Im Vergleich zu Deutschland: Niedrigere Sparzinsen und höhere Inflation in Österreich

Verena Beneder, LL.B. Gastautor Verena Beneder, LL.B., 08.06.2023 11:30 Uhr

Die Arbeiterkammer stellt hohe Preisunterschiede bei Lebensmitteln fest. Die Inflation ist in Deutschland niedriger, gleichzeitig sind die Sparzinsen höher als in Österreich.

Lohnt sich der Einkauf in Deutschland? Vergleiche zeigen, dass viele Lebensmittel in Österreich deutlich teurer sind als bei den deutschen Nachbarn. Die Arbeiterkammer (AK) hat die Preise von 71 Markenartikeln in österreichischen und deutschen Online-Shops verglichen und dabei hohe Preisunterschiede festgestellt. Gleichzeitig locken deutsche Banken mit höheren Sparzinsen für Tagesgeldkonten im Vergleich zu österreichischen Instituten.

Österreichische Supermärkte verlangen mehr

Die Inflation in Österreich liegt seit Monaten deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Im Vergleich zu Deutschland steigen die Preise hierzulande stärker an. Dies spiegelt sich auch in den Lebensmittelpreisen wider. Laut einem Preismonitor der AK sind vergleichbare Markenartikel in Österreich durchschnittlich um 18 Prozent teurer als in Deutschland. Dass Produkte etwas mehr kosten, lässt sich oftmals auf die niedrigere deutsche Umsatzsteuer zurückführen. Wenn man allerdings die Mehrwertsteuer außer Acht lässt, sind die Produkte im Schnitt immer noch um 15 Prozent günstiger als in Österreich. Vereinzelt wurden sogar extreme Preisunterschiede von bis zu 150 Prozent festgestellt.

Höhere Sparzinsen in Deutschland

Neben den teureren Lebensmitteln bietet Deutschland auch attraktivere Sparzinsen. Deutsche Banken locken mit besseren Konditionen für Tagesgeldkonten im Vergleich zu österreichischen Instituten. Laut Preisvergleichen im Internet bieten deutsche Banken Neukunden aktuell bis zu 3 Prozent Zinsen für Tagesgeld, während es in Österreich lediglich bis zu 2,5 Prozent sind. Die höheren Zinsen sind zwar meist nur für einen begrenzten Zeitraum und liegen unter der Inflationsrate, dennoch scheinen auch hier die Deutschen einen Vorteil zu haben.

Teuerung verändert Kaufverhalten

Die österreichischen Haushalte geben trotz gestiegener Ausgaben weniger Geld für Lebensmittel aus. Im ersten Quartal 2023 lag die Einkaufsmenge zwei Prozent unter dem Niveau von Anfang 2019. Dieser Rückgang ist möglicherweise auf die Auswirkungen der Coronakrise zurückzuführen. Dennoch haben die Konsumenten vermehrt zu Aktionswaren gegriffen und häufiger Discounter besucht. Trotz der verstärkten Nutzung von Aktionen sind die Ausgaben für den Lebensmitteleinkauf im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent gestiegen, während der „RollAMA-Einkaufskorb„ im Schnitt um 16,6 Prozent teurer geworden ist. Die Diskonter haben einen signifikanten Anteil an den Einkaufsausgaben der Haushalte, etwa ein Drittel fließt in ihre Kassen.

Inflation und staatliche Garantien

Trotz der höheren Sparzinsen in Deutschland ist die Inflation dort deutlich niedriger als in Österreich. Im Juni wurde die Teuerungsrate in Deutschland auf 6,1 Prozent geschätzt, während sie in Österreich bei 8,7 Prozent lag. In beiden Ländern sind Einlagen bis zu einem gewissen Grenzwert staatlich garantiert. Es ist jedoch zu beachten, dass das Geld aufgrund der hohen Inflation gemessen an der aktuellen Teuerungsrate real pro Jahr zwischen 3 Prozent und 6 Prozent an Wert verliert.

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