Mondseeland: Verbesserungsbedarf bei der Notfallversorgung geortet
MONDSEE. Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „ärztliche Versorgung im Mondseeland“ brachten viele Einwohner ihren Unmut über lange Wartezeiten im ärztlichen Notfall zum Ausdruck. „Wenn ich nachts einen Tierarzt brauche, ist der in 10 Minuten da, beim Notarzt kann es fast eine Stunde dauern“, brachte ein Landwirt die Problematik anlässlich der vom ÖAAB organisierten Veranstaltung auf den Punkt. „Die hohe Anzahl an Besuchern hat uns darin bestätigt, dass zum Thema medizinische Versorgung Handlungsbedarf besteht“ meint Wolfgang Kaltenleitner vom ÖAAB St. Lorenz. Ein während der Nachtstunden und am Wochenende in Mondsee tätiger Notarzt würde die Situation verbessern.
In der Galerie Schloss Mondsee kamen sowohl Politiker als auch Praktiker zu Wort: Landtagsabgeordnete Michaela Langer-Weninger unterstrich die Notwendigkeit zusätzlicher ärztlicher Kapazitäten zu den Randzeiten. Die von den Besuchern teilweise recht eindrucksvoll geschilderten Wartezeiten auf einen Arzt trotz lebensbedrohlicher Situationen waren durchaus ein Appell an die Abgeordnete, hier weiter aktiv zu sein.
Gottfried Achleitner, Leiter der Rot-Kreuz-Dienststelle Mondsee, berichtete über steigende Anforderungen für die meist freiwilligen Helfer: Die Rettung ist rasch vor Ort. Bis zum Eintreffen eines Arztes liegt die Verantwortung bei den Rettungsdiensten. Dieser Umstand macht die Dienste anspruchsvoller, die hiermit einhergehenden Weiterbildungspflichten steigen laufend. Bemerkenswert auch Achleitner's Aussage, dass bei Beiziehung eines Arztes oft die Sachlage vor Ort abgeklärt und die Patienten möglicherweise in häuslicher Pflege belassen werden könnten. Wenn aber kein Arzt zur Verfügung stünde, sei eine Überstellung in das nächste Krankenhaus notwendig.
Primar Walter Aichinger, Gesundheitssprecher der OÖVP, brachte einen guten Überblick über die Versorgungslage in Oberösterreich. Diese brauche einen Vergleich mit anderen Regionen nicht zu scheuen. Allerdings wies er auf Probleme im Nachwuchsbereich hin: Die vom Bund beschlossenen Beschränkungen bei den Medizinstudiumsplätzen mache sich nun bereits in einem massiven Rückgang bei den Turnusärzten bemerkbar: Bildete man beispielsweise in Wels vor wenigen Jahren noch um die 80 Ärzte aus - von denen ein erheblicher Teil die Ausbildung zum praktischen Arzt einschlug - so sind es nun nicht einmal mehr 20. Wobei derzeit keiner die Ausbildung zum praktischen Arzt absolviert, – was zunehmend Probleme bei der Nachbesetzung von Arztpraxen bescheren werde.
Ebenfalls am Podium: Der Mondseer Arzt Thomas Jörgner. Er konnte die Sicht der Ärzte vermitteln und es gelang ihm, zu erklären, warum die ärztlichen Bereitschaftsdienste in den Mondseelandgemeinden zu Gunsten des hausärztlichen Notdienstes in St. Georgen aufgegeben wurden. Jörgner verwies ebenfalls darauf, dass während der Nacht und am Wochenende schon aufgrund des großen Gebietes schwierige Situationen eintreten könnten und zusätzliche Notarztkapazitäten im Raum Mondsee wünschenswert wären.
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