen integriert werden. Sonst stolpern wir von einer 'Überraschung' zur nächsten,“ fordert der Stadtentwickler. 

Für Potocnik ebenfalls wichtig: „Das Neue Rathaus kann auch architektonisch weiterentwickelt und -gebaut werden. So müssen endlich die ursprünglich entwurfsprägenden Terrassen wieder öffentlich gemacht werden. Was es braucht, ist daher keine rein technische, bauphysikalische Sanierung, sondern eine kreativen, architektonischen Sanierungsentwurf. Die Sanierung der Megastruktur Neues Rathaus ist ein hochkreativer Prozess. Die besten Architekten müssen damit beschäftigt werden!“


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