Rätselhafter Fall: Chirurg infiziert sich bei OP mit Krebszellen – Forschung sucht Antworten
DEUTSCHLAND. Ein seltener Fall sorgt für Aufsehen: Ein Chirurg infizierte sich während einer Operation mit den Krebszellen eines Patienten. Die Übertragung wirft Fragen auf und beschäftigt die Forschung bis heute.
Ein einzigartiger medizinischer Fall sorgt seit Jahrzehnten für Diskussionen: Ein Chirurg infizierte sich während einer Operation mit Krebszellen seines Patienten. Was zunächst undenkbar klingt, ist in seltenen Fällen möglich – und wirft bis heute Fragen auf.
Wie Krebszellen übertragen wurden
Der Vorfall ereignete sich 1996 in Deutschland. Ein 53-jähriger Chirurg führte eine Operation durch, bei der ein pleomorphes undifferenziertes Sarkom, ein seltener Tumor im Bindegewebe, aus dem Unterleib eines Patienten entfernt werden sollte. Während des Eingriffs verletzte sich der Arzt an seiner Handfläche. Trotz sofortiger Desinfektion entwickelten sich Monate später an der Verletzungsstelle auffällige Veränderungen.
Die Diagnose: Ein Tumor identischer Art wie der des Patienten. Untersuchungen bestätigten, dass die Krebszellen während der Operation durch die offene Wunde in den Körper des Chirurgen gelangt waren und dort zu wachsen begannen.
Warum ist Krebs normalerweise nicht ansteckend?
In der Regel erkennt das Immunsystem fremde Krebszellen und zerstört sie. In diesem seltenen Fall jedoch konnte der Tumor das Immunsystem umgehen. Laut einer Studie im New England Journal of Medicine entwickelte sich eine Entzündungsreaktion um den Tumor, die dessen Wachstum jedoch nicht verhinderte.
Die Forschung geht davon aus, dass die Übertragung nur durch direkte Verletzungen oder extrem geschwächte Immunbarrieren möglich ist. Solche Fälle sind äußerst selten – weltweit gibt es nur wenige dokumentierte Berichte, meist bei medizinischem Personal oder Organtransplantationen von Spendern mit unerkanntem Krebs.
Was bedeutet der Fall für die Medizin?
Glücklicherweise konnte der Tumor des Chirurgen erfolgreich entfernt werden. Zwei Jahre nach der Operation zeigte der Arzt keine Rückfälle. Doch der Fall wirft wichtige Fragen auf: Wie können Tumorzellen Immunreaktionen unterwandern? Welche Vorsichtsmaßnahmen sind für medizinisches Personal notwendig?
Selten, aber aufschlussreich
Dieser außergewöhnliche Fall verdeutlicht, wie komplex Krebs als Krankheit ist. Während die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung für die Allgemeinheit praktisch ausgeschlossen ist, unterstreicht er die Bedeutung von Forschung und Prävention – nicht nur für Patienten, sondern auch für medizinisches Personal.
Solche seltenen medizinischen Phänomene zeigen, dass wir noch lange nicht alles über Krebs wissen. Sie geben jedoch wertvolle Einblicke, die langfristig zur Verbesserung von Therapien und Schutzmaßnahmen beitragen können.
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