Studie zeigt Lebensräume und Konfliktgebiete für Wolf in Österreich
Ö/OÖ. Das Thema Wolf polarisiert. Eine neue Studie der Universität für Bodenkultur (BOKU) zeigt, wo der Wolf in Österreich geeignete Lebensräume findet, wo aber auch gleichzeitig Konflikte entstehen können. Sie verdeutliche die Notwendigkeit von Monitoring- und Managementmaßnahmen, ist Landwirtschafts- und Umweltminister Norbert Totschnig (ÖVP) überzeugt. Oberösterreich übernehme als Pilotregion für das Wolfsmonitoring eine Vorreiterrolle, so Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP).
In der BOKU-Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft wurden Lebensraum und Konfliktpotenzial des Wolfes in Österreich untersucht. „Die Diskussionen zum Thema Wolf werden oft polemisch und emotional geführt. Wir hoffen, dass die Studie zum konstruktiven Diskurs auf Basis von wissenschaftlichen Grundlagen beiträgt“, so Studienautorin Jennifer Hatlauf.
Seit Beginn der 2000er Jahre breitet sich der Wolf in Europa wieder aus. Im Jahr 2023 wurden für Europa rund 21.500 Wölfe, mit jährlichen Zuwachsraten von bis zu 30 Prozent, geschätzt. Mit der zunehmenden Verbreitung steigen aber auch Konfliktpotentiale mit der Landwirtschaft, vor allem der Nutztierhaltung, sowie der Bevölkerung im ländlichen Raum. Besonders dort, wo die Almwirtschaft stark ausgeprägt ist, nehmen die Konflikte zu. Im Jahr 2024 wurden laut Zahlen des Ministeriums 340 Weidetiere von Wölfen gerissen, heuer waren es bis August 224 – davon 216 Schafe. Zusätzlich wurden 56 Tiere verletzt.
Wolfsaktivitäten in Oberösterreich
Laut Land OÖ wurden im Jahr 2023 82 Wolfsichtungen verzeichnet, 2024 waren es 133, 2025 bislang (Stand 29. Oktober) 78. Vergrämungsmeldungen gab es 15 im Jahr 2023, 14 vergangenes Jahr und zehn bislang 2025. Abschussfreigaben sind 2023 vier erfolgt, 2024 zwei, im Jahr 2025 noch keine.
„Balance aufrechterhalten“
„Das Großraubtier Wolf ist nicht mehr vom Aussterben bedroht. Angesichts zunehmender Konflikte mit dem Menschen gilt es nun, die Balance in der Natur- und Kulturlandschaft aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, dass der Wolf seine natürliche Scheu vor dem Menschen nicht verliert“, so Landwirtschafts- und Umweltminister Norbert Totschnig.
Studie als Grundlage für Monitoring und Maßnahmen
Nach der Herabsenkung des Schutzstatus für den Wolf auf EU-Ebene durch Änderungen in der Berner Konvention und der FFH-Richtlinie müssten auf nationaler Ebene die Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Naturschutz- und Jagdgesetze angepasst werden können, so Totschnig.
Einerseits sei die Einrichtung und Etablierung eines aktiven Wolfmonitorings in Österreich nötig, andererseits müsse der günstige Erhaltungszustand als Voraussetzung für ein aktives Wolfsmanagement festgestellt werden.
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Karten-Kombinationsmodell
Mit der Studie wurde untersucht, wo der Wolf in Österreich rein ökologisch gesehen geeignete Lebensräume findet und wo diese Flächen gleichzeitig vom Menschen und von Nutztieren genutzt werden, sodass Konflikte entstehen können.
Mittels statistischer Methoden wurde eine Karte für den aus ökologischer Sicht potenziellen Lebensraum von Wölfen in Österreich errechnet.
Eine zweite Karte zeigt, wo höheres Konfliktpotenzial mit dem Menschen auftreten kann, beispielsweise durch die Anfälligkeit für Nutztierrisse in Almregionen. Die Kombination dieser beiden Karten ergibt das „Kombinationsmodell“.
„Wichtiger Baustein“
„Die vorliegende Studie ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem funktionierenden und wissenschaftlich gut abgesicherten Wolfsmanagement in Österreich. Dort, wo der Wolf für Konflikte sorgt, benötigen wir auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse praktikable Lösungen und Dialog statt Polarisierung. Am Ende braucht es ein aktives Management“, ist Totschnig überzeugt. Wichtig sei auch eine enge Zusammenarbeit mit den Nachbarländern sowie stärkere internationale Abstimmung und europaweite Betrachtung.
Langer-Weninger: OÖ mit Vorreiterrolle
„Die Studie zeigt, dass waldreiche und dünn besiedelte Regionen für Wölfe attraktiv sind. Schön und gut – aber das darf nicht dazu führen, dass sich Menschen in Wolfs-Brennpunktregionen wie dem oö. Mühlviertel nicht mehr frei bewegen können“, so Oberösterreichs Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger zur Studie. Deshalb sei es so wichtig, dass das OÖ Wolfsmanagement gezielte Maßnahmen für Problemtiere biete und so Sicherheit für Bevölkerung und Landwirtschaft schaffe.
Oberösterreich übernehme als Pilotregion für das Wolfsmonitoring eine Vorreiterrolle: „Mit fundierten Daten schaffen wir die Grundlage für ein europaweites Wolfsmanagement, das objektiv gerechtfertigt ist und gleichzeitig die Interessen der Regionen berücksichtigt.“
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