Keramik-Scherben aus der Steinzeit machen Schlögener Schlinge zu einem bedeutenden Fundort in Österreich
NIEDERKAPPEL. Pfeilspitzen, Sägen, Dolchspitzen, Steinbeile: Tausende Stücke aus der Steinzeit hat Gernot Krondorfer in den letzten Jahren an der Schlögener Schlinge gefunden. Die jüngste Entdeckung ist aber eine kleine Sensation: Auf einem Acker bei Niederkappel kam eine umfangreiche Keramiklage mit reich verzierten Scherben zu Tage, die die Region zu einem bedeutenden Fundgebiet Österreichs machen.
An die 15 Jahre schon widmet sich Gernot Krondorfer aus Ohnerstorf (Gemeinde Atzesberg) der Erforschung der Steinzeit entlang des oberösterreichischen Donautals. Er war es auch, der die erste Steinzeitsiedlung im Bezirk entdeckt hat, der 2011 eine große wissenschaftliche Ausgrabung folgte. Mittlerweile sind hier neun Siedlungsflächen nachgewiesen. „Der jetzige Fund ist ein Höhepunkt in meiner Forschungszeit“, freut sich der Hobbyarchäologe über seinen Glücksfund, „das ist eine schöne Belohnung für die intensive Arbeit.“ Querschnitt durch Chamer Kultur Auf einer Fläche von nur zwei Quadratmetern wurden knapp tausend Keramikfragmente in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt geborgen. Erst beim späteren Reinigen und Zusammensetzen der etwa 5000 Jahre alten Fragmente wurde das ganze Ausmaß des Fundes offenbar: „Die zusammengesetzten Gefäßteile stammen von mindestens 30 Töpfen und Schüsseln in unterschiedlicher Form und Größe. Sie zeigen einen beeindruckenden Querschnitt der steinzeitlichen Chamer Kultur“, erklärt Krondorfer näher. Darunter befindet sich auch ein wahres Prunkstück der Chamer Kultur: ein aufwändig verziertes Gefäßteil mit aufmodellierten Bögen. „Diese Kerbleistenzier gilt als arttypisch für die Anfangszeit dieser Steinzeitkultur und das Stück kann als absolutes Highlight angesehen werden. Zumeist dominieren recht schlichte Konturen mit einfacher Leistenzier.“ Die Fundstücke werden jetzt wissenschaftlich aufgearbeitet und typenchronologisch zugeordnet. „Auf jeden Fall ist das Interesse bei den Wissenschaftlern groß“, freut sich Gernot Krondorfer. „Dieser hochqualitative Fund begeistert vor allem deshalb, weil der Bereich des hiesigen Donautals auf der archäologischen Landkarte in Sachen Steinzeit bis vor kurzem noch ein weißer Fleck war. Erst jetzt konnte dieses Steinzeit-Kulturgebiet der wissenschaftlichen Erforschung erschlossen werden. Es präsentiert sich ein für die oberösterreichische Besiedlungsgeschichte enorm wichtiges und bisher fehlendes Bindeglied mit zahlreichen neuen Erkenntnisse.“ Krondorfer bietet in Zusammenarbeit mit der Landschaftsschule Donauschlinge auch Kurse für experimentelle Archäologie für Schulen an und will damit die Geschichte lebendig halten.
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