Süßer Betrug: Wie gefälschter Honig Österreichs Imker in die Knie zwingt
ÖSTERREICH. Eine TV-Dokumentation deckt auf, was viele geahnt haben: In europäischen Supermärkten – auch in Österreich – findet sich zunehmend gefälschter Honig. Die Prüfverfahren sind veraltet, die Politik gefordert.
Die Enthüllungen der ZDF-Sendung frontal sorgen für Aufsehen: In zahlreichen Supermarktregalen der EU wird Honig verkauft, der mit billigen Zuckersirupen gestreckt wurde. Obwohl er als echter Bienenhonig deklariert ist, stammt er oft nicht ausschließlich aus der Natur, sondern wird industriell verfälscht. Besonders problematisch ist dabei, dass die gängigen Prüfmethoden, etwa die viel verwendete NMR-Analyse, diese Fälschungen häufig nicht erkennen. Die Untersuchungen der Technischen Universität Berlin bestätigten, dass diese Testverfahren gezielt unterlaufen werden können. So gelangen verunreinigte Produkte problemlos durch die Kontrollen – und landen beim nichtsahnenden Konsumenten im Einkaufswagen.
Fälschungen unterwandern den Markt
Auch Österreich ist betroffen. Laut dem Imkerverband Biene Österreich gefährdet die aktuelle Praxis nicht nur die Glaubwürdigkeit des Produkts Honig, sondern auch die Existenz regionaler Imkereibetriebe. Diese stehen unter zunehmendem Preisdruck durch Importware, die nicht nur günstiger, sondern in vielen Fällen auch minderwertig ist. Der Obmann Wolfgang Pointecker spricht von einer alarmierenden Entwicklung, gegen die dringend gegengesteuert werden müsse. Die bestehenden Kontrollen reichen laut seiner Einschätzung nicht mehr aus, um Verbraucher zu schützen und heimische Qualitätsproduktion zu sichern.
DNA-Analyse als Schlüssel zur Transparenz
Als vielversprechende Alternative zu den bisherigen Verfahren gilt die DNA-Analyse. Dieses molekularbiologische Verfahren ermöglicht eine deutlich präzisere Rückverfolgbarkeit des Honigs und ist weniger anfällig für Täuschungen. Indem genetische Spuren im Honig analysiert werden, lässt sich nicht nur die botanische Herkunft exakt bestimmen, sondern auch die Echtheit zuverlässiger nachweisen. Für die österreichische Imkerei wäre die Einführung dieser Methode ein wesentlicher Schritt in Richtung Produktsicherheit und Verbrauchervertrauen.
Politik gefordert, Imker unter Druck
Die Dokumentation zeigte außerdem auf, wie leicht Importware etwa aus China mit modernen Streckmitteln so manipuliert werden kann, dass sie in keinem Labor mehr auffällt. Selbst Produkte, die zu einem erheblichen Teil aus Zuckersirup bestehen, bestehen aktuell die EU-weiten Tests. Experten fordern daher nicht nur eine technische Erneuerung der Prüfsysteme, sondern auch ein stärkeres politisches Eingreifen. Das umfasst strengere Importkontrollen, empfindlichere Strafen bei Fälschungen und gezielte Maßnahmen zum Schutz heimischer Produzenten. Reinhard Hetzenauer, stellvertretender Obmann von Biene Österreich, betont, dass das Vertrauen der Konsumenten nur zurückgewonnen werden könne, wenn Herkunft und Qualität verlässlich überprüfbar seien. Österreich dürfe nicht länger zusehen, wie industriell gefälschter Honig den Markt überflutet.
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