Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

„Man bekommt einen Blick dafür, was interessant sein könnte“

Walter Horn, 10.08.2016 16:32

NEUHOFEN. Eine beeindruckende Sammlung von mehr als 3000 Fossilien hat August Hötzinger im Laufe der Jahre zusammengetragen.

Dieser Ammonit ist etwa 190 Millionen Jahre alt und das größte Stück in Hötzingers Sammlung.
  1 / 4   Dieser Ammonit ist etwa 190 Millionen Jahre alt und das größte Stück in Hötzingers Sammlung.

Die Leidenschaft für die Päläontologie packte den ehemaligen Postbeamten im Schalterdienst vor rund 40 Jahren, als er beim Helfen auf einer Baustelle zufällig einen Teil eines Ammoniten (Kopffüßler, die vor rund 65 bis 410 Millionen Jahren im Meer lebten) fand. Mittlerweile ist er im 75. Lebensjahr und hat drei Beiträge für den „Bundschuh“ geschrieben, hält Vorträge vor Schulklassen und hat Teile seiner Sammlung in verschiedenen Museen gezeigt.

Der spezielle Blick

„Die Paläontologie ist ein schönes, naturverbundenes Hobby“, sagt Hötzinger. Bei Wanderausflügen, bei denen er den Geologenhammer immer dabei hat, richtet sich sein Blick häufig in Richtung Boden. Ob versteinerte Hölzer oder Tierknochen und -zähne, Ammoniten, Seeigel, Muscheln und ähnliches: Die meisten Fundstücke sind für Laien kaum zu entdecken, viele sind „innen schöner als außen“.

„Mit den Jahren bekommt man einen Blick dafür, was interessant sein könnte – zum Beispiel Steine mit besonderen Mustern“, sagt Hötzinger. Die besten Chancen, etwas zu entdecken, habe man kurz nach oder während eines Regens, wenn der Staub von den Steinen geschwemmt wird. Interessant werde es auch in Schottergruben und überall, wo Erde bewegt wird: „Da kann schon mal was zum Vorschein kommen.“ Der Hobbypaläontologe beschränkt sich nicht ausschließlich auf Fossilien: „Nach Mineralien bücke ich mich auch.“

Hötzinger erzählt, dass er einmal im Wetterpanorama gesehen habe, dass in Going in Tirol eine Skipiste angelegt wird. „Am Rand der Piste schimmerte die Erde rot – das sah interessant aus. Am nächsten Tag bin ich hingefahren und habe tatsächlich etwas gefunden.“

Sein größtes Stück, einen riesigen Ammoniten, hat er beim Wandern in den Bergen entdeckt. Das Fossil ließ sich ganz leicht aus dem Gestein lösen, erinnert sich Hötzinger. Das größte Problem war dann, das 70-Kilo-Trumm nach Hause zu transportieren.

Viele Funde aus der Gegend

Seine Sammlung besteht zu 90 Prozent aus eigenen Funden (viele davon aus der näheren Umgebung), nur wenige Stücke hat Hötzinger gekauft oder eingetauscht. Außer Ammoniten hat er viele versteinerte Seeigel und Muscheln, etliche versteinerte Hölzer und Farne (bzw. deren Abdrucke) und sogar ein Backenzahnfragment eines Mammuts und Teile eines Stoßzahnes eines Mastodons aus Schernham bei Geiersberg.

Bestimmen und präparieren

Wenn Hötzinger die Fundstücke nach Hause gebracht hat, geht es erst ans Bestimmen, dann ans Präparieren. „Die Freude ist natürlich groß, wenn ich ein Stück finde, das schöner ist als die in der Fachliteratur dargestellten Funde.“

Mit seiner Steinsäge kann er Steine bis zu elf Zentimetern Dicke zerschneiden, mit größeren Stücken geht er zum Steinmetz. Je nach der Härte des umgebenden Steins verwendet Hötzinger zum Herausholen des Fossils einen Druckluftstichel oder eine Drahtbürste, seltener den Hammer. Beim Klopfen gibt es ein gewisses Risiko – die Gefahr, das Fundstück zu beschädigen, ist größer, wenn man rein manuell arbeitet. Manchmal ist die Trennung vom Muttergestein aber ganz einfach: „Man muss nur draufklopfen, und das Fossil löst sich.“ Ansonsten ist Fingerspitzengefühl gefragt.

„Unter den Hobbypaläontologen gibt es einen Spruch“, sagt Hötzinger schmunzelnd: „Beim vorletzten Schlag musst du aufhören!“

Sammlung

  • Nach telefonischer Vereinbarung (Tel. 0664/480 6368) ist August Hötzinger gerne bereit, Interessierten (bis hin zu Kleingruppen) seine Sammlung zu zeigen und zu erklären.

Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden