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Doppelte Verschmelzung: Gravitationswellen verraten Schwarze Löcher zweiter Generation

Das internationale Netzwerk der Observatorien LIGO, Virgo und KAGRA hat zwei Verschmelzungen registriert, bei denen mindestens eines der beteiligten Schwarzen Löcher bereits ein früheres Fusionsprodukt ist. Die nun ausgewerteten Signale aus dem Herbst 2024 liefern starke Hinweise auf sogenannte hierarchische Verschmelzungen in dichten Sternhaufen.

Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher; Foto: KI-generiert
Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher; Foto: KI-generiert

Die beiden Ereignisse GW241011 und GW241101 zählen zu den markantesten Signalen der laufenden vierten Beobachtungsperiode der Gravitationswellen-Detektoren LIGO und Virgo. In beiden Fällen stießen Schwarze Löcher mit deutlich unterschiedlichen Massen zusammen, das schwerere Objekt lag jeweils bei rund 15 bis 20 Sonnenmassen, das leichtere bei etwa 6 bis 8 Sonnenmassen. Besonders auffällig sind die hohen Rotationsraten der massereichen Partner.

Die detaillierte Auswertung der Gravitationswellen mit statistischen Methoden zeigt: Die Kombination aus Masse und extremem Spin passt nur schwer zu klassischen Doppelsternsystemen, die isoliert entstanden sind. Deutlich besser erklären lässt sich das Muster, wenn das größere Schwarze Loch selbst aus einer früheren Verschmelzung hervorgegangen ist, also bereits eine Vorgeschichte besitzt. Diese Deutung stärkt das Bild eines gestuften Wachstums Schwarzer Löcher.

Dichte Sternhaufen als Brutstätten

Die Ergebnisse sprechen dafür, dass sich die Systeme in besonders dichten Sternhaufen gebildet haben. Dort treffen kompakte Objekte immer wieder aufeinander, neue Paare entstehen, bereits verschmolzene Schwarze Löcher können erneut Partner finden. Der beim Zusammenstoß entstehende Rückstoß reicht in solchen Umgebungen oft nicht aus, um das Objekt aus dem Haufen zu schleudern.

In lockeren Sternansammlungen wäre dies anders: Ein einziger Kick würde das Fusionsprodukt meist ins intergalaktische All hinauskatapultieren. Die nun beobachteten Signale legen daher nahe, dass ein Teil der bekannten Schwarzen Löcher in kosmischen Ballungsräumen aufwächst, indem mehrere Verschmelzungen aufeinander folgen.

Fenster in die Entstehungsgeschichte Schwarzer Löcher

Die Messungen zeigen zugleich die Reife der Gravitationswellenastronomie rund zehn Jahre nach der ersten Entdeckung. Immer feinere Details in den Signalen erlauben Rückschlüsse auf die innere Struktur und die Entstehungswege der Objekte. Parallel prüfen Forschende alternative Erklärungen wie seltene massive Doppelsterne, diese Szenarien erhalten nach aktuellem Stand jedoch deutlich weniger Unterstützung durch die Daten.

Mit weiteren Ereignissen aus der laufenden Messkampagne erwartet die Fachwelt ein noch schärferes Bild: Wie häufig sind hierarchische Verschmelzungen tatsächlich und welchen Anteil haben sie am Wachstum der Schwarzen Löcher im Universum.

Quellen:

Sky & Telescope

AIP


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