NEOS verstehen sich als "Brücke zu den Menschen"
MELK, EURATSFELD. Die ehemalige Stiftsgymnasiastin tritt für die NEOS an. Im Tips-Interview skizziert die Euratsfelderin ihre Standpunkte.
Tips: Warum sind Sie in die Politik gegangen? Und wie gut stehen Ihrer Meinung nach die Chancen, dass Sie tatsächlich in den Nationalrat einziehen?
Brottrager: NEOS steht für mich nicht dafür, einen Job zu bekommen. Mein Ziel ist es, so viele Bürger wie möglich zu überzeugen, da NEOS die einzige Kraft ist, die die Mitte der Bevölkerung in so wichtigen Fragen wie Bildung, Wirtschaft und Europa vertreten wird.
Tips: Sollten Sie den Einzug in den Nationalrat schaffen: Welche Maßnahme würden Sie gerne als Erstes setzen?
Brottrager: Österreich liegt, was die Parteienförderung betrifft, international im absoluten Spitzenfeld. Durch eine Kürzung dieser Förderung um 50 Prozent würde ich Mittel freimachen, die in Bereichen wie der Bildung, oder dem Breitbandausbau dringend benötigt werden.
Tips: Niederösterreichweit treten zehn Parteien beziehungsweise Listen an. Warum sollte man daher gerade Ihre Partei wählen?
Brottrager: Wir verstehen uns als Brücke zu den Menschen und in die Zukunft, denn uns werden weder ein Linksruck noch ein Rechtsdrall voranbringen. Wichtig ist es, neue Wege in der Zusammenarbeit zu finden. Bisher konnten wir bei wichtigen Fragen (z.B. in der Bildung und Transparenz) die Themen setzten. Hier werden wir weiter Tempo machen.
Tips: Ein großes Thema ist die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Speziell für den Bezirk Melk: Wo sehen Sie hier Chancen beziehungsweise wie können im ländlichen Raum neue Jobs entstehen?
Brottrager: Der Bereich der Digitalisierung birgt aus meiner Sicht vor allem im ländlichen Raum enorme wirtschaftliche und gesellschaftliche Möglichkeiten, und kann Wohlstand und Lebensqualität steigern. Dazu braucht es neben einer Beschleunigung des Breitbandausbaus auch den Einzug der Digitalisierung auf allen Ebenen der Bildungseinrichtungen.
Tips: Migration, Asylwesen und Integration beschäftigen die Leute seit der Flüchtlingskrise 2015 massiv. Wie ist Ihr Zugang dazu? Hat der Bezirk die „Pflicht“ bei der Zuwanderung erfüllt beziehungsweise was erwarten Sie sich im Hinblick auf die Integration?
Brottrager: Integration funktioniert am besten auf Gemeindeebene bei uns in Niederösterreich. Um die beste Integration auch wirklich sicherzustellen, setzen wir uns für eine Residenzpflicht für Asylberechtigte, die Sozialleistungen beziehen, ein. Gleichzeitig braucht es auch eine österreichweite Regelung der Mindestsicherung.
Tips: Pendeln ist bei den Arbeitnehmern im Bezirk ein zentraler Punkt. Welche konkreten Verbesserungen braucht es im Öffentlichen Verkehr?
Brottrager: Wir müssen innovativ denken. Einerseits bedeutet das, die Fahrplantaktung besser auf die Bedürfnisse der Menschen auszurichten und die Vernetzung verschiedener Verkehrsanbieter zu stärken. Andererseits kann eine Entbürokratisierung den Unternehmern im ländlichen Gebiet die Möglichkeit geben, neue Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen.
Tips: In den kommenden Jahren soll eine Lehreroffensive angegangen werden. Was braucht es Ihrer Meinung nach für eine adäquate Ausbildung unserer Kinder?
Brottrager: Bildung ist das wichtigste Zukunftsthema. Weitgehende Autonomie an den Schulen ist dafür zentral. Kinder, Lehrer, Direktoren und Eltern wissen am besten, was sie am Standort brauchen. Die Politik sollte sich darauf konzentrieren, verlässliche rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen sicherzustellen.
Tips: Glasfaserausbau ist das zentrale Schlagwort beim Infrastrukturausbau im ländlichen Raum. Genügt das beziehungsweise welche guten Ideen hätten Sie noch?
Brottrager: Der Glasfaserausbau und die damit einhergehenden Möglichkeiten der Digitalisierung sind für den ländlichen Raum von großer Bedeutung. Der Glasfaserausbau sollte aus meiner Sicht weitaus schneller vorangetrieben werden. Er ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft, um Standorte von Unternehmen zu sichern und neue Unternehmen in der Region anzusiedeln.
Tips: Die Wohnkosten sind für viele Bürger ein Problem. Wie glauben Sie kann man das Mietpreisgefälle Stadt/Land in den Griff bekommen?
Brottrager: Zum einen braucht es eine Entrümpelung des Mietrechts und zum anderen eine Entschärfung der Bauvorschriften. Nur wenn mehr gebaut wird und gleichzeitig Anreize für die Vermietung bereits bestehender Wohnungen geschaffen werden, steigt das Angebot und die Mieten sinken wieder.
Tips: Im Pflegebereich wird ein massiver Fachkräftemangel prognostiziert. Welche Gegenmaßnahmen haben Sie parat?
Brottrager: Der Pflegeberuf ist momentan nicht auf Augenhöhe mit anderen Berufen im Gesundheitsbereich. Mit einem umfassenden Kompetenzkatalog sollten die Kompetenzen des Berufs sichtbar gemacht werden. Zusätzlich muss es möglich sein, diese Tätigkeiten über die Krankenkassen abzurechnen. Nur so kann es zu einer Aufwertung des Berufes kommen.
Tips: Welche europapolitischen Chancen und Möglichkeiten sehen Sie für den Bezirk?
Brottrager: Nur starke Regionen mit einem hohen Maß an Selbstverwaltung können ein starkes Europa sichern. In diesem Europa der Regionen spielt natürlich auch das Mostviertel, mit seinen starken Klein- und Mittelunternehmen und einer nachhaltigen Landwirtschaft, eine zentrale Rolle.
Tips: Ein heikles Thema ist der Datenschutz. Der „Bundestrojaner“ kommt bei den Diskussionen immer wieder aufs Tablett. Braucht es eine derart massive Überwachung oder ist weniger mehr?
Brottrager: NEOS lehnen den Einsatz eines „Bundestrojaners“ entschieden ab. Eine solche Spionagesoftware greift unter der Ausnützung von Sicherheitslücken massiv in die Grundrechte von uns ein. Wir sollten viel über wenige, anstatt wenig über viele wissen. Statt Überwachungspopulismus braucht es vorab eine Verbesserung der bereits bestehenden Möglichkeiten.
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