Weihnachtsgeschichte - Promethea oder Hoffnung als Antwort auf die nie gestellte Frage des Lebens
Weihnachten kann uns die Zeit geben, über uns selbst nachzudenken. Zu welchem Schluss wir dabei kommen, liegt oft weniger im Denken als mehr in unserem Fühlen. An einem Tisch, der überall in unserer Region stehen könnte, macht sich Promethea Gedanken über dieses Fühlen.
Am Küchentisch sitzend starrte sie vor sich hin. Die zerkratzte Holzplatte vor ihr, die sie schon so lange kannte, war ein vertrautes Stück Alltag, das all ihre Gedanken geduldig in sich aufnehmen konnte. Der Duft von Tannennadeln und Kerzenwachs ließ ihre Gedanken um Weihnachten kreisen. „Weihnachten“, stellte sie sich im Stillen die Frage „was ist das eigentlich?“ Als sie ein Kind war, nicht wusste, welche Verwerfungen die Zeit ihr und der Welt bringen würde, blickte sie schon auf diese alte, schon damals zerkratzte Tischplatte. „Ein Fest“, dachte sie. Und das war es. Früher. Ein grüner, bis zur Decke reichender Tannenbaum, Kugeln, die aussahen wie Glas, aber aus Plastik waren, nachdem zu viele davon zu Bruch gingen. Kekse, Geschenke und die ganze Familie. „…die Ganze“, entwich ihr ein leichter, aber hörbarer Seufzer. Sie stand auf, ging zum Herd und goss sich eine Tasse Tee ein. Warum sie so verbittert geworden war, konnte sie nicht erklären. Zumindest keinem anderen. Und nicht schlüssig. Wer hörte sie schon? Zu sehr fühlte sie sich in ihrem Herzen gekränkt und zurückgesetzt. Wer half ihr damals? Hatte sie nicht alles selbst fertig gebracht? Ganz alleine? „Undankbarkeit“, verlor sie sich in Gedanken, „ist die Mutter der Verbitterung“ und konnte die Tränennicht mehr zurückhalten. Es begann zu schneien. Die Tränen stillten ihre Verzweiflung und legten einen sanften Schleier der Ruhe über ihr aufgebrachtes Gemüt. So saß sie da. An dem Tisch, der ihr immer stiller Zuhörer war. In ihr begann ein Pflänzchen zu keimen, das sogar dem Frost, der die Fenster mit Blumen zu bedecken begann, seine Kraft entgegensetzte. Ein Pflänzchen, dessen Blätter in den dunkelsten Stunden Licht bringen können, dessen Wurzeln auch schon vor über 2000 Jahren etwas Großes beginnen ließen und dessen Blüten ungeahnte Kräfte entwickeln können. „Hoffnung“, stieß sie hervor. „Weihnachten ist Hoffnung.“
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