Sexpodcast made in Oberösterreich: Wie alles begann
OÖ/BRAUNAU. Der Sex- und Dating-Podcast „Couchgeflüster“ von Journalistin Sinah Edhofer und Influencerin Leonie-Rachel Soyel zählt mittlerweile zu den größten Podcasts des Landes. Sie wollen vor allem eines erreichen: „dass wir offener über Sex reden“. Die gebürtige Braunauerin Sinah erzählt über die Anfänge des Podcasts und warum sich die Stadt/Land-Kluft beim Thema Sex baldmöglichst schließen sollte.
Das Aufwachsen im beschaulichen Braunau am Inn hatte viele gute Seiten: das Spielen in Omas Garten, die frische Luft und die lauen Sommernächte zum Beispiel. Es gab aber auch negative Aspekte. Zum Beispiel, wenn es um die Erforschung der eigenen Sexualität ging.
Wenn man sich als heranwachsende, junge Frau am Land allzu offen für Sex und all seine Facetten interessierte, galt man recht schnell als „frühreif“, als „Luder“ oder „notgeil“. Obwohl ich mich bei dem Thema lange Zeit sehr bedeckt hielt, wollte die Journalistin in mir alles darüber wissen. Tabus waren mir immer lästig und gegen diese verkrampfte Biederkeit rebelliere ich, seitdem ich denken kann.
Ich habe nie verstanden, warum man als Frau keinen „casual sex“ haben sollte, warum alleinstehende Frauen ständig nach ihrem Beziehungsstatus beurteilt werden, warum die Leute über Blondinenwitze lachen und warum man immer noch diese widerlichen, sexistischen „Büchsenmacher“-Schilder aufhängen muss, wenn eine Tochter geboren wird. Mit dem Kruzifix über der Eckbank huldigt man brav dem Herrgott, aber die Quelle allen Lebens bezeichnet man als „Loch“: Was ist das für eine Logik? Und vor allem: Was sagt das über das allgemeine Frauenbild aus?
Diesem beschaulichen Oberösterreich gebührt deshalb meine ganze Hassliebe. Einem Land, in dem die Birnenbäume so schön blühen, aber der Horizont vieler Leute nur von einem Ortstaferl zum nächsten reicht. Ein Land, dass ich stets mit dem Geruch von frischgebackenem Apfelstrudel assoziiere, aber eben auch mit Engstirnigkeit. Ein Land, in dem du Freundschaften fürs Leben schließen kannst, aber wehe du sprichst dich für Feminismus beim Stammtisch aus.
Ohne Scham
Der Umzug nach Wien war für mich der langersehnte Befreiungsschlag. Endlich konnte man sich ohne Scham über Themen austauschen, über die man „dahoam“ niemals öffentlich gesprochen hätte. So kam es, dass Leonie und ich vor zwei Jahren einen Podcast gestartet haben, in dem wir über all das quatschten, was Frauen im Bezug auf Sex und Beziehung interessiert. Von Periodensex über Verhütung bis hin zu Liebeskummer: Jeden Sonntag sprechen wir über Themen, die unsere Zuhörerinnen und Zuhörer bewegen. Mittlerweile haben uns über 200.000 Menschen in 113 Ländern weltweit gehört. 1,7 Millionen Streamings konnten wir bisher erzielen, Tendenz steigend. Wir tauschen uns regelmäßig mit unserer Community über Instagram aus und lernen selbst jeden Tag dazu. Mein wichtigstes Learning bisher: Wir müssen als Gesellschaft offener mit dem Thema Sex umgehen. Tabus lassen uns nämlich nicht nur geistig verarmen, sie machen noch dazu krank. Da hilft dann auch kein Weihwasser mehr.
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