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Arbeitsdruck, Zeitstress, Burnout-Gefahr - Arbeiterkammer legt Studie zu Pflegekräften vor

Tips Logo Nicole Dirnberger, 17.12.2021 11:43

OÖ. Mehr Personal, kürzere Arbeitszeiten, planbarere Dienste: all das fordern die Pflegekräfte in einer Umfrage von dem Institut für Forschung und Beratung, Weiterbildung und Inhouse-Trainings (SORA) und dem Institut für empirische Sozialforschung (IFES) im Auftrag der Arbeiterkammer OÖ. Denn die Pflegekräfte seien auch angesichts der derzeitigen Lage in den Spitälern am Limit. 

Die Pflegekräfte sind auch angesichts der derzeitigen Lage in den Spitälern am Limit. Foto: FREEPIK2/shutterstock.com

„Jetzt in der Zeit ist es naheliegend auf die Pflegekräfte zu leuchten“, sagt IFES Geschäftsführer Reinhard Raml. Im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich führten IFES und SORA eine Umfrage über die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte und Handwerker durch. „Es gibt Warnhinweise, die in den Umfragen herauskommen“, so Raml. In keiner anderen Berufsgruppe sind die psychischen Belastungen so hoch wie in der Pflege. Das zeigt die aktuelle Auswertung des Arbeitsklima Index, die sich speziell mit körperlichen und psychischen Belastungen und deren Folgen auseinandersetzt. Während Beschäftigte in Fabriken und Handwerksberufen häufig über schlechte Gesundheitsbedingungen und hohe Unfallgefahr klagen, berichten Beschäftigte in Pflege- und Gesundheitsberufen am häufigsten über Zeitdruck und ständigen Arbeitsdruck. 55 Prozent der Pflegekräfte geben an, dass sie in ihrem Betrieb jemanden kennen, der schon einmal an einem Burn-Out erkrankt ist. „Das ist der höchste Wert den wir in den Berufsgruppen kennen.“ Gerade in der aktuellen Situation ist das mehrfach belastend. 

Alarmierende Folgen der Belastungen

Die Folgen sind alarmierend: Mehr als die Hälfte der Pflegekräfte leidet unter Schlafstörungen, sechs von zehn sind erschöpft und ausgelaugt. Jeweils rund 70 Prozent haben Muskelverspannungen und Rückenschmerzen. Ein Viertel hat hohen Blutdruck, ein Fünftel Herzrasen. 

„Hier sind die Arbeitgeber massiv gefordert, die Arbeitsbedingungen zu verbessern“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. 62 Prozent der Pflegekräfte sagen, sie könnten in ihrem Beruf durchhalten, wenn sie kürzere und planbare Arbeitszeiten hätten. 51 Prozent bräuchten weniger Stress und gesundheitsfördernde Maßnahmen. „Es ist ganz wichtig die Arbeit so zu gestalten, dass auch zwischendurch eine Verschnaufpause ist“, erklärt Raml. Mehr als ein Drittel sieht den einzigen Ausweg darin, einer anderen Tätigkeit nachzugehen. „Um die Flucht aus der Pflege aufzuhalten, müssen die Zuständigen in der Politik und in den Betrieben jetzt sofort handeln“, bekräftigt der AK-Präsident.

Hohe Verantwortung für andere Menschen

Besonders belastend ist für die Beschäftigten in den Pflegeberufen die enorme Verantwortung für andere Menschen. Diese stiftet zwar Sinn, ist aber für sechs von zehn Pflegekräften eine Belastung. Fast ähnlich viele leiden unter dem ständigen Kontakt mit Schwerkranken, knapp die Hälfte klagt über körperlich anstrengende Arbeit. Hohe Konzentration, einseitige Belastungen, zu wenige und zu kurze Pausen sowie unregelmäßige und überlange Arbeitszeiten drücken ebenso aufs Gemüt von Pflegekräften.

 


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