Neue Entwicklungen im Fall Wirecard: Flüchtiger Jan Marsalek meldet sich bei der Justiz

Verena Beneder, LL.B. Gastautor Verena Beneder, LL.B., 18.07.2023 17:48 Uhr

Im Wirecard-Skandal, einem der größten Wirtschaftsskandale in Deutschland, hat Jan Marsalek, der seit drei Jahren flüchtige Hauptverdächtige, über seinen Anwalt Kontakt zur Justiz aufgenommen. Der ehemalige Finanzchef von Wirecard, der österreichischer Staatsbürger ist, meldete sich schriftlich beim Landgericht München I. 

Jan Marsalek, ehemaliger Finanzchef von Wirecard, setzte sich im Sommer 2020 ins Ausland ab, als der Zusammenbruch des ehemaligen DAX-Konzerns bevorstand. Verschiedenen Medienberichten zufolge soll Marsalek nach Russland geflohen sein, bestätigt wurde dies jedoch nie. Der Wirecard-Skandal dreht sich um Vorwürfe, dass das Unternehmen über Jahre hinweg Scheingeschäfte in Milliardenhöhe getätigt und dadurch hohe Kredite erschlichen hat. Markus Braun, der ehemalige Konzernchef, bestreitet die Vorwürfe und macht Marsalek dafür verantwortlich. In einem Brief an das Landgericht München äußerte sich Marsalek zu verschiedenen Aspekten des Verfahrens, jedoch wurden keine genauen Einzelheiten vom Gerichtssprecher bekanntgegeben.

Betrugsvorwürfe im Fokus

Warum sich Jan Marsalek ausgerechnet jetzt meldet, ist unklar. Medienberichten zufolge ging Marsaleks Anwalt nicht konkret auf die gegen den österreichischen Manager erhobenen Betrugsvorwürfe ein. Stattdessen äußerte er sich zum Drittpartnergeschäft des insolventen Bezahldienstleisters Wirecard. Marsalek ließ verlauten, dass dieses Geschäft existiert habe. Das Drittpartnergeschäft ist ein zentrales Thema im aktuellen Wirecard-Prozess gegen den früheren Konzernchef Markus Braun.

Marsalek belastet Mitangeklagten

Der flüchtige Ex-Vorstand soll laut „Wirtschaftswoche„ in seinem Schreiben auch Aussagen zu den unterschiedlichen Verfahrensbeteiligten gemacht haben. Insidern zufolge belastete Marsalek vor allem Oliver B., der als Kronzeuge der Anklage gilt. Dieser war lange Zeit Wirecards Statthalter in Dubai. Nach dem Zusammenbruch des Unternehmens beschuldigte er Braun und seinen ehemaligen Kollegen Stephan von E. Marsalek ließ das Gericht wissen, dass Oliver B. in mehreren Punkten nicht die Wahrheit sage.

Drohende Haftstrafen

Der Wirecard-Skandal führte zur Anklage gegen Markus Braun und zwei weitere Mitangeklagte. Ihnen werden unter anderem bandenmäßiger Betrug und Bilanzfälschung vorgeworfen. Sollten sie schuldig gesprochen werden, drohen ihnen lange Haftstrafen. Seit einigen Monaten wird am Landgericht München I in diesem Fall verhandelt.

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