Trend geht hin zum Öko-Christbaum: "Weihnachten geht auch ohne Gift und Verpackung"
OFTERING/LINZ. Wenn der Heilige Abend immer näher rückt, wird es Zeit, sich um einen prachtvollen Weihnachtsbaum umzuschauen. Bestens beraten ist man bei einem der OÖ Christbaumbauern. Rudolf Netherer gehörte vor über 50 Jahren zu den Pionieren. Den Betrieb hat aber inzwischen sein Schwiegersohn Peter Sommer übernommen. Tips hat den beiden einen Besuch abgestattet.
„Früher haben die Leute einfach irgendeinen Besen aus dem Wald geholt und bei Neuschnee hat man dann ihre Fußabstritte entdeckt“, erinnert sich Rudolf Netherer. „Das waren damals alles Fichten, doch dann haben sich die Ansprüche verändert.“ Der inzwischen 80-Jährige war Forstberater bei der Landwirtschaftskammer und hat diesen Trend als einer der ersten in der Region erkannt und sein Glück mit einer Christbaumkultur probiert. „Zuerst wurden Weißtannen gesetzt, später dann die sogenannte Doppeltanne und dann wurde von einem Welser Gärtner die Blaufichte, mehr bekannt als Silbertanne, entdeckt“, erzählt Netherer im Tips-Gespräch.
Das große Geschäft mit den Christbäumen
„Auch wir sind diesem Trend damals gefolgt und haben auf Baugründen Blaufichten, Riesentannen und Coloradotannen gepflanzt und das ist von Anfang an gut gelaufen. Natürlich haben dann auch andere Bauern erkannt, dass da mit Christbäumen ein gutes Geschäft zu machen ist“, lacht Netherer. Die Ertragslage sei damals noch eine andere gewesen. „Man hat das Zehnfache mit den Christbäumen verdient im Vergleich zu heute. Mit der Überproduktion hat sich das natürlich verändert wie in allen Bereichen der Landwirtschaft.“ Der nächste Schritt sei dann das Aufkommen der Dänischen Tanne gewesen, die heute besser als Nordmann-Tanne bekannt ist. „Sie sind einfach die schönsten Tannen, haben einen symmetrischen Wuchs und sind sehr widerstandsfähig. Deshalb werden heute auch über 90 Prozent Nordmann-Tannen gesetzt“, weiß Peter Sommer, der die Christbaumkultur von seinem Schwiegervater inzwischen übernommen hat. Bereits vor 30 Jahren hat Netherer die Erzeugung auf bio umgestellt und diesen Weg geht Sommer weiter. „Wir verwenden keinen Dünger und auch sonst keine Chemie. Bei uns wird das Unkraut dreimal im Jahr ausgeschnitten und wenn ein Baum von Schädlingen befallen ist, dann wird er niedergeschnitten und verbrannt“, betonen Netherer und Sommer. „Wir sind auch überzeugt, dass die Bäume deswegen nicht langsamer wachsen, weil wir einen sehr nährstoffreichen Boden haben.“ Gegen einen zu schmalen Wuchs wendet Sommer eine Spezialzange an, die er in Dänemark entdeckt hat.
Es geht auch ohne Plastiknetz
Mit der bekommt der Baum ein paar Zwicker, wodurch das Wachstum beeinflusst wird. Auch beim Thema Verpackung gehen die beiden Verfechter einer natürlichen Bewirtschaftung einen unkonventionellen Weg. „Wir verwenden keine Netze. Das ist unnötig und der Baum wird dadurch nur verletzt. Diesen Verpackungswahnsinn wollen wir nicht unterstützen, nur weil dadurch ein paar Nadeln in einem Auto landen könnten“, verrät Netherer.Aussuchen kann man sich seinen Christbaum übrigens schon das ganze Jahr über in der Kultur vor Ort oder erst kurz vor Weihnachten am Standort in der Freilinger Straße 12 oder in Linz im Mörtelbauerweg 2.
Neuer Trend: Die Tannesoll am Leben bleiben
In den vergangenen Jahren wurde der Wunsch nach lebenden Bäumen immer lauter. „Der neueste ökologische Gag ist, dass sich einige Leute einen lebenden Baum liefern lassen und ihn dann wieder abholen und wieder einsetzen lassen“, verrät der studierte Landschaftsarchitekt Peter Sommer. „Dieser Trend ist aber erst am Anfang. Ich gehe davon aus, dass das stärker kommt.“ Fest steht, hinter einem schönen Christbaum steckt jede Menge Arbeit von der Pflanzung im Frühjahr über die Pflege das ganze Jahr über bis hin zur Ernte im Winter. Will man eine raumhohe Tanne, dann braucht diese rund acht bis zehn Jahre, bis sie diese Größe erreicht hat. Sommer will 2020 mit einer neuen Schneidetechnik experimentieren, die er sich in Deutschland abgeschaut hat. Ein weiterer Schritt für den Profi, um den Kunden noch schönere Exemplare anbieten zu können.
Mehr über die OÖ Christbaumbauern und wo sie zu finden sind: www.weihnachtsbaum.at/oberoesterreich
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