60 Jahre pro mente Oberösterreich: Immer mehr Menschen trauen sich, Hilfe zu holen
OÖ/LINZ. Seit 60 Jahren hilft pro mente Oberösterreich unter dem Motto „Helfen statt ausgrenzen“ Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und setzt sich gemeinsam mit ihren Partnern für eine gesunde Psyche ein. Wie es gelingen kann, diese trotz vieler Herausforderungen zu stärken, erfahren Besucher heute beim Tag der psychischen Gesundheit im Ursulinenhof Linz.
Pro mente Oberösterreich unterstützt Menschen aller Altersgruppen bei psychischen und sozialen Belastungen, das schon seit 1964. Das breite Angebot hat sich über die Jahre hinweg entwickelt. In einer Zeit, in der Psychiatrien noch „Irrenanstalten“ genannt wurden und in der Patienten oft nur wenige Wochen behandelt und danach jahrzehntelang „verwahrt“ wurden, entstand die Idee, es besser zu machen.
Vorreiterrolle in Österreich
Wie Kurosch Yazdi-Zorn, Vorstandsvorsitzender der pro mente OÖ und Vorstand der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin am Kepler Uniklinikum berichtet, ging es anfangs darum, Menschen wohnortnah aus dieser „Verwahrung“ zu verlegen und sie dort zu betreuen. Damit sei pro mente Oberösterreich bundesweit Vorreiter gewesen, später kam das die Suchberatung hinzu – auch hier sei „Point“, die Beratungsstelle der pro mente für Suchtfragen in Linz die erste ihrer Art in Österreich gewesen. Die Psychiatrie entwickelte sich laufend weiter, damit kam auf, dass es gut wäre, wenn Patienten aktiv einer Tätigkeit nachgehen. Daraufhin wurden die Arbeitstrainingszentren gegründet und verhalfen Patienten fortan zu mehr Selbständigkeit. So entstand im Laufe der 60 Jahre eine große Angebotspalette.
pro mente mit 180 Standorten in ganz Oberösterreich
Heute betreibt die pro mente 180 Standorte in Oberösterreich und beschäftigt 1500 Angestellte. 2.600 Personen werden dauerhaft betreut, was auch eine Entlastung für den stationären Krankenhausbereich bedeutet. Eine große Herausforderung dabei sei die Finanzierung, so Yadzi-Zorn, denn die Zahl psychischer Erkrankungen sei weltweit am Steigen. Dem zugrunde lägen Faktoren wie Stress, die vielfältigen Krisen auf der Welt oder auch der Einfluss des Internets und von Social Media auf Kinder. Aus diesem Grund brauche es künftig einen verstärkten Fokus auf die „ganz jungen und die ganz Alten“. Letztere Gruppe würde im Hinblick auf psychische Probleme oft übersehen, sagt Yadzi-Zorn, gleichzeitig gibt es immer mehr ältere Menschen.
Immer mehr Menschen holen sich Hilfe
Gernot Koren, Geschäftsführer der pro mente OÖ, bemerkt eine gestiegene Nachfrage nach den Angeboten: „Manche Dinge, wie etwa die Krisenhilfe, konnten wir optimieren, die Suchtberatungsstellen wurden ausgebaut, aber irgendwo stehen wir an.“ Natürlich werde versucht, Wartelisten zu vermeiden, dennoch sei ein starker Andrang spürbar, manches verschiebe sich dann auf die Ambulanzen. „Die Belastungsmomente sind in Schichten angekommen, die früher gut durchtauchen konnten. Heute ist es bei vielen so, dass sie sagen 'Wenn jetzt noch etwas dazu kommt, dann geht es nicht mehr.'“ In der Psychotherapie habe man zwar das Kontingent erhöhen können, dennoch seien die Wartelisten lang. Yazdi-Zorn sieht zum einen die Zunahme an psychischen Erkrankungen verantwortlich, andererseits würden sich die Menschen eher trauen, Hilfe zu holen und die Angebote der pro mente in Anspruch nehmen. „Und das“, so der Primar, „ist positiv zu bewerten“.
Die pro mente begeht ihr Jubiläum mit dem „Tag der psychischen Gesundheit“ im Ursulinenhof und Feierlichkeiten am Abend.
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